„Weltbild-Verlag“ passt doch ins katholische Weltbild

Die Katholische Kirche rudert zurück und ändert ihre Meinung: Die Verlagsgruppe "Weltbild" wird nicht verkauft, sondern soll in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt werden. Der Vorsitzende der Geschäftsführung des Verlags, Carel Halff, bestätigte damit einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ).
Von PRO

Nach FAZ-Angaben einigten sich die Gesellschafter der zwölf katholischen Bistümer, dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und der Soldatenseelsorge Berlin am Dienstag darüber, die Anteile einer noch zu gründenden Gesellschaft zu übertragen. Eigentlich hatte sich die katholische Kirche im November schnellstmöglich von dem Verlag trennen wollen. Die kirchlichen Eigner hatten sich mit ihrer Beteiligung am Verlag unwohl gefühlt, weil das Unternehmen sein Geld auch mit erotischer und esoterischer Literatur verdiene.


Redakteur Bernhard Müller hat in einem Artikel auf "Welt Online" im November das Gebaren aufgedeckt: "Wasser predigen und Wein trinken – Keuschheit predigen und Pornos verkaufen", schrieb Müller. "Seit 30 Jahren ein Flirt mit Geld und Macht. Unter Missachtung ethischer und moraltheologischer Verpflichtungen hat sich die Kirche mit ihrem hauseigenen Konzern zu einem ‚Major Player‘ im Mediengeschäft hochgepuscht. Dieser Weg nach oben hat Millionen an Kirchensteuergeldern verschlungen." Zum Online-Angebot von "Weltbild" gehören etwa 2.500 erotische Titel. Darunter sind auch Bücher des Verlages "Blue Panther Books" mit seiner Sex-Prosa der Reihen "Anwaltshure", "Vögelbar" und "Schlampen-Internat", meldete "Welt Online".



Gute Perspektive für Mitarbeiter


Damals hielt es die Kirche nach massivem internen Druck für ihre Pflicht, sich von dem Unternehmen zu trennen. "Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen", hatte damals unter anderen Kardinal Joachim Meisner aus Köln gewettert. Kirchenexperten meinten, dass auch Papst Benedikt XVI. die Entscheidung zum Verkauf befeuert habe. Im November mussten drei Aufsichtsräte das Unternehmen verlassen.


Was das für die Mitarbeiter bedeutet, ist laut Branchendienst "Kress" unklar. "Weltbild"-Geschäftsführer Carel Halff zeigte sich zufrieden mit der Lösung: "Für alle Mitarbeiter ist das eine gute Perspektive, denn nichts ist so auf Dauer angelegt wie eine Stiftung", sagte Halff der Deutschen Presseagentur (dpa). Laut dem Beschluss der Gesellschafter soll die Stiftung gemeinnützige, kulturelle und kirchliche Ziele verfolgen und keine Gewinne ausschütten.


Dies bestätigte der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Beer in Augsburg in einer offiziellen Stellungnahme am Donnerstag. Die Gesellschafter verzichteten auf Verkaufserlöse und zukünftige Gewinnausschüttungen. Die Stiftung werde alleiniger Gesellschafter der Verlagsgruppe. Einzelheiten dazu würden in den kommenden Monaten ausgearbeitet. Anteilseigner seien große Körperschaften und die Umwandlung daher sehr aufwendig.


Stiftung gibt Stabilität



Geschäftsführer Halff wird auf "Welt Online" wie folgt zitiert: "Die Stiftungslösung gibt dem Unternehmen eine gute Stabilität und Perspektive angesichts der Umbruchsituation im Buchmarkt." Zudem seien die Arbeitsplätze der Mitarbeiter gesichert. Unternehmen mit etwa 6.400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt mehr als 1,6 Milliarden Euro zählt zu den größten Buchhändlern Deutschlands. Der "Weltbild-Verlag" ist unter anderem an einem Internet-Buchhandel, einem Verlag und den Filialen der Buchkette Hugendubel beteiligt. Die Zahl der jährlichen Kunden schätzt die FAZ auf mehr als 3 Millionen Menschen. (pro)

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