„Welt“: Scharfe Kritik an aktueller Familienpolitik

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) steht seit Monaten in der Kritik, ihre Familienpolitik nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu treffen - anstatt um mehr Verständnis für Familien zu werben. Auch "Welt"-Autorin Dorothea Siems sieht das so.
Von PRO

„Von der Leyens Ideal ist das Doppelkarriere-Paar – ihr eigenes Lebensmodell“, so die Autorin über das Ziel der CDU-Politikerin. Anlass dazu gab eine Studie der Bundesfamilienministerin und der Bertelsmann-Stiftung. Die Studie besagt laut Siems, dass Eltern mit gemeinsam mehr als 100 Stunden Arbeitswochen, Haushaltshilfen und Kinderfrauen von der Ministerin als „gesellschaftliche Trendsetter“ gepriesen würden. Dabei würden Mütter vor allem das Modell der Teilzeitarbeit bevorzugen.

Von der Leyens „permanente Erfolgsmeldungen triefen vor Selbstlob“, schreibt die „Welt“-Autorin in der aktuellen Ausgabe der Tageszeitung. Jedoch sinke beispielsweise die Zahl der Neugeborenen bereits etwas und die Elternzeit werde entgegen den Erwartungen nicht häufig von beiden Elternteilen in Anspruch genommen. „Von der Leyen hat einen beängstigenden gesellschaftspolitischen Gestaltungswillen“, meint Siems. Durch Elterngeld, Krippenausbau und bessere steuerliche Absetzbarkeit von Haushaltshilfen würden lediglich die Geburtenrate der Akademiker gefördert werden.

Familienpolitik ist ökonomisch und sozialtechnokratisch wie nie zuvor

Da im gleichen Atemzug pflegebedürftige Menschen laut von der Leyen möglichst zu Hause von der Familie versorgt werden sollen, schlussfolgert Siems: „Nie zuvor in der Bundesrepublik war Familienpolitik so ökonomisch, so sozialtechnokratisch wie in der Ära von der Leyen.“ Schließlich sei, anders als bei den Kleinkindern, die „Fremdbetreuung“ im Pflegefall volkswirtschaftlich ungünstig.

Statt in Wirtschaft und Bevölkerung für mehr Verständnis für Familien zu werben, wolle von der Leyen die Familien nur effizienter machen. „Kein Vorgänger hat der Normalfamilie – die schon mit zwei Kindern und eineinhalb Jobs oft an die Grenze der Belastbarkeit stößt – ständig ein solches Gefühl der Minderwertigkeit vermittelt“, so die Autorin. (PRO)

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