Wegen Muslimen? Kein Nikolaus im Kindergarten

W i e n (PRO) – In städtischen und privaten Kindergärten in Wien soll ab diesem Jahr der Besuch des Nikolaus ausfallen. Der Grund: Eltern muslimischer Kinder hätten sich immer wieder über den Auftritt des Nikolaus beschwert, berichten österreichische Medien. Das Stadtjugendamt dementiert – und führt pädagogische Gründe an.
Von PRO

Angestoßen hatte die Debatte die sozialdemokratische Wiener Jugendstadträtin und Vizebürgermeisterin Grete Laska. Die SPÖ-Politikern sprach sich für ein Verbot des Nikolaus-Festes sowohl in den von der Stadt Wien als auch in von kirchlichen und privaten Trägern betriebenen Kindergärten aus. Laut österreichischen Medienberichten habe die Jugendstadträtin ihren Vorstoß mit der Rücksichtnahme auf Kinder mit nicht-christlichem Glauben begründet.

Jetzt pädagogische Gründe für Nikolaus-Verbot?

Nach massiven Protesten gegen die Initiative fand Stadträtin Laska jetzt andere Gründe für das offizielle Hausverbot des Nikolaus. Aus pädagogischen Gründen dürfe weder der Nikolaus noch der so genannte Krampus, eine Schreckgestalt, die in einigen Regionen traditionell den Nikolaus begleitet, vor Kindern auftreten.

Es habe nach dem Besuch von Nikolaus und Krampus teils extrem verstörte Kinder gegeben, begründet eine Sprecherin von Jugendstadträtin Laska das Hausverbot. Zudem sei das Schema „Bin ich brav, oder werde ich bestraft“ nicht mehr zeitgemäß. Die Abschaffung des Nikolaus sei nicht aus Rücksicht auf Kinder mit nicht-christlichem Glauben erfolgt, betonte die Sprecherin der SPÖ-Politikern laut einem Bericht der Zeitung „Kurier“.

Fest statt Nikolaus-Besuch

In den rund 360 städtischen Kindergärten werde der Nikolaus-Besuch durch ein gemeinsames Fest am Nikolaustag ersetzt. Ähnlich begehen die privaten Wiener Kindergärten das Fest. Es gehe nicht darum, Brauchtum zu vernachlässigen, sondern die Angst der Kinder vor großen, übermächtigen Personen zu vermeiden, berichtet der „Kurier“ weiter.

Die Erzdiözese Wien, die rund 150 Kindergärten und Einrichtungen betreibt, weist jetzt im Internet darauf hin, „den Heiligen Nikolaus als Freund der Kinder und nicht als Erzieher oder Mahner darzustellen“.

Den gefürchteten Krampus draußen zu lassen, empfiehlt Franz Wilfinger, der Vorsitzende des Kindergartenwerkes der Erzdiözese Wien: „In katholischen Kindertagesheimen ist es schon lange nicht mehr üblich, dass der Krampus ins Haus kommt.“ Keineswegs gebe es jedoch ein Hausverbot für den Nikolaus.

„Je nach örtlichen Gepflogenheiten wird Kindern in kirchlichen Kindertagesheimen das Schenken und Teilen, verkörpert in der Person des heiligen Bischof Nikolaus, nahe gebracht“, so Wilfinger. Der kleinasiatische Heilige werde dabei als einladendes Vorbild für die Kinder dargestellt, betonte der Vorsitzende des Kindergartenwerks. Dies sei „eine Variante, mit der übrigens auch die Eltern der zahlreichen muslimischen Kinder keine Probleme hätten“, kommentiert der „Kurier.“

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