„Welt“-Autor Stoldt schreibt dazu: „Schießt ein Fußballer ein Tor, gehört das zu den erfüllendsten Momenten seiner Arbeitswoche. In diesen Augenblicken neigen gläubige Spieler dazu, demjenigen ihre Referenz zu erweisen, dem sie sich verdanken: ihrem Schöpfer. Dann reißen sie ihr Trikot hoch und zeigen ein T-Shirt mit Schriftzügen wie ‚Jesus liebt dich‘. Genau das hat die internationale Fußball-Organisation Fifa jedoch jüngst verboten, weil religiöse Botschaften im Fußball nichts zu suchen hätten.“
„Wen schädigt es, wenn ein Mensch seinen Glauben bekennt?“
Die Kritik von EU-Parlamentariern um den Christdemokraten Peter Liese an diesem Verbot kann Stoldt gut nachvollziehen: „Recht haben sie, die EU-Parlamentarier, schließlich gestattet die Religionsfreiheit öffentliche Bekundungen des eigenen Credos – sofern diese keinen anderen schädigen. Und wen schädigt es schon, wenn ein glücklicher Mensch für wenige Sekunden seinen Glauben bekennt?“
Die Fifa zwinge mit ihrem Verbot „religiöse Fußballspieler zur Schizophrenie“: Jenseits des Platzes dürften sie verkünden, „Gott sei ihnen das Wichtigste, in Freud und Leid. Aber sobald sie das Spielfeld betreten, soll Gott in der Kabine warten?“
Beispiel für „Rückzugsgefechte der Europäer“
Offenbar wolle Fifa-Präsident Blatter das Stadion „in einen bekenntnisfreien Raum verwandeln, um dort Konflikte zu vermeiden, die in zunehmend multireligiösen Gesellschaften wachsen könnten. Konkret: Da die T-Shirt-Bekenner meist Christen sind, könnten sich muslimische Zuschauer gestört fühlen.“ Das jedoch erinnere an andere „Rückzugsgefechte der Europäer, seien es Kruzifixe in Schulen oder am Hals britischer Stewardessen.“
Eine zunehmend heterogene Gesellschaft bleibe jedoch nicht dadurch friedlich, dass sie „Unterschiede gewaltsam unsichtbar macht und die Mehrheitskultur, die nun immer noch eine christlich-jüdische ist, verleugnet“, so Stoldt. Der „Welt“-Redakteur weiter: „Zum Glück sind Fußballer robust und unterlaufen die Fifa-Maßregelung bereits: Der Schalker Kapitän Marcelo Bordon hat sich jüngst ‚Jesus ist meine Kraft‘ auf den Rücken tätowieren lassen. Wer wollte ihm das verbieten?“