Diese Überzeugung vertrat Rolf Westermann, Leiter des dpa-Büros Ostdeutschland, in seinem Vortrag über die – krisenhafte – Zukunft der Medien. Die Onlinemedien seien nicht durchweg glaubwürdig: „Schnell auf dem Medienmarkt zu sein, bedingt oftmals eine oberflächliche Recherche. Die Folgen sind eine sinkende journalistische Qualität bis hin zu Falschmeldungen. Daher müssen die klassischen Medien mit ihren „Pfunden“ Verlässlichkeit und Recherchetiefe wuchern.“ Wenn es um fundierte Informationen gehe, seien die Printmedien trotz sinkender Auflagen sehr wohl zukunftsfähig. Daher rief er die Teilnehmer auf, ihren Weg in die Medien unbeirrt zu gehen: „Lassen Sie sich nicht abschrecken! Wir brauchen guten Journalismus, also brauchen wir Sie!“
Bereits zum vierten Mal hatte die Christliche Medienakademie vom 24. bis 26. April fortgeschrittene Nachwuchsjournalisten nach Berlin zur Tagung „Wege in die Medien“ eingeladen. In diesem Jahr fand die Begegnung erstmals im Haus des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) statt. Acht Referenten und fünf Mentoren beantworteten den knapp drei Dutzend jungen Christen alle Fragen rund um Journalismus und Medien.
Wege in die Medien – welcher ist richtig für mich?
Manches junge Talent kam während der Vorträge ins Grübeln angesichts des hohen Arbeitsdrucks, schrumpfender Auflagen oder ethischer Konflikte. Etwa über die These des idea-Reporters Karsten Huhn: „Journalismus ist Grenzüberschreitung, sonst sind wir keine Journalisten.” Neugier und Sensationslust erforderten einen ständigen Balanceakt zwischen den Extremen „Bin ich frech genug?“ und „Wirft mich mein Gesprächspartner gleich hinaus?“. Zur Sprache kam auch das Spannungsfeld Familie und Beruf, über das der ehemalige Nachwuchsjournalist und heutige ZDF-Video-Journalist Carsten Behrendt sagte: „Ohne Idealismus und Leidenschaft für den Journalismus ist der stressige Alltag nicht zu bewältigen.“
Einfach waren auch nicht die Aufgaben, die es während des zentralen Rollenspiels „Medien live” zu lösen galt: Was sage ich auf einer Pressekonferenz, und was besser nicht? Wie stelle ich einen komplexen Sachverhalt einfach, verständlich und dennoch korrekt dar? Und wie erhalte ich brisante Informationen, bevor sie jeder weiß? Das von Hartmut Spiesecke vom Verband Diakonischer Dienstgeber in Deutschland geleitete Planspiel war an ein reales Krisen-Szenario angelehnt: Vier Stunden lang wurde getextet, diskutiert, analysiert, gemeldet, verlautbart und dementiert – ganz wie im richtigen Leben. Tiefenrecherche und Zeitmangel erwiesen sich als weiteres Spannungsfeld, in dem sich Journalisten bewegen und bewähren müssen.
Bei aller Unsicherheit über den persönlichen Weg in die Medien bleibe eine Basis fest: die Bibel. Darauf verwies idea-Leiter Helmut Matthies und blickte an dem geschichtsträchtigen Ort unmittelbar neben dem Potsdamer Platz auch auf 20 Jahre deutsche Einheit zurück. Nur in der Verbindung zum lebendigen Gott sei unser Leben nicht nur erträglich, sondern lebenswert – trotz Finanzkrise, Arbeitslosigkeit oder Christenverfolgung.
Sich nicht entmutigen zu lassen, sondern sich mit Praktika und freier Mitarbeit sowie hohem persönlichen Engagement seinen eigenen Weg in die Medien zu bahnen: Dies war auch der Grundtenor der Gespräche mit den weiteren beteiligten Medienprofis Christina Bachmann von dpa RUFA, Ralf Lengen von „unique relations“, Anna Ntemiris von der Oberhessischen Presse, Thomas Sigmund vom Handelsblatt, Christoph Zörb vom hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sowie Wolfgang Baake, Egmond Prill und Christian Schreiber vom Christlichen Medienverbund KEP.
Weitere Informationen im Internet: www.christliche-medienakademie.de