Was vom Weihnachtstext übrig bleibt

Regelmäßig vor Weihnachten bringen die großen Magazine und Zeitschriften Geschichten, in der sie den biblischen Weihnachtsbericht in Frage stellen. Ein Historiker hat jetzt die Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums und Jesu Geburt untersucht. Aus seiner Sicht ist der biblische Autor Lukas sehr vertrauenswürdig. Eine Rezension von Johannes Weil
Von PRO
Der Althistoriker Andreas Gerstacker hat den Text des Lukas-Evangeliums historisch seziert und beschreibt in seinem Buch, wie viel an der Weihnachtsgeschichte dran ist

Der Historiker Andreas Gerstacker untersucht in seinem kleinen Büchlein „Was geschah an Weihnachten“, inwiefern der Bibeltext der Weihnachtsgeschichte bei Lukas ein historisches Dokument ist. Er möchte die Frage beantworten, ob er auch der kritischen geschichtlichen Prüfung standhält. Gerstacker greift damit eine Frage auf, die Historiker und Theologen gleichermaßen beschäftigt. Mit seinem Buch möchte er die Lücke schließen, indem er die Weihnachtsgeschichte kritisch zerlegt, aber gleichzeitig den biblischen Text des Lukas-Evangeliums als historische Quelle ernstnimmt.

Gab es die weltweite Registrierung wirklich?

Im ersten Kapitel beschäftigt er sich mit den historischen Quellen. Beim damaligen Hisotriker Flavius Josephus gebe es Aussagen, die denen des Lukas-Evangeliums widersprächen. Viele Historiker meinen, dass es damals keine weltweite Registrierung gegeben haben kann, die durch ein Edikt von Kaiser Augustus veranlasst wurde. Auch eine Verknüpfung mit Quirinius als Person halten sie für schwierig, genauso wie den Weg Maria und Josefs nach Bethlehem aus Anlass der Volkszählung.
Weil Lukas‘ Worte eher „verallgemeinernden Charakter“ haben, kommt Gerstacker jedoch zu dem Schluss, dass Lukas als historische Quelle grundsätzlich vertrauenswürdig ist. Am stimmigsten und am ehesten zutreffend, erscheint Gerstacker die Interpretation, dass Lukas sich auf den letzten herodianischen Zensus beziehe. Seine Erzählung über den Zensus und die dadurch ausgelöste Reise von Maria und Josef ließen sich stimmig in den damaligen gesellschaftlichen und politischen Hintergrund einordnen. Versuche von anderen Wissenschaftlern zu einer Neuinterpretation überzeugen den Autoren nicht.

Wahrscheinlich treffend dargestellt

Der Autor kommt zu dem Fazit, dass ein Irrtum des Lukas nicht wahrscheinlich ist. „Ebensowenig kann ein Historiker der Erzählung des Lukas schlicht völlige Fehlerlosigkeit zusprechen“, schreibt der Althistoriker. Von den unterschiedlichen Interpretationsansätzen sei keiner über jeden Zweifel erhaben. Die Weihnachtsgeschichte bei Lukas stehe aber auf einer soliden historischen Grundlage. Lediglich bei der Datierung blieben einige Punkte offen. Als verlässlicher Historiker habe Lukas Jesus in seinem Leben und Wirken sehr realistisch dargestellt.
Wichtig sei, schreibt der gläubige Forscher, dass bei allem historischen Nachdenken noch eine theologische Komponente hinzukomme. Gottes Wort sei mit der Geburt Jesu wirklich Fleisch geworden, inmitten unserer Geschichte. „So ernst nimmt uns Gott“, fasst Gerstacker zusammen. Dabei habe die historische Seite „in beachtlicher Weise Hand und Fuß“. Alexander Fink, Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft, schreibt in seinem Vorwort zu dem Buch, dass ein glaubender Christ keine Angst vor seinem Verstand haben muss. Dies macht das Buch, das die Studentenmission Deutschland (smd) herausgegeben hat, deutlich. Der Autor beschäftigt sich mit allen relevanten Einsprüchen, die man an den Text stellen kann. Seine Argumente sind schlüssig, aber die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Thesen und Gegenthesen macht es nicht unbedingt leicht lesbar. (pro)
Andreas Gertacker: „Was geschah an Weihnachten – Ein Historiker untersucht die Geburt von Jesus nach dem Lukas-Evangelium“, smd-studien, 96 SeitenWeihnachtsgeschichte der Puppenkiste: Der Star ist der Esel (pro)
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