„Weltspiegel“: Massive Angriffe auf Christen im Irak

B a g d a d (KEP) - Die Angriffe auf Christen in Bagdad, ihre Geschäfte und selbst Kirchen haben dramatisch zugenommen. Radikale Islamisten wollen die Andersdenkenden aus dem Land drängen, säen Angst und Hass. Das berichtete der Nahost-Korrespondent für ARD und SÜDWEST Fernsehen, Patrick Leclercq, in einem Beitrag in der Sendung "Weltspiegel".
Von PRO

„Mehrere hunderttausend Christen haben die Hauptstadt Iraks bereits verlassen. Sie haben sich in den Kurdengebieten im Norden des Landes angesiedelt oder sind gleich ins Ausland gegangen“, so Leclercq weiter.

Kirchen durch Stacheldraht geschützt

„Der 45-jährige Saad Jarjis ist vor einem Jahr nach Karrada, im Süden Bagdads, gezogen. In seinem alten Viertel hatten sie gedroht, seinen Laden in die Luft zu jagen. ‚Die Sicherheitslage ist katastrophal‘, meint der Spirituosenhändler. ‚Wir machen schon am späten Nachmittag den Laden zu, abends wird es in den Straßen einfach viel zu gefährlich.‘

Auf dem Markt trifft Saad immer weniger Gleichgesinnte, obwohl es in dem Viertel immer noch neun Kirchen gibt. ‚Früher gingen meine Mutter und meine Schwester hier alleine einkaufen. Sie waren unter Freunden. Es ist zu gefährlich geworden. Jetzt habe ich den Job übernommen.‘ Seine Frau lebt in ständiger Angst um ihren Mann. Die Tochter, im Kindergartenalter, darf aus Angst vor Entführungen nicht mehr aus dem Haus. ‚Bei jeder Explosion, bei jedem Angriff mache ich mir um meinen Mann Sorgen.‘

Und selbst die chaldäische Kirche ist durch Stacheldraht geschützt. Nur unter Feuerschutz ist der Messebesuch überhaupt möglich. Volle bürgerliche Rechte werden den Christen im Irak noch immer verweigert. Dabei leben sie seit dem zweiten Jahrhundert in dem Gebiet, das heute den Irak ausmacht.“

Christen seit 2. Jahrhundert in Region

Wie viele Christen im Irak leben, ist nicht genau bekannt. Schätzungen gegen von 500.000 bis zu mehr als einer Million Menschen aus, die Christen sind. Die Mehrheit der rund 23 Millionen Iraker sind Muslime, rund 60 Prozent der Bevölkerung gehören der schiitischen Glaubensrichtung des Islam an. Die ersten christlichen Gemeinden bildeten sich im alten Mesopotamien ab dem 2. Jahrhundert. Heute sind die chaldäischen Katholiken die größte Glaubensgemeinschaft unter den Christen im Irak. Ihre Kirche ist mit Rom uniert. Hinzu kommen mehrere kleinere Gruppen. Auch schätzungsweise 15.000 Protestanten leben im Irak.

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