Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen und die CDU-Politikerin Julia Klöckner sind von der befreienden Kraft der Religion überzeugt. In einem Interview des evangelischen Magazins chrismon haben sie sich über den „spirituellen Arztbesuch“ und die heilsamen Ansätze der lutherischen Reformation ausgetauscht.
Von PRO
Foto: Frank Eidel, Stefan Thomas Kroeger
Für Eckart von Hirschhausen und Julia Klöckner hat der reformatorische Glaube eine enorme Kraft, die schädliche Ängste überwinden kann
Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 diskutieren der evangelische Komiker Eckart von Hirschhausen und die katholische Politikerin Julia Klöckner (CDU) über befreiende Kräfte der christlichen Religion und Bildung. Ihrer Meinung nach hat Luther nicht nur von theologischen Schieflagen befreit, sondern auch den Anstoß gegeben für ein Selbstbewusstsein, welches auch für die heutige Medizin interessant sei. So stellt der ausgebildete Arzt von Hirschhausen fest, dass viele einsame Menschen mit einer „pseudoreligiösen Erwartungshaltung“ ins Wartezimmer des Arztes kämen. Sie haben den „Wunsch nach Gesehenwerden, Berührtwerden im wahrsten Sinne des Wortes, nach Erlösung, nach Gnade“. Die „Priesterkaste der Ärzte“ begegne diesem Wunsch teilweise mit distanzierendem lateinischen Fachjargon und vermittle damit eine gewollte Abhängigkeit. „Luther hat den Anstoß dafür gegeben, dass man sich die heilenden Kräfte der Bildung klargemacht hat“. Dieses Selbstbewusstsein ermögliche, dass die Patienten nicht von der Allmacht der Ärzte abhängig seien und sich selbst bilden könnten.
Für die studierte katholische Religionslehrerin Klöckner ist Luthers Betonung der „befreienden Kraft der Bildung“ einer der Hauptgründe für die Verankerung des Reformationstages als gesetzlicher Feiertag. „Ohne Luther wäre die katholische Kirche nicht da, wo sie ist. Ich wollte kein Kirchenmitglied im 15. Jahrhundert sein.“ Kritisch fügt sie an, dass Luther „nicht den Bruch mit der katholischen Kirche“ wollte, aber zu Recht das Geschäft mit der Angst ums Seelenheil verurteilt habe.
Der reformatorische Glaube soll von Ängsten befreien
Von Hirschhausen zufolge habe die Reformation aber nicht mit der subtilen „Angst vor der Erbsünde“ gebrochen. Viele Menschen hätten das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Ihr Denkfehler liege darin, dass sie nur über ihre eigene Unzulänglichkeit Bescheid wüssten. „Von jeder Notlüge, von jeder Lust auf etwas Verbotenes sind wir bei uns selbst Zeuge. Von dem, was andere an Müll im Kopf haben, bekommen wir nicht alles mit.“ Ein „mentales Doppelleben“ wäre laut dem Mediziner aber normal. „Jeder ist mal verwirrt, uneindeutig und unleidlich. Aber dafür muss man sich doch nicht ständig fertigmachen!“ Die Angst ist für von Hirschhausen, wie auch für Klöckner, kein guter Ratgeber. Der Glaube solle vielmehr die Sinnhaftigkeit des Lebens unterstützen und Selbstheilungskräfte aktivieren.
Mit viel Humor diskutieren die beiden die Vor- und Nachteile ihrer jeweiligen Konfession. Von Hirschhausen beneidet die Katholiken um ihre vielen Rituale, da habe seine Kirche das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Klöckner wünscht sich bei der katholischen Kirche einen liberaleren Umgang mit Geschiedenen, Wiederverheirateten und Homosexuellen. Mit dem jeweils anderen das Abendmahl feiern – für beide kein Problem.
Das Evangelium hat integrative Kraft
Für Klöckner und von Hirschhausen ist klar, dass die Kirche, sei sie katholisch oder evangelisch, und ihre Botschaft notwendig seien, auch wenn die Zahl der Kirchenaustritte dagegen spreche. Religion habe eine integrative Kraft, die Klöckner zufolge nicht nur Generationen, sondern auch ganze Nationen miteinander verbinden könne. „Wenn wir in Deutschland beobachten, wie Arm und Reich auseinanderdriften, wie viele Leute sich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen – dann braucht es jemand, der uns an Jesus erinnert! Er ging gezielt auf die Menschen zu, ohne nach dem Status zu fragen“, bemerkt von Hirschhausen. (pro)
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