Barack Obama findet: Die Medien übertreiben die Gefährlichkeit des Islamischen Staats, und die in Paris ermordeten Juden waren „wahllos ausgewählte Leute“. Der US-Präsident sollte sich zusammenreißen, wenn er nicht an den Menschen vorbeiregieren will. Ein Kommentar von Moritz Breckner
Von PRO
Foto: Pete Souza / The White House
Der amerikanische Präsident im Oval Office. Trifft er noch den richtigen Ton?
Was ist los mit Barack Obama? Diese Frage konnte man sich in den letzten Tagen gleich mehrfach stellen. Am vergangenen Donnerstag nutzte der US-Präsident das Nationale Gebetsfrühstück nicht etwa, um Christenverfolgung im Nahen Osten anzuprangern, sondern um zu belehren, dass Christen keinen Anlass hätten, auf einem „hohen Ross“ zu sitzen. Schließlich hätten „im Namen Christi“ die Kreuzzüge und die Sklaverei stattgefunden. Abgesehen davon, dass es auch Christen wie William Wilberforce waren, die gegen die Sklaverei gekämpft haben: Warum nennt Obama diese Verbrechen „im Namen Christi“, weigert sich aber, von „Islamismus“ zu sprechen, um Muslime nicht zu beleidigen? Das Weiße Haus bezeichnet islamistische Gewalt als „religiös“, aber nicht als „islamistisch“ oder gar „im Namen Mohammeds“. Wenige Tage vor Obamas Rede veröffentlichte die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) das Video von der Verbrennung einer jordanischen Geisel bei lebendigem Leib. Was geht im amerikanischen Präsidenten vor, dass er dies zum Anlass nimmt, Christen an bis zu 1.000 Jahre alte Sünden zu erinnern?
Am Montag dann gab Obama ein Interview, in dem er erklärte, die Medien übertrieben aus Sensationslust die Gefahr des Islamischen Staats. Das Fernsehen solle doch lieber über den Klimawandel sprechen. Man kann nur staunen über diese Wahrnehmung, die weder der Stimmung der Amerikaner noch dem Ernst der Lage gerecht wird. Immerhin: Am Mittwoch hat Obama vom US-Kongress die Zustimmung erbeten, den Einsatz von Bodentruppen gegen den IS prinzipiell zu erlauben. Das ist gut und richtig. Dennoch glauben Sicherheitsexperten wie Obamas früherer Verteidigungminister Leon Panetta, dass der Präsident keine Strategie hat – und sich des Problems nur widerwillig annimmt. Das würde immerhin erklären, warum er im August im Anschluss an eine Pressekonferenz über den vom IS enthaupteten Amerikaner James Foley seelenruhig Golf spielen ging.
Pariser Juden als „wahllose“ Opfer
Im gleichen Interview bezeichnete Obama übrigens die in Paris von Terroristen ermordeten Juden als „wahllos ausgewählte Leute“. Auch auf Nachfrage wollte ein Sprecher des Weißen Hauses nicht einräumen, dass die ermordeten Juden deswegen ermordet wurden, weil sie Juden waren. „Der Präsident schuldet den Juden in Europa eine Entschuldigung“, erklärte die Journalistin Dana Perino – eine von vielen fassungslosen Reaktionen, die sich auf Twitter unter dem Schlagwort #JewishLivesMatter (Jüdische Leben zählen) sammelten.
Christen und Juden könnten sich nicht auf Obama verlassen, wetterte der konservative Politiker Mike Huckabee. „Die einzige Gruppe, die weiß, dass sie seine unverbrüchliche Unterstützung genießt, sind die Muslime.“ Es wäre schön, wenn der US-Präsident das Gegenteil beweisen würde, schließlich ist Obama noch bis Januar 2017 im Amt. Ein erster Schritt wäre es, den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu zu empfangen, wenn der Anfang März nach Washington reist. Das will Obama nämlich bislang auch nicht. (pro)
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