Weltverfolgungsindex: Zunehmende Bedrohung in afrikanischen Ländern

Christen werden verstärkt in Ländern verfolgt, in denen islamische Gruppierungen an der Macht sind. Das gilt besonders für afrikanische Länder, zeigt der Weltverfolgungsindex 2013, den das christliche Hilfswerk Open Doors veröffentlicht hat. Platz eins der Liste belegt nach wie vor das kommunistische Nordkorea.
Von PRO

Nach Nordkorea stehen laut Open Doors ausschließlich Länder auf dem Weltverfolgungsindex, in denen islamischer Extremismus herrscht. An zweiter Stelle steht Saudi-Arabien, danach folgen Afghanistan, der Irak und Somalia. Auf den Plätzen sechs bis zehn stehen die Malediven, Mali, Iran, Jemen und Eritrea. Auch in Lybien, das von Rang 26 auf Rang 17 vorrückte, leiden Christen unter islamischen Extremisten. Durch Revolutionen habe sich in vielen Ländern ein Machtvakuum aufgetan, sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. Extremistische muslimische Organisationen bekämen so die Chance zur Machtergreifung. Herausragendes Beispiel dafür sei Ägypten, wo Revolution und demokratische Wahlen den Muslimbrüdern und Salafisten als Trittbrett zur Machtübernahme gedient hätten. In diesem Land und im Sudan, Nigeria, Syrien und im Irak stehen besonders Christen muslimischer Herkunft im Fokus. Sie gelten nach der Scharia als vom Islam Abgefallene. Ihnen drohe die Todesstrafe.

Auch in Ländern, in denen keine mehrheitlich muslimische Bevölkerung lebt, leiden Christen unter Gewalt und Unterdrückung. Als auffallendes Beispiel nennt Open Doors Syrien. Durch den Bürgerkrieg im Land werden viele Christen durch ausländische Islamisten, die der Syrischen Befreiungsarmee angehören, ins Visier genommen. Das Land rückt 2013 deshalb von Platz 36 auf Platz 11 vor. Weitere Länder, in denen Christen durch Islamisten aus Nachbarstaaten verfolgt werden, sind Kenia, Uganda und Tansania.

Nordkorea: Mindestens 50.000 Menschen in Arbeitslagern

Das kommunistische Nordkorea belegt, wie schon im vergangenen Jahr, Platz 1 des Weltverfolgungsindex. Nach Angaben von Open Doors befinden sich etwa 50.000 bis 70.000 Christen in Arbeitslagern. Schon auf den Besitz einer Bibel steht in dem Land die Todesstrafe. Die Gläubigen gelten dort als politische Feinde, da sie die "Juche"-Ideologie, die unter anderem den Menschen als Herrscher der Welt und Korea als Mittelpunkt der Welt bezeichnet, ablehnen und dem Staatsgründer Kim II. Sung sowie seinem verstorbenen Sohn Kim Jon II. keine Gottgleiche Verehrung entgegen bringen wollen. Trotzdem geht Open Doors von  200.000 bis 400.000 Christen aus, die ihren Glauben in Hauskirchen im Untergrund leben. In Saudi-Arabien, das Platz 2 belegt, gibt es eine eigene Religionspolizei, die auf die Einhaltung der Scharia achtet. Auch in Afghanistan, Platz 3 des Index, können sich Christen nur in kleinen Gruppen vereinzelt treffen. Eine offizielle Kirche gibt es nicht mehr. Außerdem werden immer wieder ausländische Christen durch extremistische Gruppen wie die Taliban ermordet oder entführt und zum Verlassen des Landes gezwungen.  

Zweifelhafte Verbesserungen

Der aktuelle Weltverfolgungsindex zeigt aber auch einige Verbesserungen. China belegt nur noch Platz 37. Im vergangenen Jahr stand das Land auf Platz 21. Kirchen gelten dort zwar weiterhin als illegal, Hauskirchen dürfen aber bestehen, wenn sie sich an bestimmte Regeln halten, und Gottesdienste dürfen gefeiert werden. Die Regierung übt jedoch eine strenge Kontrolle aus und verlangt genauen Bericht über die Aktivitäten der Christen. Trotzdem befinden sich nach Schätzungen von Open Doors weiterhin etwa 100 Christen im Gefängnis. Auch der südasiatische Staat Bhutan rutschte einige Plätze nach hinten. Er liegt nun an 28. statt an 17. Stelle. "Open Doors" weist darauf hin, dass die Verbesserung dieser Länder lediglich an einer Verschlechterung der Situation in anderen Ländern liege.

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, bezeichnete die Ergebnisse des Indexes als "alarmierend". Es müsse immer wieder auf die Bedeutung der Religionsfreiheit hingewiesen werden. Das könne bereits der erste Schritt zu einer Verbesserung der Situation der Christen sein, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Auch Patrick Meinhardt, Sprecher der Gruppe "Christen in der FDP-Bundestagsfraktion" und Vorsitzender der Parlamentariergruppe Östliches Afrika, bezeichnete den Anstieg der Christenverfolgung als "Alarmsignal". Die EU und die UNO dürften nicht hinnehmen, dass besonders auf dem afrikanischen Kontinent durch den zunehmenden Islamismus ein Klima der Gewalt gegen Christen entstehe. "Wir sollten hochoffiziell darauf dringen, dass sich die Afrikanische Union mit der Frage der Christenverfolgungen beschäftigt", heißt es in der Stellungnahme. Der CSU-Europaabgeordnete, Martin Kastler, forderte von der Politik, das Thema Christenverfolgung und Religionsfreiheit verstärkt zu thematisieren. Gerade für eine effektive Entwicklungspolitik auf dem afrikanischen Kontinent müsse dort Frieden entstehen. Das funktioniere aber nur, wenn Menschen nicht um ihres Glaubens willen verfolgt würden.

Der Weltverfolgungsindex 2013 bezieht sich auf einen Zeitraum vom 1. November 2011 bis zum 31. Oktober 2012. Er dokumentiert die Christenverfolgung in 50 Ländern. Derzeit werden laut Angaben der Organisation rund 100 Millionen Menschen weltweit wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt oder bedrängt. (pro)

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