Vorwurf: Pastor John Ortberg tat nichts gegen Volontär mit pädophiler Neigung

Der amerikanische Pastor und evangelikale Theologe John Ortberg hat offenbar einem Mitarbeiter seiner Gemeinde erlaubt, weiter mit Kindern zu arbeiten, obwohl sich dieser von Kindern angezogen fühlt. Ortbergs transgender Sohn Daniel Lavery, der sich mit seinem Vater zerstritten hat, protestierte über Twitter.
Von Jörn Schumacher
Der amerikanische Pastor und Buchautor John Ortberg hat offenbar einem Volontär erlaubt, weiter in der Gemeinde mit Kindern zu arbeiten, nachdem er beichtete, pädophile Neighungen zu verspüren

Der evangelikale Theologe und Buchautor John Ortberg ist Hauptpastor der Menlo Park Presbyterian Church (MPPC) in Kalifornien. In dieser Gemeinde arbeitete kurzzeitig ein Volontär, der Ortberg über seine Neigung informierte, von Kindern erregt zu werden. Wie die Gemeindeältesten mitteilten, tue dem Pastor die Entscheidung mittlerweile leid, die betreffende Person nicht sofort aus dem Dienst in der Gemeinde herausgenommen zu haben. Der Presbyterianischen Kirchengemeinde von Menlo im US-Bundesstaat Kalifornien gehören rund 4.000 Mitglieder an. Ortbergs Bücher verkaufen sich auch in Deutschland sehr erfolgreich.

Die Mitglieder des Gemeinderates hatten am 21. Januar eine E-Mail an die Gemeindemitglieder geschickt, die in Kopie auch an das amerikanische Magazin Christian Post ging. Die Leiterin des Ältestenrates, Beth Seabolt, erklärte, der Rat habe Ortberg am 22. November 2019 gebeten, die Arbeit in der Gemeinde für eine Weile ruhen zu lassen, während die aufgekommenen Sorgen mancher Gemeindemitglieder in dieser Sache geprüft werden.

Sohn protestiert öffentlich

In der E-Mail heißt es: „Im Juli 2018 kam eine Person, die in der Menlo Church arbeitet, zu John und teilte ihm im Vertrauen mit, dass er ungewollte Gefühle bei Minderjährigen entwickele. Die Person konnte John zufriedenstellend versichern, dass er dieser Anziehung bisher noch nie aktiv nachgegangen sei, und er suchte bei John Rat. John glaubte der Person, sorgte dafür, dass man für ihn betet und sich um ihm kümmert.“ Allerdings habe sich Ortberg nicht dazu entschlossen, die Person von der Arbeit mit Minderjährigen auszuschließen, teilten die Ältesten mit. Außerdem habe er nicht mit anderen Gemeindemitgliedern über die Sache gesprochen.

Am 2. Februar wandte sich Ortbergs Sohn Daniel Lavery, der sich mit seinem Vater zerstritten hat, mit einem Tweet zur Angelegenheit an die Öffentlichkeit. Auch auf ihn und seine Frau sei jemand aus der Gemeinde am 15. November 2019 zugegangen und habe ihnen mitgeteilt, dass er sich von Kindern sexuelle angezogen fühle. Als sich Lavery und seine Frau daraufhin an John Ortberg gewandt hätten, habe der gesagt, Pädophilie sei wie Homosexualität zu bewerten, und er könne nicht ausschließen, dass die Person nicht mehr mit Kindern über Nacht zusammen gewesen sei. Daniel Lavery wurde 1986 als Mallory Ortberg als Tochter von John Ortberg geboren, nun ist er Transgender und heißt Daniel M. Lavery. Im November 2018 machte er seine Heirat mit der Englisch-Professorin Grace Lavery bekannt. Er selbst gehe in keine Kirche, schreibt Lavery im selben Post. Ihn selbst mache es betroffen, dass sein „Vertrauen, das einmal zwischen mir und der Familie Ortberg bestand“ nun zerbrochen sei, schrieb Ortbergs Sohn.

„Erneuerungsplan“ soll baldige Rückkehr Ortbergs ermöglichen

Laut einem Bericht des Magazins Religion News teilten die Ältesten der Gemeinde mit, es habe Untersuchungen und Gespräche mit Mitarbeitern in der Kinderbetreuung gegeben, außerdem seien die Volontäre befragt worden, doch man habe kein Fehlverhalten in der Gemeinde feststellen können. „Dennoch zeigte die Untersuchung, dass John keine gute Entscheidung getroffen hat und das nicht vereinbar war mit der Verantwortung, die er als leitender Pastor trägt.“ Sollte es in der Zukunft irgendwelche Anschuldigungen geben, würden sie umgehend zur Anzeige gebracht werden.

Ein Sprecher der Gemeinde teilte laut Religion News weiter mit, dass die betreffende Person nur zeitweise in der Gemeinde gearbeitet habe und seit der Bekanntmachung des Falls nicht bei Veranstaltungen mitgeholfen habe. In der Erklärung heißt es weiter, auch Pastor Ortberg habe eingestanden, dass er bei seiner Entscheidung nicht vollständig seiner Verantwortung gemäß gehandelt habe. „Er entschuldigt sich für seine Entscheidung, und er ist der Sicherheit und Integrität der Gemeinde verpflichtet und will alles dafür tun, dass es nicht noch einmal zu solch einer Situation kommt.“ Die Gemeindeleitung habe vor kurzem einen „Erneuerungsplan“ verabschiedet, der es Ortberg erlaube, wieder zurück in den Pastorendienst zu kommen.

Von: Jörn Schumacher

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