WDR-Rundfunkrat kritisiert ARD

Das oberste Kontrollgremium des WDR hat am Dienstag die ARD für ihren Umgang mit dem „Framing-Manual“ kritisiert. Die darin enthaltenen Vorschläge seien nicht akzeptabel – und die ARD hätte sich schon frühzeitig davon distanzieren müssen.
Von Nicolai Franz
Der WDR-Rundfunkrat hat sich in die Debatte um das Framing-Manual für die ARD eingeschaltet

Normalerweise tagen Rundfunkräte von ARD-Anstalten einigermaßen geräuschlos. Der Rundfunkrat ist ein Kontrollgremium, er soll die Bevölkerung widerspiegeln und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kontrollieren.

Bei der Sitzung des WDR-Rundfunkrates am Dienstag war es offenbar anders. Die Generalsekretärin der ARD, Susanne Pfab, war zum Gespräch geladen. Wenn man die Mitteilungen der Rundfunkanstalten kennt, fallen kritische Töne besonders auf, in diesem Falle eine Unter-Überschrift des Sitzungsrückblicks: „Generalsekretärin zu Gast: Gremium kritisiert Kommunikation der ARD“.

Dahinter steckt die Debatte um das sogenannte „Framing-Manual“. Vor zwei Jahren hatte die ARD unter Führung des MDR bei der Linguistin Elisabeth Wehling ein Papier in Auftrag gegeben, um die Kommunikation der ARD zu verbessern. Framing bedeutet, Begriffe geschickt so zu wählen, das sie „Frames“, also Deutungsrahmen, im Hörer auslösen, die die eigene Argumentation stützen.

Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beschädigt

In dem Papier wird den Senderverantwortlichen etwa geraten, immer „moralisch“ zu argumentieren, lieber auf Emotionen als auf Fakten zu setzen, wenn etwa Vorwürfe der „Lügenpresse“, des „Staatsfunks“ oder die Forderung nach „Gesundschrumpfen“ laut würden. Dieses sogenannte „Framing-Manual“, das inklusive Workshops 120.000 Euro gekostet hatte, zog nach Bekanntwerden viel Kritik auf sich: Die vorgeschlagene Sprache ziele auf Manipulation, nehme Kritik nicht ernst und zeuge von Selbstherrlichkeit.

Nicht nur das Papier selbst, auch der Umgang der ARD-Verantwortlichen damit war nun Anlass für die Kritik des WDR. Zwar halte das Gremium es für wichtig, dass die ARD „aktiv kommuniziert und ihre Leistungen für die Allgemeinheit unterstreicht“. Das Papier habe aber das Gegenteil bewirkt „und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beschädigt“. Das Framing-Manual enthalte eine gute Analyse, „die Handlungsvorschläge seien jedoch für den WDR und die ARD nicht akzeptabel“.

Der Vorsitzende des Rundfunkrates, Andreas Meyer-Lauber vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DBG), kritisierte, die ARD habe mit einer Veröffentlichung rechnen „und sich auch unabhängig davon von den Empfehlungen der Verfasserin im Papier distanzieren müssen“. Dass die ARD nicht schnell und klar genug kommuniziere, sah Meyer-Lauber als grundlegendes Defizit an.

Das Framing-Manual war Mitte Februar gegen den Willen der Verantwortlichen im Internet veröffentlicht worden. Der WDR ist die größte Sendeanstalt der ARD. Im Jahr 2020 übernimmt dessen Intendant Tom Buhrow turnusgemäß den ARD-Vorsitz. Er hatte sich schon zuvor von dem umstrittenen Papier distanziert.

Von: Nicolai Franz

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