Es war ein Sommer der Hitzerekorde. Ein Jahr der Fußball-Blamage. Seit dem Herbst wissen wir, dass sich die Ära Merkel definitiv ihrem Ende nähert. Zugleich erlebt Deutschland eine atemberaubende Veränderung der Parteienlandschaft. Wir ahnen, dass der Brexit – oder dessen Scheitern – demnächst für viel Unruhe sorgen wird.
Dabei erscheint irgendwie alles wie immer: Der gravierende, permanente, rasante soziale Wandel, die Digitalisierung, die Vernetzung und Beschleunigung unseres ganzen Lebens – Millionen haben sich daran gewöhnt.
Und jetzt soll Weihnachten werden. Ist das größte und strahlendste Fest des Christentums in Zeiten der pluralen, säkularen Gesellschaft nicht ein Auslaufmodell? Ein Ärgernis mit Konsumrausch? Eine Mixtur aus traditionell christlich- kultureller Überlieferung mit Plätzchenduft, Tannengrün und Jingle-Bells-Kitsch? Tatsache ist, dass die Adventszeit, die in der Kirchengeschichte als Phase des Wartens und Erwartens gedacht war, für viele heute nicht mehr eine heilige, sondern eine eilige Zeit ist. Nach einer aktuellen Allensbach-Studie geht es „den meisten“ der bei uns lebenden 30- bis 59-Jährigen „wirtschaftlich so gut wie nie“. Zugleich sei diese „Generation Mitte“ tief verunsichert. Und gerade Weihnachten, das Fest der Familie, ist vor allem für jene schwierig, die allein sind, einsam, krank – oder die einen geliebten Menschen verloren haben.
Faszinierend bleibt: Die eigentliche Weihnachts-Nachricht, die damals, vor gut 2.000 Jahren, von Bethlehem aus um die Welt ging – sie ist zwar uralt, doch ist sie von anhaltender Aktualität. Nach dem Bericht des Lukas-Evangeliums sehen Hirten nachts einen Engel auf dem Feld. In gleißendes Licht getaucht, spricht er zu ihnen. Zwei kurze Formulierungen, jeweils drei Worte, sind es, mit denen der Bote Gottes eine universelle, tröstliche, ermutigende Botschaft für die Menschheit aller Zeitalter auf den Punkt bringt: „Fürchtet euch nicht!“ und „Friede auf Erden!“ Es geht um „große Freude“. Denn Gott, der sonst so fern ist, kommt den Menschen nah: Sein Sohn, „Christus der Herr“, kommt als Menschenkind, als „Heiland“ auf die Welt.
Für die Menschen bedeutet dies, dass sie Versöhnung, Heilung, Trost, Erneuerung real erfahren können. Gerade unsere moderne, oft kalte und lieblose Gesellschaft profitiert genau von diesen Werten, die viel mit dem christlichen Menschenbild zu tun haben. Sichtbar und erlebbar wird dies überall da, wo Frauen, Männer und Jugendliche Verantwortung für die Allgemeinheit übernehmen. Dort, wo sich Menschen, oft ehrenamtlich, um Schwächere kümmern, sich für Wertschätzung und Versöhnung stark machen und sich in sozialen, völkerverbindenden und ökologischen Projekten engagieren.
Im Namen des Christlichen Medienverbundes KEP und der pro-Redaktion wünsche ich Ihnen frohe und friedliche Weihnachtsfeiertage!
Von: Christoph Irion