Was sagt der Koran über Jesus?

Die wenigsten wissen es: Jesus ist im Koran eine herausragende Gestalt. Er wird dort häufiger genannt als Mohammed – und mit ehrenvolleren Titeln bedacht. Eine Arte-Dokumentation lässt Islamwissenschaftler aus aller Welt zu Wort kommen und Koranpassagen, die von Jesus handeln, auslegen.
Von PRO
Persische Miniatur, in der Mohammed (rechts) Abraham, Mose, Jesus und andere Propheten im Gebet anleitet
Wenn das Stichwort Koran fällt, reagieren manche Menschen in Deutschland mit reflexartiger Ablehnung. Andere frönen einem undifferenzierten Wunschtraum von der durch und durch friedlichen Religion Islam, ohne sich genauer zu informieren– dabei lassen sich bei genauerem Hinsehen erstaunliche Entdeckungen machen. Etwa dass Jesus, der Begründer des Christentums, auch im Koran eine bedeutende Rolle spielt und dort als „Wort Gottes“, als „Messias“ und „Gesandter Gottes“ bezeichnet wird, dessen Geboten jeder Muslim folge leisten soll. Der Fernsehsender Arte hat sich nun an ein ambitioniertes Projekt gewagt: In einer siebenstündigen Dokumentation, die ab Dienstag im Fernsehen läuft, untersuchen 26 Islamwissenschaftler aus aller Welt die Darstellung Jesu im Koran. Ausgangspunkt ist eine Koranpassage von der „scheinbaren Kreuzigung“ Jesu in Sure 4, die sich übersetzt etwa so liest: „Die Juden sagen: ‚Wir haben Jesus, den Messias, den Sohn Mariens, den Gesandten Gottes, getötet.’ Es war so gemacht, dass es ihnen so erschien.“ Diese etwas schwammige Aussage wirft aus islamischer Sicht Fragen auf. Starb ein Doppelgänger Jesu am Kreuz? Oder starb Jesus nur scheinbar, was eine Auferstehung erklären würde? Im Islam gab und gibt es unterschiedliche Antworten, die jeweils schwerwiegende Folgen für die Haltung zum Christentum haben. In der jungfräulichen Geburt Jesu und seiner Auferstehung sind sich Koran und Bibel dann wieder einig.

Ein gewagtes Projekt mit hohen Anforderungen an den Zuschauer

Die beiden französischen Filmemacher Gérard Mordillat und Jérôme Prieur haben sich für dieses Projekt viel Zeit genommen: Zwei Jahre lang beschäftigten sie sich mit den heiligen Texten, jedem Islamexperten wurde ein ganzer Tag Zeit gegeben, um seine Position zu erläutern. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnet das Ergebnis als „Wagnis“ und aufgrund der intellektuellen Herausforderung auch als „Zumutung“ für den Zuschauer, gleichwohl aber als „brillant“. Die Dokumentation wird am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils abends auf Arte ausgestrahlt und wird später auch auf DVD im Handel erhältlich sein. Die Experten legen den Koran im Kontext seiner Zeit und mithilfe der historisch-kritischen Exegese aus, für den Koran ein bislang noch ungewöhnlicher und innovativer Ansatz, der neue Erkenntnisse verspricht – abseits von der altherkömmlichen, durch Autorität und Tradition begründeten Lehre. (pro)

„Jesus und der Islam“, Arte. Teil 1: Dienstag, 8. Dezember, 20.15 Uhr. Teil 2: Mittwoch, 9. Dezember, 22.20 Uhr. Teil 3: Donnerstag, 10. Dezember, 21.45 Uhr. Weitere Informationen: arte.tv/jesusundderislam

https://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/koran-experiment-ohne-erkenntnisse-94339/
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/merkel-deutsche-nicht-so-bibelfest-wie-sie-tun-94343/
https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/musik/detailansicht/aktuell/xavier-naidoo-muslime-sind-die-neuen-juden-94315/
Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen