Die wenigsten wissen es: Jesus ist im Koran eine herausragende Gestalt. Er wird dort häufiger genannt als Mohammed – und mit ehrenvolleren Titeln bedacht. Eine Arte-Dokumentation lässt Islamwissenschaftler aus aller Welt zu Wort kommen und Koranpassagen, die von Jesus handeln, auslegen.
Von PRO
Foto: Barbara Hanawalt, Oxford University Press
Persische Miniatur, in der Mohammed (rechts) Abraham, Mose, Jesus und andere Propheten im Gebet anleitet
Wenn das Stichwort Koran fällt, reagieren manche Menschen in Deutschland mit reflexartiger Ablehnung. Andere frönen einem undifferenzierten Wunschtraum von der durch und durch friedlichen Religion Islam, ohne sich genauer zu informieren– dabei lassen sich bei genauerem Hinsehen erstaunliche Entdeckungen machen. Etwa dass Jesus, der Begründer des Christentums, auch im Koran eine bedeutende Rolle spielt und dort als „Wort Gottes“, als „Messias“ und „Gesandter Gottes“ bezeichnet wird, dessen Geboten jeder Muslim folge leisten soll.
Der Fernsehsender Arte hat sich nun an ein ambitioniertes Projekt gewagt: In einer siebenstündigen Dokumentation, die ab Dienstag im Fernsehen läuft, untersuchen 26 Islamwissenschaftler aus aller Welt die Darstellung Jesu im Koran. Ausgangspunkt ist eine Koranpassage von der „scheinbaren Kreuzigung“ Jesu in Sure 4, die sich übersetzt etwa so liest: „Die Juden sagen: ‚Wir haben Jesus, den Messias, den Sohn Mariens, den Gesandten Gottes, getötet.’ Es war so gemacht, dass es ihnen so erschien.“
Diese etwas schwammige Aussage wirft aus islamischer Sicht Fragen auf. Starb ein Doppelgänger Jesu am Kreuz? Oder starb Jesus nur scheinbar, was eine Auferstehung erklären würde? Im Islam gab und gibt es unterschiedliche Antworten, die jeweils schwerwiegende Folgen für die Haltung zum Christentum haben. In der jungfräulichen Geburt Jesu und seiner Auferstehung sind sich Koran und Bibel dann wieder einig.
Ein gewagtes Projekt mit hohen Anforderungen an den Zuschauer
Die beiden französischen Filmemacher Gérard Mordillat und Jérôme Prieur haben sich für dieses Projekt viel Zeit genommen: Zwei Jahre lang beschäftigten sie sich mit den heiligen Texten, jedem Islamexperten wurde ein ganzer Tag Zeit gegeben, um seine Position zu erläutern. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnet das Ergebnis als „Wagnis“ und aufgrund der intellektuellen Herausforderung auch als „Zumutung“ für den Zuschauer, gleichwohl aber als „brillant“. Die Dokumentation wird am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils abends auf Arte ausgestrahlt und wird später auch auf DVD im Handel erhältlich sein.
Die Experten legen den Koran im Kontext seiner Zeit und mithilfe der historisch-kritischen Exegese aus, für den Koran ein bislang noch ungewöhnlicher und innovativer Ansatz, der neue Erkenntnisse verspricht – abseits von der altherkömmlichen, durch Autorität und Tradition begründeten Lehre. (pro)
„Jesus und der Islam“, Arte. Teil 1: Dienstag, 8. Dezember, 20.15 Uhr. Teil 2: Mittwoch, 9. Dezember, 22.20 Uhr. Teil 3: Donnerstag, 10. Dezember, 21.45 Uhr. Weitere Informationen: arte.tv/jesusundderislam
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Always active
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.