Was, wenn wir nicht alleine sind?

Auf der Venus ist ein Gas entdeckt worden, das auf außerirdisches Leben hinweisen könnte. Was würde es für Christen ändern, wenn es auch anderswo Leben gäbe? pro hat beim Theologen Thorsten Dietz nachgefragt.
Von Nicolai Franz
Die Oberfläche der Venus, wie sie die NASA mithilfe verschiedener Daten nachgebildet hat

„Als wir die ersten Hinweise auf Phosphin auf der Venus erhielten, war das für uns ein Schock“, berichtete Jane Greaves am Montag. Die Astronomin der Universität Cardiff hatte den Stoff als leitende Forscherin mittels eines Versuchs nachgewiesen – und die Welt der Wissenschaft in helle Aufregung versetzt. Denn Phosphin ist bisher nur als hochgiftiges Produkt von Stoffwechselabläufen bekannt. Stoffwechsel gibt es allerdings nur bei Lebewesen. Daher könnte die Entdeckung als Hinweis auf außerirdisches Leben gedeutet werden – ausgerechnet auf einem eigentlich extrem lebensfeindlichen Planeten.

Auf der Oberfläche der Venus herrschen Temperaturen um die 500 Grad, der Druck ist so hoch, dass er Gegenstände zerdrücken würde. Erst in höheren Schichten der Venus-Atmosphäre herrschen andere Bedingungen – und dort vermuten Forscher so etwas wie Leben. Doch der Beweis dafür steht, wie bisher immer bei solchen Ankündigungen, noch aus.

Wenn tatsächlich außerirdisches Leben nachgewiesen würde, könnte es für Christen ein mindestens ebenso großer Schock sein wie für die Forscherin Jane Greaves, als sie das Phosphin entdeckte. „Es wäre nicht das erste Mal“, sagt der Theologe Thorsten Dietz von der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg gegenüber pro. So sei es schockierend für Christen gewesen, als sie nach der Entdeckung der Neuen Welt von Menschen in Nord- und Südamerika erfahren hätten, die mit dem Evangelium noch nicht in Kontakt gekommen seien. Vorher seien sie davon ausgegangen, dass die Apostel „bis an die Enden der Erde gegangen“ seien.

Schon C.S. Lewis beschäftigte sich mit Außerirdischen

Dabei seien „nichtmenschliche intelligente Lebensformen“ eigentlich kein Novum für Christen – schließlich gebe es ja auch Engel – „auch wenn wir nicht wirklich erfassen können, wie sich Gottes Verhältnis zu ihrer Wirklichkeit im Detail gestaltet“. Allerdings gehe es in der Bibel nicht um die Verkündigung eines Weltbildes, sondern um Gottes Offenbarung.

Dietz weist darauf hin, dass sich schon der britische Literaturwissenschaftler und Autor C.S. Lewis in drei Science-Fiction-Romanen mit der Frage beschäftigt habe, wie man mit der Entdeckung außerirdischen Lebens umgehen könne. Der Roman „Perelandra“ etwa erzähle vom Leben auf der Venus. In den Erzählungen würden die Planeten unterschiedliche Wege gehen. Manche Geschöpfe darin seien „nie aus der Gemeinschaft mit Gott gefallen“, sie alle wollten aber den Schöpfer erkennen und ehren. „Mit C.S. Lewis glaube ich, dass wir in Jesus von Nazareth tatsächlich den Schöpfer des Universums anschauen können. Wie er sich andernorts offenbart, ist seine Sache.“

Kontakt mit intelligenten Aliens unwahrscheinlich

Ähnlich sieht es der Theologe Douglas Estes. In Christianity Today schrieb er vergangenes Jahr unter dem Titel „Liebe deinen außerirdischen Nächsten“: „Wenn und falls wir außerirdisches Leben entdecken, werden wir es ‚Alien‘ nennen. Doch vielleicht sollten Christen es auch ‚die Nächsten‘ nennen. Gott wird es aber natürlich ‚gut‘ nennen.“

Dietz hält den Kontakt mit intelligenten Außerirdischen, wenn es sie denn geben sollte, allerdings für ausgeschlossen, weil die Entfernungen zu groß seien. Zwar können die Menschen in „Star Trek“ mit „Warp-Geschwindigkeit“ mit einem Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit reisen. Doch „wenn die Lichtgeschwindigkeit eine absolute Grenze für jede Bewegung im Universum darstellt, wird es niemals das Jahr des ersten Kontakts geben“, sagt Dietz.

Der Theologe wirbt trotzdem für eine positive Sicht, denn Außerirdische könnten für die Phantasie eine Bereicherung sein: „Wir können die Grundfragen des Lebens noch einmal neu und anders durchdenken.“

Von: Nicolai Franz

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