Was ist Aufklärung?

Am heutigen Donnerstag findet eine Veranstaltung der "Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz" in der Universität Trier statt mit dem Titel: "Die neuen Gegenaufklärer Christlicher Fundamentalismus in Deutschland". Diese Christen, so wird da lanciert, seien "auf einem Kreuzzug gegen die (Post)Moderne", im "Kampf gegen Darwin, die (sexuelle) Selbstbestimmung, die Aufklärung oder die Schulpflicht".
Von PRO

Seltsam, welchen Begriff von Aufklärung die Veranstalter zu haben scheinen. Wie war das noch? Aufklärung ist doch, nimmt man einen ihrer wichtigsten Exponenten Immanuel Kant beim Wort, "der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit." Selber denken statt nur nachplappern!, lautet die Devise. Ein Gedanke, den schon der Augustinermönch Martin Luther populär machte, 250 Jahre vor Kant. Lest selber die Bibel! Glaubt nicht, was Euch ein Priester auf unverständlichem Latein vorbetet. Aufklärung ist keine Frage der Religion, sondern der Bereitschaft, seinen eigenen Kopf einzuschalten. Nur weil sich jemand als "aufgeklärt" bezeichnet, liegt er weder mit seiner Meinung automatisch richtig, noch hat er das Recht, den Stempel "Gegenaufklärer" auf jeden zu setzen, dessen Meinung ihm zuwiderläuft.

Der Politik- und Sozialwissenschaftler, der in Trier auftritt, hat schon bei früheren Vorträgen Sorgen geäußert über Christen und den "Kreationismus in Deutschland" (2007). Wer an einen Schöpfer glaubt, ist dumm, behaupten regelmäßig Humanisten – auch wenn es Millionen Menschen jeden Sonntag im Glaubensbekenntnis bezeugen. So als wäre es irgendwie intelligenter anzunehmen, alles sei durch Zufall aus nichts entstanden.

Die Wochenzeitung "Die Zeit" wollte es nicht beim Nachplappern bewenden lassen und schickte zur Überprüfung der These, dass evangelikale Christen fanatische Fundamentalisten seien, einen Autoren zum Ferienfestival "Spring", das von der Deutschen Evangelischen Allianz jedes Jahr veranstaltet wird. Der (katholische) Journalist wunderte sich ein wenig über Seminare wie "Schwimmen und Beten" mit wasserfesten Bibeln und fromme Comedy. Aber nach der Woche unter den fröhlich gläubigen Menschen zieht er ein Fazit, das ihn selbst überrascht: "Nein, es sind keine Extremisten und Fundamentalisten." Er stellt fest: "Die Christen, von denen ich dachte, sie seien wertkonservativer als ich und die meisten Katholiken, ringen ehrlich und ohne Show um eine liberale Auslegung der Schrift". Und selbst im Seminar zum Thema Homosexualität trifft er entgegen seinen Erwartungen Menschen an, die ihren Kopf anschalten, miteinander diskutieren und "Homosexuelle als vollwertige Mitglieder in jede christliche Gemeinschaft" aufzunehmen bereit sind. Und am Ende liebäugelt der "Zeit"-Besucher sogar, für sich das "Schwimmen mit Gott" auszuprobieren.

Es scheint so, als müssten manche, die Angst vor einem Kreuzzug "gegenaufklärerischer" Christen haben, einmal selber hinschauen und aufhören, andere nachzuplappern.

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