Was Menschen bei Maischberger glauben

Die Moderatorin Sandra Maischberger hatte am Dienstagabend in ihrer ARD-Sendung sechs Menschen eingeladen, die alle völlig unterschiedlich über Religion denken: Von der Buchautorin Esther Vilar, die Religion für Zeitverschwendung hält, bis hin zu Sabine Ball, die im Luxusleben unglücklich wurde, mit 46 jedoch zu Jesus Christus und damit zu ihrem Lebenssinn fand, die Bandbreite war groß.
Von PRO

„Allah, Jesus, Manitu – Gebrauchsanweisung zum Glück?“, so lautete das Thema der 75-minütigen Sendung am Dienstagabend, die am kommenden Samstag auf 3sat wiederholt wird. Unter den Gästen war etwa Sabine Ball, überlebte die Bombardierung Dresdens, und wanderte im Alter von 24 nach dem Krieg in die USA aus. Sie heirate einen Millionär und suchte in einem Luxusleben das Glück. „Das Leben in Reichtum hat auch seine Schattenseiten“, sagt sie heute rückblickend. Ihr Mann wurde Alkoholiker, und auch sie sei anfällig dafür gewesen, sagte die heute 84-Jährige. Das Leben erschien ihr trotz Partys und teurer Kleider sinnlos.

Als ihre Ehe gescheitert war, verschenkte sie ihr Vermögen und gründete eine Kommune namens „The Land“. Nachdem sie jahrelang auch in Indien auf der Sinnsuche war, erklärte ihr Im Jahr 1972 ein junger Mann die Bibel und die gute Botschaft von Jesus Christus. „Seitdem habe ich den Sinn meines Lebens gefunden“, sagt sie heute. Nach der Wende kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie in Dresden den Verein „Stoffwechsel“ gründete, der sich um Kinder und Jugendliche in Not kümmert. Die „Mutter Teresa von Dresden“ besucht außerdem regelmäßig Häftlinge im Gefängnis: „Ich liebe diese Menschen, weil Gott sie liebt, und weil er ihnen vergeben will.“

Ehemalige MTV-Moderatorin: Alle Wege führen zu Allah

Die ehemalige Moderatorin des Jugendsender MTV, Kristiane Backer, konvertierte 1995 zum Islam. In den 90er Jahren war sie international erfolgreich, und lebte ein Leben in Reichtum und Ruhm. Dennoch erzählte sie heute: „Der Erfolg machte mich nicht glücklich.“ Über ihren damaligen Lebensgefährten Imran Khan und eine Reise nach Pakistan kam sie dem Islam näher. „Gott spielt bei den Menschen dort im Alltag eine große Rolle. Das habe ich in unserer Welt nicht kennen gelernt.“ Am Islam fasziniert sie: „Alles, was wir in diesem irdischen Leben kennen lernen, ist vergänglich. Nur die Liebe zu Gott bleibt ewig.“ Sie ist überzeugt, dass die Seele ebenso wie der Körper Nahrung brauche. „Wir beten alle zum gleichen Gott: Allah.“ Über ihre Erfahrungen hat sie jetzt ein Buch mit dem Titel „Von MTV nach Mekka“ geschrieben. Backer, die auch eine Pilgerreise nach Mekka unternahm, verschenkte ihre „unzüchtigen“ Kleidungsstücke und moderiert heute Sendungen, Kongresse oder andere Veranstaltungen.

Auch die Naturheilerin Christa Schaffrik-Yellowtail stellte ihre Ansichten zu Religion bei Maischberger vor. Die ehemalige Chefsekretärin lebte fünf Jahre mit den Crow-Indianern in Montana (USA). Sie heiratete den Häuptling Tom Yellowtail, von dem sie die indianische Heilkunst lernte. Mitte der 90er Jahre kehrte die Allgäuerin nach Deutschland zurück und lebt von Spenden, die sie als Heilerin bekommt. Im Studio versuchte sie als erstes, durch Salbei-Rauch die „Schwingungen im Studio zu reinigen“ und die Gäste auf eine höhere Eben zu bringen.

Werner Schneyder: „Religionen nerven mich“

Beim erklärten Skeptiker Werner Schneyder, österreichischer Kabarettist und Schriftsteller, erzeugten die kleinen Zeremonien der Heilerin nach eigener Aussage eher Aggressionen. „Sie räuchern hier Salbei, was ich sehr gerne rieche, aber dieser ganze Brauchtumsüberbau ist einfach lächerlich“, so Schneyder zur „geistigen Reinigung“ der Allgäuerin, die auch Steine hervorholte. „Religion geht mir auf die Nerven“, sagt Schneyder. Für ihn seien „Religionen „kommerzielle Unternehmungen“.

Ähnliche Ansichten vertrat die Buchautorin Esther Vilar („Der dressierte Mann“). Für sie ist es reine Zeit- und Energieverschwendung, sich Gedanken über ein Leben nach dem Tod zu machen. Zudem sei für sie die Vorstellung von einem ewigen Leben in einem Paradies grausam. Davon schreibt sie in ihrem neuen Buch namens „Schrecken des Paradieses“. Vilar, die in Argentinien unter Katholiken aufwuchs, sagt: „Ewiges Leben? Man müsste Millionen Jahre leben. Das würde uns doch zu Tode langweilen.“ Angesichts der Religionen, die weltweit praktiziert werden, komme ihr das Leben „wie eine gigantische Irrenanstalt“ vor. Religion hält sie für eine geistige Krankheit. Ihrer Meinung nach habe Gläubigkeit jedoch nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun: „Die Intelligenten sind noch viel anfälliger für Religion. Wer intelligent ist, hat Angst davor, aus dieser interessanten Welt zu verschwinden.“

Der ehemalige Journalist Jörg Andrees Elten berichtete von seiner Begegnung mit dem Guru Bhagwan. Im Jahr 1978 reiste er für den „Stern“ nach Poona, wo er dann dem geistigen Führer folgte. Elten lebte acht Jahre lang unter dem Namen Sannyasin beim Guru, bei dem sich auch der Schriftsteller Peter Sloterdijk lange Zeit aufhielt. Fühlte er sich zuvor leer, fand Elten bei dem indischen Guru „Antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens“. In Deutschland sieht der heute 82-Jährige eine geistige Armut, die er für ebenso dramatisch hält wie die materielle Armut indischer Slums: „Ich glaube tatsächlich, dass Wohlstand krank macht.“ Der Skeptiker Schneyder warf ein, dass es auch Bhagwan offensichtlich sehr auf irdische Güter und Geld abgesehen habe, da er angeblich bis zu 92 Rolls Royce besaß und ein Leben in Luxus führte.

„Menschen bei Maischberger: „Allah, Jesus, Manitu – Gebrauchsanweisung zum Glück?“ wird am Samstag, den 6. Juni, um 23.25 Uhr auf 3sat wiederholt. (PRO)

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