Der evangelische Theologe Stefan Scholz wirft der Nachrichtenseite katholisch.de Zensur vor, weil ein Text von ihm zum Thema Homo-Ehe nicht erschien. Die Redaktion hingegen nennt die Anklage „absolut haltlos“.
Von PRO
Foto: Screenshot pro/katholisch.de
Katholisch.de will Meinungen zu Homosexualität unterdrücken, sagt ein Theologe. Die Redaktion kontert: „absolut haltlos“
Katholisch.de ist das offizielle Internetportal der Katholischen Kirche in Deutschland. Vor einigen Wochen bestellte die Redaktion offenbar einen Text zum Thema „Homosexualität und die Bibel“ bei Scholz. Im strittigen und zumindest bei den Auftraggebern nicht veröffentlichten Beitrag schreibt dieser: „Völlig absurd aus heutiger aufgeklärter Sicht ist die Verbindung von Homosexualität und moralischem Fehlverhalten.“ Heute betrachteten die meisten Forscher Homosexualität als Variante in der Evolution. In der Bibel sei sie ein Randthema „mit weniger denn zehn einschlägigen Stellen“. Zudem kenne die Bibel ganz im Gegensatz zur heutigen Lebensrealität Schwule und Lesben nicht als einander hingegebene Lebenspartner.
Scholz nennt es deshalb „verantwortungslos“ Homosexuellen die „christliche Legitimation ihres Lebenskonzeptes zu bestreiten“. Besonders kritisch geht er im Folgenden die Katholische Kirche an. „Das klassische Verständnis der Ehe als Sakrament bietet weniger Spielraum für eine wirkliche (!) Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensformen und weiterer Familienverbünde jenseits von Ehegemeinschaften“, schreibt er. Der hohe Stellenwert der Tradition verhindere einen offenen Dialog. Daher sei auch von der kommenden Familiensynode nicht viel zu erwarten, auch wenn eine Öffnung in diese Richtung wünschenswert sei.
„Wir sind frei in Berichterstattung“
Der Protestant wirft dem Medium nun Zensur vor. In einer von Spiegel Online wiedergegebenen E-Mail-Diskussion mit der Redaktion erklärt Scholz, katholisch.de führe eine offene Diskussion zum Thema Homosexualität nur scheinbar, bediene tatsächlich aber „autoritäre Kommunikationsmuster“. Angreifbar mache sich die Kirche nicht durch seinen Beitrag, „sondern durch ihre inhaltliche Zensur“. Die Bischofskonferenz sei offensichtlich nicht an einer offenen und ehrlichen Diskussionskultur interessiert.
Steffen Zimmermann ist Chef vom Dienst bei katholisch.de. Auf Anfrage von pro wehrt er sich gegen die Vorwürfe. „Absolut haltlos“ sei die Berichterstattung darüber bei Spiegel Online und zudem der Versuch einer Skandalisierung. Dass ein Text nicht erscheine, sei im Journalismus ein „ganz normaler Vorgang“. Aufgrund der aktuellen vehement geführten Debatte über die Homo-Ehe habe man entschieden, den Beitrag derzeit nicht zu veröffentlichen. „Er passt gerade nicht so in die Zeit“, begründet Zimmermann die Entscheidung.
Das habe aber nichts damit zu tun, dass der Text einer vermeintlichen Redaktionslinie widerspreche. „Ich nehme für uns in Anspruch, dass wir auch beim Thema Homosexualität einen sehr offenen Umgang mit der Debatte pflegen“, sagte er. Die Deutsche Bischofskonferenz, der katholisch.de offiziell unterstellt ist, sei niemals in die Vorgänge involviert gewesen. „Wir sind in unserer Berichterstattung sehr frei“, versicherte Zimmermann. (pro)
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