Wege in die Medien: Von Journalismus und Glauben

B e r l i n (PRO) - Print, Radio, Fernsehen – wie geht es für mich weiter auf dem Weg in den Journalismus? Und wo bleibt dabei mein Glaube? Unter diesen Leitfragen stand die Fortsetzungstagung „Wege in die Medien II“ der Christlichen Medienakademie. Knapp 40 Teilnehmer trafen am vergangenen Wochenende in Berlin auf elf Medienprofis und zugleich bekennende Christen, um ihnen journalistisch wie geistlich auf die Finger zu schauen.
Von PRO

Von Christian Schreiber

Mit dieser Begegnung setzte die Christliche Medienakademie – die Medienschule des Christlichen Medienverbundes KEP in Wetzlar – die 2005 begonnene Tradition halbjährlicher Tagungen für die Mitglieder des eigenen Nachwuchskreises fort. Bei Vorträgen und Diskussionsrunden konnten die jungen Leute während des Wochenendes ihren eingeschlagenen Weg in die Medienbranche überdenken und wichtige Impulse für die Zukunft gewinnen. Veranstaltungsort war die Katholische Akademie in der Mitte Berlins.

Unter dem Motto „Verloren in Berlin“ berichteten zu Beginn der Tagung die drei Hauptstadtkorrespondenten Markus Spieker (ARD), Thorsten Alsleben (ZDF) und Oliver Hoesch (Deutsche Welle TV) über ihre Erfahrungen als christlich motivierte Fernsehjournalisten. In einem kurzen Überblick über den säkularen deutschen Medienmarkt wurde den Teilnehmern schnell deutlich, wie groß die Macht der Massenmedien ist – und welch entscheidende Rolle in diesem Markt die Platzhirsche „Bild“, „Der Spiegel“ sowie „Tagesschau“ und „heute“ spielen: „Es ist nahezu unmöglich, gegen die ‚Bild‘-Zeitung zu regieren. Und erst eine Story im ‚Spiegel’ macht eine Meldung zu einem Ereignis“, so der ZDF-Mann Thorsten Alsleben.

Damit war das Spannungsfeld vorgezeichnet, in dem sich Christen im „weltlichen“ Journalismus bewähren müssen: Wie weit kann ich gehen? Wo bleiben meine Werte? Wie bekomme ich meinen Glauben und die redaktionellen Anforderungen unter einen Hut? Solche Fragen prägten die zahlreichen Diskussionen und Tischgespräche während der Tagung.

Wahrhaftigkeit und investigativer Journalismus

Über den Wahrheitsbegriff im Journalismus machte sich Hans-Joachim Vieweger zu Beginn des thematischen Teils intensive Gedanken. Aufgrund der individuell geprägten Wahrnehmung könne es keine allgemeingültige „Objektivität“ geben, so seine Analyse – zumal viele Mediennutzer die häufig konstruierte „Wirklichkeit“ in den Medien als „Wahrheit“ missverständen. Der Radioredakteur beim Bayerischen Rundfunk plädierte daher als Annäherung an diese „Wahrheit“ für den Begriff der „Wahrhaftigkeit“, an dem sich alles journalistische Tun zu orientieren habe. Vieweger erinnerte den journalistischen Nachwuchs zudem an Johannes 14,6, wo Jesus von sich selbst als dem Weg, der Wahrheit und dem Leben spricht: „Diese Wahrheit dürfen wir gerade in unserem redaktionellen Alltag nie außer Acht lassen!“

Der Chefredakteur des Reutlinger Generalanzeigers, Christoph Irion, nahm die Teilnehmer anschließend mit in die Welt des investigativen Journalismus. Er schilderte sehr anschaulich seine umfangreichen Recherchen in der „Pofalla-Affäre“. Dem heutigen CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla wurde 2000 vorgeworfen, massiv Steuern hinterzogen zu haben. Durch minutiöses Aktenstudium, vornehmlich in seiner Freizeit, konnte Irion den Justizbehörden unsaubere Ermittlungen nachweisen. Die anschließende Berichterstattung als leitender Redakteur der „Berliner Morgenpost“ brachte ihm den angesehenen Wächterpreis der Stiftung „Freiheit der Presse“ ein. Die Spannung angesichts des Einblicks in die „Niederungen“ der Politik und die Kraft der Recherche stand den Zuhörern buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

Buch, Zeitung, Blog – und was kommt dann?

