Weltweites Experiment: 24. März ist „Computerfreier Tag“

M o n t r e al (PRO) - Wer schafft es, für 24 Stunden den Computer ausgeschaltet zu lassen? Dazu gibt es am 24. März ein weltweites Experiment: den computerfreien "Shutdown Day". Die Reaktionen auf den Aufruf zeigen: für viele ist es alles andere als einfach, einen Tag ohne Computer und Internet zu verbringen.
Von PRO

Ziel der Initiative „Shutdown Day“ ist es, den Menschen bewusst zu machen, ob sie eigentlich schon längst computersüchtig sind oder locker einen Tag mit anderen Dingen füllen können als mit Internet-Surfen, Chatten oder E-Mails.

„Sei Teil eines der größten weltweiten Versuche, die jemals im Internet stattfanden“, heißt es auf der Webseite zum „Schaltab-Tag“. Die Idee hatte der 29-jährige Kanadier Denis Bystrov aus Montreal. Zusammen mit seinem Freund Michael Taylor (27) startete er das Projekt, und schon nach fünf Tagen hatten sich 10.000 Menschen online dazu verpflichtet, den 24. März computerfrei zu verbringen.

Michael Taylor bekennt selbst: „Ich könnte und wollte mein Leben nicht ohne einen Computer verbringen. Ich verbringe oft Stunden damit, zu chatten, einfach weil meine Freunde online sind, statt sich wirklich zu treffen. Ich habe oft keine Zeit, ein richtiges Essen zu kochen, weil ich sehen muss, was es auf digg.com Neues gibt, welche neuen Videos es bei Youtube gibt und wer Kommentare auf meiner MySpace-Seite hinterlassen hat.“

Vielen Nutzern, die Nachrichten auf shutdownday.org schreiben, geht es ähnlich. „Wenn das nicht geht, brauche ich professionelle Hilfe“, ist ein User gespannt. „Bin süchtig und stehe dazu“, lautet das knappe Bekenntnis eines anderen. „Ich werd’s versuchen, kann’s aber nicht versprechen, wenn mich die Sucht packt, dann gibt es keinen Halt“, lautet ein typisches Statement eines weiteren Teilnehmers. Für einen anderen ist klar: er braucht den Rechner „wie die Luft zum Atmen, da er meine kreative Plattform bildet“. Ein Informatiker hingegen hat keine Bedenken: „Ich sitze im Betrieb fast den ganzen Tag vorm PC und bin fast froh, wenn ich daheim mal relaxen kann.“

„Ich mag das Internet, lasst mich in Ruhe“

Wer beim Experiment mitmachen will, kann sich mit Namen und E-Mail-Adresse registrieren und die Entscheidung treffen: ja, ich halte das durch! oder Nein, ich brauche meinen PC. Derzeit sehen sich knapp 44.000 Nutzer in der Lage, dem PC für 24 Stunden zu widerstehen. Doch für fast 7.000 angemeldete Besucher steht fest, dass sie keine 24 Stunden ohne Computer aushalten werden. Für jeden, der sich eingetragen hat, wird auf einer Weltkarte eine virtuelle Stecknadel an seinen Wohnort gesteckt.

Da die Initiatoren ihre Aktion auch auf der Video-Plattform Youtube bekannt gemacht haben, häufen sich auch dort die Kommentare zum „Shutdown Day“. In ihren Videobotschaften zeigen sich die meisten von der Idee begeistert. Viele veröffentlichen Videos, in denen sie zeigen, welche sinnvollen Dinge man an einem computerfreien Tag machen kann. Andere kreierten sofort eine Parodie mit der Aussage: „Ich mag das Internet, und deswegen lass ich mir auch nicht vorschreiben, wie oft ich es benutze. Also lasst mich in Ruhe.“

Bereits vor sieben Jahren habe ein japanischer Bürgermeister einen ähnlichen Vorstoß unternommen, berichtet die österreichische „Presse“. Damals wollte er allen seinen Beamten einen „computerfreien Tag“ verordnen, weil vor allem die jungen Bediensteten nur noch vor dem Bildschirm hingen und nicht mehr persönlich mit den Bürgern redeten, sagte Mitsuyasu Ota, Bürgermeister der westjapanischen Stadt Hirata.

Fernsehfreier Monat

Auch der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt habe 1978 einen fernsehfreien Tag pro Woche gefordert, weil übermäßiger Fernsehkonsum negative soziale Auswirkungen habe. Dabei gab es damals nur drei Fernsehprogramme, und obwohl bei einer Umfrage zwei Drittel der Deutschen die Idee unterstützten, konnte sich der Sozialdemokrat nicht durchsetzen. In Island gab es bis 1983 sogar einen fernsehfreien Monat – den Juli. Danach war bis 1986 der Donnerstag fernsehfreier Tag.

Vielleicht bedeutet der 24. März für so manchen die Offenbarung über die eigene Computersucht. Ein Teilnehmer des „Shutdown Day“ drückt die Spannung in bester Internet-Manier so aus: „Hehe, das schaff ich doch mit links. 🙂 *zitter* … Das ist doch wohl wirklich nicht schwer *zittert zitter*.“

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