Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich in einer Stellungnahme von dem „Apartheidsbeschluss“ des Weltkirchenrats (ÖRK) distanziert, den dieser in Bezug auf Israel am 24. Juni getroffen hatte. Die Erklärung des ÖRK zu Palästina und Israel wirft Israel ein „System der Apartheid“ gegenüber den Palästinensern vor. Damit relativiere sie den Beschluss der Vollversammlung vom September 2022. Diesem zufolge solle Israel nicht als Apartheidstaat bezeichnet werden, heißt es in der EKD-Mitteilung. Die EKD könne diese Relativierung nicht teilen.
Stattdessen halte man als EKD weiterhin an der 2022 getroffenen Position fest: Der Begriff „Apartheid“ beschreibe die komplexe Realität in Israel und den palästinensischen Gebieten nicht in geeigneter Weise. Er stamme „aus dem spezifischen historischen Kontext des südafrikanischen Systems der gesetzlich verankerten rassistischen Trennung und Unterdrückung“. Den Begriff „Apartheid“ auf Israel zu übertragen, greife aus EKD-Sicht zu kurz. Zudem trage das nicht „zu einer sachgerechten und verantwortlichen Debatte“ bei.
Das Leid und Unrecht im Westjordanland und im Gazastreifen in Folge des Krieges müssten benannt werden, stellt die EKD aber klar. Sie fordert in ihrer Stellungnahme die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und „eine Lösung, die Sicherheit und Rechte für alle Menschen in der Region gewährleistet“. Kritik an politischen Entscheidungen Israels und dessen militärischem Handeln sei legitim. Man müsse sich jedoch über die Komplexität der Lage bewusst sein und „die besonderen historischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen des Staates Israel“ berücksichtigen.
Auch bei den Palästinensern müssen man differenzieren, so die EKD. Die Terrororganisation Hamas repräsentiere nicht alle Menschen im Gazastreifen. Die Hamas „trägt mit ihrem brutalen Angriff vom 7. Oktober 2023 eine Hauptverantwortung für die Eskalation des Krieges, unterdrückt die eigene Bevölkerung im Gazastreifen und behindert systematisch die Versorgung mit humanitärer Hilfe“.
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Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des ÖRK, bemühte sich in dieser Woche um klärende Worte. In einem Interview des evangelischen Magazins „zeitzeichen“ verteidigte er das Dokument und sagte, dass er selbst den Begriff der Apartheid nicht verwende. Er verwies außerdem darauf, dass der ÖRK den Terror der Hamas in anderen Erklärungen verurteilt habe.