„Warum ich zur Evangelischen Kirche zurückgekehrt bin“

Die Kirche leistet mithilfe der Kirchensteuern wertvolle Arbeit für die Menschen im Land, findet der Journalist Christoph Stollowsky vom Berliner Tagesspiegel. Um das zu unterstützen, ist er wieder in die Evangelische Kirche eingetreten – auch wenn die religiösen Gründe dafür keine so große Rolle spielten.
Von Jörn Schumacher
Was wäre, wenn es keine Kirchen mehr gäbe? Der Tagesspiegel-Journalist Christoph Stollowsky fänd es nicht so gut.

Unter der Überschrift „Warum ich zur Evangelischen Kirche zurückgekehrt bin“ schreibt der Journalist Christoph Stollowsky im Berliner Tagesspiegel (Ausgabe vom Montag) darüber, wie er als junger Mann aus der Kirche austrat, aber seit vielen Jahren wieder „überzeugter“ Kirchensteuerzahler ist. Der 66-Jährige schreibt seit 1991 für die Zeitung.

Sollte man die Kirchen einfach abschaffen?, fragt der Autor und spielt in Gedanken durch, was das für die Gesellschaft hieße. Er stellt fest: „Für meine über 90-jährige Mutter würde dies bedeuten: Kein Seniorencafé mehr in der Johann-Sebastian-Bach-Gemeinde, zu dem sie ehrenamtliche Helfer im Kleinbus abholen. Keine Tanzgruppe mehr für ältere Menschen, organisiert von der nahen Johannes-Kirchengemeinde. Etliche Flüchtlingsfamilien würden überdies ihr neues zu Hause in Gemeindehäusern verlieren, vorbei wären die Sonntagabend-Musiken bei ‚Johannes‘, auch ‚Kultur Petrus‘, die beliebte Jazz- und Kleinkunstreihe, fiele weg.“

„Abgeurteilt ohne genaues Hinsehen, ohne Neugier und Fairness“

Es gäbe auch keine kirchlichen Initiativen mehr gegen Antisemitismus und für mehr Toleranz, viele Krabbelgruppen, Literaturkreise, Schülerzirkel, Spiele- und Familiennachmittage, Filmabende, Treffs für alleinerziehende Mütter sowie Besuchsdienste für Senioren oder Einsame fielen weg, zählt Stollowsky auf. „Und das ist bei weitem nicht alles“, fügt der Journalist hinzu.

Der Staat könnte all diese Angebote nicht ersetzen, so Stollowsky. „Haben die Kritiker das vor Augen, wenn sie leichthin erklären, die Kirchengemeinden seien verzichtbar? Ja, sogar die Austrittsgebühr von 30 bis 50 Euro müsse abgeschafft werden, weil sie die Religionsfreiheit beeinflusse und Menschen vom Austritt abhalte? Bei Diskussionen fällt mir auf, dass oft vorschnell abgeurteilt wird, ohne genaues Hinsehen, ohne Neugier und Fairness.“

Er selbst gehe „eher selten“ in den Gottesdienst, schreibt Stollowsky. Als junger Mann sei er aus der Kirche ausgetreten, seit dem Jahr 2000 sei er jedoch wieder Mitglied. „Und zahle seither überzeugt Kirchensteuer“. Abschließend stellt er fest: „Unsere Kirchengemeinden praktizieren ein gelebtes Christentum.“ Der Glaube sei für ihn nicht entscheidend, um die Kirche gut zu finden. „Sie übernehmen gesellschaftliche Verantwortung im Sinne der Bergpredigt. Das ist für mich entscheidend – und ein hoher Wert, sie zu unterstützen.“

Von: Jörn Schumacher

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