Einen anderen Blick auf die Medien warf Torsten Knödler, Leiter des Buchbereichs beim Hänssler-Verlag. Sein Alltag habe mehr mit Management denn mit Journalismus zu tun, berichtete der ehemalige Zeitungsredakteur und ermutigte die Teilnehmer, gute Buchideen nicht zu verwerfen: „Journalisten sind nicht die schlechtesten Buchautoren.“

Die Chancen christlicher Themen auf dem säkularen Zeitungsmarkt lotete Edgar Sebastian Hasse von „Die Welt“/„Welt am Sonntag“ aus. Er betonte, dass Christen hauptsächlich durch ihr Vor-Leben im beruflichen Alltag Zeichen setzen könnten, weniger hingegen durch das Einbringen christlicher Themen in die Tageszeitung. Eher seien die Anforderungen an die gläubigen Mitarbeiter noch höher, weil ihnen ihre unreligiösen Kollegen noch genauer über die Schulter blickten.

Über den Unterschied zwischen christlichen und nicht christlichen Unternehmern räsonierte Thomas Sigmund, Hauptstadt-Redakteur beim „Handelsblatt“. „Welche Wirtschaftsform würde Jesus heute aufbauen, wenn er unter uns leben würde?“, lautete eine seiner Leitfragen. Im Gegensatz zum Alten Testament, das von gerechtem Lohn spricht, geht Jesus im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg von einem sozialen Ansatz aus. „Jeder erhält demnach das, was er zum Leben braucht.“

Seine Sicht der medialen Zukunft schilderte anschließend Jochen Mai, Redakteur bei der „Wirtschaftswoche“ und Fan der „neuen Medien“. Ein Journalist werde in absehbarer Zeit nicht mehr mit nur einem Medium zu tun haben, da die mediale Welt immer mehr zusammenwachse, so seine Überzeugung. Der Redakteur von morgen werde nicht mehr nur schreiben, sondern seine Texte ins Internet setzen, als gesprochenes Podcast verschicken oder sogar in Form eines Videos anbieten. Umso wichtiger sei es, sich Kompetenzen über sein bisheriges Wirkungsfeld hinaus zu erwerben. Zudem repräsentierten viele Journalisten bereits heute eine bestimmte Leserschaft – die sie zu pflegen hätten: „Werden Sie eine Marke!“, forderte Mai die sichtlich verdutzten jungen Leute auf.

Berufung und Segen – nahe Verwandte

Doch Leben ist mehr als Job, Karriere, Erfolg – diese Ansicht unterstrich Iris Völlnagel (WDR/Phoenix) in ihrem sehr persönlichen Beitrag. Sie ermutigte die Teilnehmer, ihren Weg in die Medien nicht nur von der Seite des Berufs zu betrachten, sondern sich immer wieder neu die Frage nach der eigenen Berufung zu stellen. Der Mensch dürfe auch angesichts eines immer hektischer werdenden Berufsumfeldes nie den Kontakt zu sich selbst und zu Gott verlieren. In der anschließenden Diskussion wurde offenbar, dass es für Frauen nicht selbstverständlich ist, sich beruflich ähnlich zu positionieren wie Männer: „Weibliche Spitzenkräfte sind in der deutschen Medienlandschaft immer noch völlig unterrepräsentiert.“

In einem Abschlussgottesdienst, dem noch der Besuch des Hauptstadtstudios der ARD folgte, gab Wolfgang Baake, Leiter der Christlichen Medienakademie, den Nachwuchsjournalisten den aaronitischen Segen aus 4. Mose 6 mit auf den Lebensweg: „Der Herr segne dich und behüte dich…“. Angesichts eines Gottes, der sich selbst an seinen Segen bindet, angesichts eines Sohnes, der für uns zum Segen ans Kreuz gegangen ist, und angesichts eines Heiligen Geistes, der uns täglich segnend zur Seite steht, bräuchten die jungen Leute auf ihren journalistischen Wegen keine Angst zu haben, weil Gott zusagt: „Ich werde bei Euch sein bis an der Welt Ende!“ Und gerade die tief persönlich-christlichen Impulse wie dieser waren es, die die Teilnehmer der Tagung besonders ermutigten, ihren eigenen Weg in die Medien zu suchen und zu gehen.

Die nächste Tagung der Christlichen Medienakademie findet vom 21. bis 23. September in Marburg statt und richtet sich an Einsteiger: „Wege in die Medien“. Weitere Informationen: www.christliche-medienakademie.de

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