Wahrheitsanspruch legitimes Mittel von Religion

"Es ist das gute Recht jeder Religion, die sich selbst ernst nimmt, selbstbewusst und missionarisch aufzutreten", schreibt der Politologe und Publizist Andreas Püttmannn.  In seinem Artikel "Das gute Recht jeder Religion" in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" beleuchtet er den Toleranzbegriff der Religionskritiker.

Von PRO

"Der Wahrheitsanspruch ist ein legitimes Merkmal von Religion, das den Pluralismus in der Demokratie nicht bedroht, sondern ermöglicht", schreibt Püttmann. Die Vielzahl von Sinn- und Wertüberzeugungen entstehe nicht dadurch, dass man "weltanschauliche Nullen" zusammenzähle, sondern durch die legitime Konkurrenz klar definierter und "erkennbarer Hausnummern". "Es ist das gute Recht jeder Religion, die sich selbst ernst nimmt, selbstbewusst und missionarisch aufzutreten", so Püttmann. Wer von einer Wahrheit überzeugt sei, die er sogar für göttlich offenbart hält und die sein Leben bereichert, der verstieße geradezu gegen die Gottes- und Nächstenliebe, wenn er diesen Schatz nicht mit anderen teilen wollte.

Er zitiert aus dem "Bertelsmann Religionsmonitor 2008". Dort sagten 63 Prozent der gläubigen Menschen von sich, sie seien bereit, ihren Glauben zu hinterfragen, jeder Vierte von ihnen tue dies sogar in hohem Maße. Diese und ähnliche Ergebnisse zeigten, dass sich klare Positionen und die Fähigkeit zu Toleranz und kritischem Nachdenken nicht ausschließen. Im Gegenteil: Laut den Ergebnissen des Religionsmonitors "fördern sich Reflexion und Religiösität wechselseitig, und in dieser Kombination sind auch religiöse Toleranz und zivilgesellschaftliches Engagement am stärksten ausgeprägt", folgert Püttmann.

Dabei gibt der Publizist durchaus auch Schattenseiten zu: "In sektiererischen Gruppen am rechten Rand beider Konfessionen sind Intoleranz und Menschenfeindlichkeit – vor allem gegen Homosexuelle, trotz des Diskriminierungsverbots im Katechismus – tatsächlich zu beobachten." Diesbezüglich gelte es aber, die "Rechtgläubigkeit" von der "Rechtsgläubigkeit" eines ideologischen Konservatismus zu unterscheiden.

Nicht die Christen neigen nach Püttmans Ansicht zu Intoleranz gegenüber Andersgläubigen, sondern es seien die Kriktiker des christlichen Glaubens, deren Toleranzbegriff hinterfragt werden sollte. "Es ist auffällig, wie intolerant er (der Atheismus, Anm. d. Red.) derzeit wieder gegen Glaube und Kirche agiert und die positive Religionsfreiheit durch eine negative zu verdrängen sucht", schreibt Püttmann. Von Reflexion seien einige Religionskritiker weit entfernt. "Im Blick auf die Erfahrungen mit dem explizit oder implizit arbeitenden Kommunismus und Nationalsozialismus könnte Beate Küpper Appell lauten: Der Athesimus sollte sich fragen, was da schief läuft", spielt er den Ball zuürck.

Mit seinem Beitrag antwortet der Politologe auf einen Artikel der "Welt" vom 14. November, der von einer angeblich "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" handelte. Darin beschreibt die Psychologieprofessorin Beate Küppers ihre These, sehr religiöse Menschen seien anfällig für abwertende Haltungen gegen Minderheiten, dies zeige sich vor allem in den Bereichen Sexismus, Homophobie und Rassismus. Sie hatte der Kirche den Rat gegeben, "sich endlich zu fragen, was das schiefläuft". (pro)

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