Meinung

Was Rom lehrt, wird nicht in Frankfurt entschieden

Am Samstag geht die fünfte Versammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt zu Ende – und immer noch gibt es keine Frauenordination, keine liberale Sexualmoral und überhaupt hat sich die katholische Kirche kaum verändert. Warum?
Von Nicolai Franz
Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, muss angesichts einer Studie über sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche neues Vertrauen in seine Kirche aufbauen

Der Synodale Weg ist das Treffen katholischer Geistlicher und Laien, die über die Zukunft der Kirche debattieren. Frauen als Priester, liberale Sexualmoral und vieles mehr: Wer deutsche Medien dazu las, konnte manchmal meinen, die Reformation Roms steht kurz bevor.

Verständlich, dass nun viele katholische und nichtkatholische Interessierte enttäuscht sind, dass sich in zentralen Fragen nichts getan hat. Wer solche Hoffnungen hatte, hat aber eine entscheidende Eigenschaft der katholischen Kirche ignoriert, die so simpel wie schwerwiegend ist: 

Die katholische Kirche ist die katholische Kirche.

Und das bedeutet, dass weder deutsche Bischöfe noch gar deutsche Laien irgendwelche Lehrentscheidungen treffen können. Nein, der Synodale Weg ist nicht das Pendant zur Synode der evangelischen Kirchen, die in vielen Fragen demokratisch mitentscheidet. Rom entscheidet – im Zweifel steht an der Spitze der Papst. Und der ist offenbar not amused über die Liberalisierungstendenzen aus Deutschland.

Ein weiterer Punkt: Der Westen ist längst nicht mehr der Nabel der katholischen Welt, und vor allem nicht der christlichen. Der Westen wird immer unwichtiger, die Zukunft – und Gegenwart – der Kirche liegt im globalen Süden. Schon heute werden afrikanische Geistliche in den Priesterdienst nach Deutschland gesandt, weil es hier schlicht keinen Nachwuchs mehr gibt.

Entscheidend ist die „Weltkirche“

Eines muss man sich vor Augen halten: Mit dem Synodalen Weg haben die Bischöfe auf die Missbrauchsskandale in der Kirche reagiert. Sie wollten hinhören und prüfen, wo auch ihre Lehre und Strukturen böse Taten begünstigt haben. Das ist aller Ehren wert. Das heißt aber nicht, dass die katholische Theologie künftig in Deutschland entschieden wird.

Trotzdem haben die Stimmen aus Deutschland einen gewissen Einfluss. Deutlich wichtiger ist aber der sogenannte „Synodale Prozess der Weltkirche“, den Papst Franziskus 2021 eröffnete und der im Herbst 2024 mit einer Bischofssynode in Rom enden soll. Allerdings: Auch da wird sich voraussichtlich nicht so viel bewegen, wie sich die liberaleren Vertreter des Synodalen Weges wünschen. Rom fürchtet um die Einheit der Kirche.

Und das womöglich nicht zu Unrecht. Wenn die Katholiken in Deutschland ihre Ideen vollständig umsetzen wollen, beim Papst aber weiterhin auf Granit beißen, können sie sich nur noch von Rom lösen. Oder sie müssen akzeptieren, dass sie Teil einer Weltkirche sind, die in entscheidenden Fragen andere Lehrmeinungen vertritt. Wir werden es sehen. Aber vermutlich nicht so bald.

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