Anlass der Berichterstattung sind dieses Mal nicht inhaltliche Angebote, sondern veränderte Handelsschwerpunkte, die das Unternehmen belasten sollen. Weltbild hatte in den vergangenen Monaten das Online- und Internetgeschäft forciert und den stationären Handel zurückgefahren. Für dieses Jahr hat das Unternehmen noch keine Geschäftszahlen vorgelegt. 2012 lag der Umsatz bei 1,6 Milliarden Euro. Zuletzt hatte Weltbild nach eigenen Angaben vorübergehend Verluste gemacht.
Bistümer widersetzten sich Beschluss zur Firmenstruktur
Der FAZ-Artikel kritisiert auch die Eigentümer-Struktur. Das Unternehmen gehört zwölf katholischen deutschen Diözesen, dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und der Soldatenseelsorge Berlin. Ein Beschluss aus dem Jahr 2011, die Anteile in eine Stiftung zu überführen, sei nicht verwirklicht worden. Die Gründung einer Stiftung sollte dazu beitragen, dass Gewinne nicht den Bistümern zugute kommen, sondern dem katholischen Bildungswesen. Mit Köln, Trier, Aachen und Münster fühlen sich vier Bistümer nicht mehr an den Beschluss gebunden.
Mit der derzeitigen Gesellschafterstruktur sei auch unsicher, welchen Kurs Weltbild unter anderen Eigentumsverhältnissen ansteuere. Hinzu komme, dass der Umbruch in einer Branche stattfindet, „deren weitere Entwicklung insgesamt als unsicher und offen gilt“. Laut FAZ verhalten sich die Geschäftsbanken und kirchlichen Banken so, dass die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens nicht ausgeschlossen ist. Für Redakteur Daniel Deckers müssten die Bischöfe klären, ob sie im Zustand „organisierter Unverantwortlichkeit“ verharren wollen, oder die Eigentümerschaft in eine neue Rechtsform überführen.
Meisner hat sich 2008 distanziert
2008 hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner sich als erstes von Weltbild distanziert und die Gesellschafteranteile des Erzbistums treuhänderisch dem VDD übertragen. Vor drei Jahren wurde das Sortiment des Verlags dann heftig diskutiert. Es enthalte zu wenig christliche und zu viel pornografische Literatur. Die katholische Kirche wollte sich zunächst von dem Augsburger Verlag trennen, weil die Geschäftsführung der Glaubwürdigkeit der Kirche geschadet habe. Münchens Kardinal Reinhard Marx betonte, dass der Verlag auch Verantwortung für viele tausend Mitarbeiter und deren Arbeitsplätze trage.
"Fortbestand nicht gefährdet"
Von Unternehmensseite heißt es, dass der Umbau zu einer vorübergehenden Verlustsituation führe: „Aus Sicht der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Weltbild ist der Fortbestand des Unternehmens in keiner Weise gefährdet“, sagte eine Sprecherin, wenngleich mit den Umstrukturierungen erhebliche Investitionen verbunden seien. Zu Details wolle sich Weltbild nicht äußern, weil die kritisierten Punkte „im Wesentlichen unsere Gesellschafter betreffen“. Auch von ihnen wollte sich keiner öffentlich äußern. Die Verlagsgruppe beschäftigt nach eigenen Angaben 6.800 Mitarbeiter, davon etwa 3.500 am Standort Augsburg. (pro)