Warum Integration unterschiedlich gut gelingt

"Integration wird heute fast ausnahmslos im Zusammenhang mit dem Islam thematisiert und problematisiert." Diese Auffassung vertritt der Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener (Kassel), in einem Gastbeitrag des Christlichen Medienmagazins pro. Aufgrund der vielen Unsicherheiten, Ängste und Erfahrungen beschäftige die Debatte aber nicht nur die Medien, sondern auch die Christen.
Von PRO

"Wir wissen, dass die heutigen Probleme zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auch eigenen politischen Versäumnissen und Ignoranz geschuldet sind", betont Diener. Er verweist darauf, dass Deutschlands Migration aus den EU-Staaten ebenso wie aus Amerika, Afrika oder Asien unterschiedlich gut gelinge. Die schwer zu durchdringende "Gemengelage" habe durch den aufkommenden islamischen Radikalismus bis zum menschenverachtenden Terrorismus eine oftmals alles überlagernde Zuspitzung erfahren. Diese sei emotional und psychologisch verständlich, sachlich aber unzutreffend und wenig hilfreich, so Diener.

Alle Menschen mit den Augen Gottes sehen

Im Umgang mit Menschen, die einen Migrationshintergrund haben, müsse klar sein, dass sie vor allem anderen von Gott geschaffene und geliebte Menschen seien: "Dabei ist Gottes Liebe keine naive Emotion, sondern eine ganzheitliche Prägung. Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Wahrheit gehören untrennbar zusammen." Es gelte, die Augen deshalb nicht vor der Wirklichkeit zu verschließen, sondern sich darum zu bemühen, "Menschen mit den Augen Gottes zu sehen und ihnen in der Wirklichkeit dieser Welt und unserer Gesellschaft gerecht zu werden".

Diener warnt davor, sich vor Vereinfachungen und Stammtischparolen zu hüten. Schon im Alten Testament stehe der Fremdling unter dem besonderen Schutz Gottes. "Wenn wir Migranten aus dieser Perspektive sehen, werden wir wahrnehmen, wie verunsichert und ihrer nationalen wie kulturellen Identität beraubt viele Menschen bei uns ankommen. Wir werden Verständnis dafür entwickeln, wie fremd, oft auch wie abstoßend, vieles auf sie wirkt und werden wahrnehmen, wie viel Ablehnung, Skepsis und unverhohlene Feindschaft ihnen oftmals entgegenschlägt", schreibt der Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.

Nicht von negativen Erfahrungen abschrecken lassen

Aufgrund der biblischen Basis, sei es wichtig, Migranten zu ermutigen, ihren Platz in dieser Gesellschaft zu finden. "Deshalb nehmen wir als Christinnen und Christen einerseits an den gesellschaftlichen Diskussionen zu diesen Themen kompetent teil, wirken an der politischen Meinungsbildung mit und fördern andererseits durch persönliche Begegnung und Begleitung die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Umfeld", wünscht sich Diener.

Für die Begegnung mit Migranten sei eine sorgfältig Vorbereitung notwendig: Der Migrant "wird erkennen, ob wir seine religiöse und kulturelle Identität achten oder ihm die unsrige nur schnell überstülpen wollen". Er werde wahrnehmen, ob das behutsame und angemessene Zeugnis unseres Glaubens mit langem Atem und geduldiger Liebe zur angemessenen Zeit erfolge oder ob man ihn nur als störrisches Missionsobjekt betrachte und behandele.

Natürliche Anknüpfungspunkte könnten die Begleitung bei Behördengängen, Grüße zu den jeweiligen Festtagen und zu schaffende Begegnungsangebote sein: "Lassen wir uns auch von negativen Erfahrungen, von andauernder Passivität, von der nüchternen Erkenntnis, dass Menschen nur aus wirtschaftlichem und nicht aus kulturellem Interesse hierher gekommen sind, von Integrationsunwilligkeit und von kaum zu überwindender ‚Ghettoisierung‘ nicht abschrecken. Es gibt im Geist der Liebe Christi, aber auch zum Wohl unserer Gesellschaft keine Alternative zu einem kommunikativen, integrierenden Miteinander", schreibt Diener.

Dr. Michael Diener (49) ist seit Herbst 2009 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, der seinen Sitz in Kassel hat. Der promovierte Theologe war zuvor Dekan der Evangelischen Kirche der Pfalz im Kirchenbezirk Pirmasens.

Der vollständige Beitrag von Michael Diener ist in der aktuellen Ausgabe 4/2011 des Christlichen Medienmagazins pro erschienen, das unter 06441/915 151 oder info@kep.de kostenlos angefordert werden kann.

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