Kommentar

Warum sollten sich Fußballer nicht zu Jesus bekennen?

Am vorigen Wochenende wurde in Deutschland der DFB-Pokalsieger gekürt. Die Sensation blieb aus. Positive Überraschungen gab es nach dem Schlusspfiff trotzdem – mit einem eindeutigen Glaubensbekenntnis, das offenbar nicht jedem gefiel.
Von Johannes Blöcher-Weil
Chris Führich vom VfB Stuttgart bekennt nach dem DFB-Pokalsieg ohne Scheu seinen Glauben

War das ein sportlich emotionales Wochenende. Die Verwandtschaft meiner Frau wohnt in Bielefeld. Als wir vor einem Jahr das Verwandtschaftstreffen für dieses Wochenende terminiert haben, war keinem bewusst, dass das Pokalfinale für uns alle so relevant sein könnte. Am Samstag stieg die Spannung und abends saßen Groß und Klein gemeinsam vor dem Fernseher.

Leider ist der Rest des Abends nicht so verlaufen, wie wir es uns gewünscht haben. Träumen war ja erlaubt und einige haben sich schon auf Spiele gegen europäische Spitzenteams auf der Bielefelder „Alm“ gefreut. In der Anfangsphase verhinderte die Latte sogar einen anderen Spielverlauf. Der Favorit aus Stuttgart behielt mit 4:2 die Oberhand und die zwei späten Tore der Bielefelder sorgten dafür, dass sie erhobenen Hauptes aus dem Duell David gegen Goliath herausgehen konnten.

Zwei Szenen der „Nach-Spiel-Zeit“ haben mich beeindruckt. Während das Gros der Stuttgarter Mannschaft bereits mit den Fans feierte, tröstete Stuttgarts Stürmer Nick Woltemade noch die unterlegenen Spieler aus Bielefeld. Vor dem Mikrofon erklärte er, dass er danach noch genügend Zeit habe, um mit den Fans und seiner Mannschaft zu feiern. Respekt dafür.

„I belong to Jesus“

Auch Stuttgarts Nationalspieler Chris Führich hat am Samstag ein ganz unprätentiöses Glaubensbekenntnis abgelegt. Bei den Feierlichkeiten trug er ein T-Shirt mit dem Schriftzug „I belong to Jesus“ (Ich gehöre zu Jesus). Ein Millionenpublikum durfte lesen, was dem Fußballer neben seiner Begeisterung für seine Sportart wichtig ist: der christliche Glaube.

Ob das auch den ARD-Journalisten gefallen hat, die kürzlich einen Beitrag über den Zusammenhang von Fußballern, christlichen Influencern und Mission geschrieben haben, ist mir nicht überliefert. Der Beitrag (hier geht’s zum Text) vermittelte bei mir den Eindruck, gläubige Fußballer seien Teil eines Systems, das bewusst Einfluss in der Gesellschaft nehme, um missionarische Inhalte zu verbreiten.

Dazu sei Folgendes gesagt: Ja, es kommt immer wieder vor, dass Fußballer öffentlich über ihren Glauben sprechen, Bibelverse in den sozialen Medien teilen oder wie am Samstag fromme Sprüche auf ihren T-Shirts haben. Neben Chris Führich sind wohl Brasiliens Torhüter Allisson Becker und in Deutschland Felix Nmecha und Davie Selke die prominentesten Vertreter ihrer Zunft.

Erwartbare Kritikpunkte

Aber irgendwie bleibt nach der Lektüre des ARD-Beitrags der fade Beigeschmack, dass hier alle Jesus-Bekenner in einen Topf der Kritik geworfen werden. Die im Beitrag genannten Sportler werden mit der Keule des „ultrakonservativen Evangelikalismus“ erschlagen. Positionierungen gegen Abtreibung und ein „hohes Maß“ an Homophobie müssen dabei natürlich auch vorkommen.

Ja, es gibt auch in christlichen Kreisen Inhalte, die menschenfeindlich und kritikwürdig sind. Aber warum sollten Sportler nicht zum Ausdruck bringen dürfen, was ihnen für ihr Leben wichtig ist? Ich habe den Eindruck: Wenn jemand öffentlich für Nachhaltigkeit und Werte einsteht, dann wird ihm Rückgrat attestiert. Wenn er seinen christlichen Glauben verteidigt und anspricht, dauert es nicht lange, bis er für eher konservativere Meinungen kritisiert wird.

Der ARD-Beitrag erweckt den Eindruck, die Sportler würden ihre Glaubensbekenntnisse ausnutzen, um die Adressaten in evangelikale Organisationen hineinzuziehen, in denen diese ihre Seele verkaufen. Martin Fritz, wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, findet dazu folgende Worte: „Der Druck ist groß, möglichst viele Menschen mit der Botschaft zu konfrontieren.“

Wenn aus Druck ein Wunsch wird

Warum er hier das Wort Druck benutzt, erschließt sich mir nicht. Er hätte doch auch das Wort Wunsch wählen können. Denn Hand aufs Herz: Wer möchte nicht anderen etwas weitersagen, was er für relevant hält – egal, ob es um den christlichen Glauben oder etwas anderes geht. Ich bin selbst nicht der missionarische Eiferer, aber wenn mir etwas wichtig ist, erzähle ich (gerne) davon. Im Matthäus-Evangelium fordert Jesus dazu auf, seine Botschaft weiterzuerzählen. Aber das mache ich persönlich nicht, weil ich unter Druck bin, sondern weil mir die Botschaft etwas bedeutet.

Wer im Sport aktiv ist, weiß, wie wichtig Vorbilder sind, denen man nacheifert. Aus meiner Sicht steht der christliche Glaube für Werte und Weltanschauungen, die unserer Welt gut tun. Wir sind bedingungslos geliebt. Deswegen können wir auch unserem Gegenüber mit Nächstenliebe und Respekt begegnen. Das verbessert das gesellschaftliche Klima und Miteinander. Wenn dazu die öffentlichen Glaubensbekenntnisse auch dienen, soll es mir recht sein.

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