Voodoo-Spuk im Bundestag

Einen Neujahrsgruß inklusive Voodoo-Puppe hat die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages verschickt. Was als Spaß gedacht war, kommt bei manchem gar nicht gut an. Der gläubige CDU-Politiker Frank Heinrich wirft der Lobby-Organisation die Verharmlosung einer der "grausamsten okkulten Praktiken der Welt" vor.

Von PRO

Mit dieser Wirkung hatte die einst vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründete "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" nicht gerechnet. "Ein schmerzfreies neues Jahr", wünscht die Gruppe deutschen Politikern in einem Neujahrsschreiben – flankiert wird es von einer Stoffpuppe und Nadeln, an deren oberem Ende Stofffähnchen mit der Aufschrift "Frauenquote", "Zuschussrente", "Erbschaftssteuer" oder "Vermögenssteuer" kleben. Unter der Überschrift "Verfluchte Wahlversprechen", schreibt die Initiative: "Wie es sich anfühlt, wenn die Wähler für Ihre Geschenke zur Kasse gebeten werden, können Sie heute einmal ausprobieren. Piesacken Sie Ihre Wähler, liebe Politiker. Aber bitte nur anhand des beiliegenden Musterbürgers."

Was als Gag gedacht war, findet nicht jeder witzig. Der gläubige Christ Frank Heinrich beschwerte sich am Montag über den seiner Meinung nach geschmacklosen Neujahrsgruß. "Wer Flüche und Voodoo-Püppchen an Abgeordnete adressiert, der überschreitet Grenzen. Die Grenzen des allgemeinen Anstandes und ebenso die Grenzen meiner persönlichen religiösen Gefühle. Angst schüren, einschüchtern, sind das die Methoden einer Demokratie?", fragt der CDU-Politiker und ehemalige Heilsarmee-Offizier.

Zu allem Überfuß verharmlose diese Aktion eine der "grausamsten okkulten Praktiken der Welt". Voodoo-Püppchen und -Nadeln stünden in Afrika und Haiti für grausame Gewalt. "Sie binden Menschen und verbreiten Angst und Schrecken. Mit diesem Feuer spielt man nicht", erklärte Heinrich gegenüber pro.

Scherz wie Glücksschweine und Kino-Zombies

Der Voodoo-Glaube ist vor allem in Afrika und Amerika beheimatet. Zu den Praktiken der Religion gehört auch das Herstellen von Puppen, die bestimmten Menschen ähneln sollen. Durch das Platzieren von Nadeln sollen jene Personen Schmerz spüren. Voodoo-Puppen werden von Anhängern dieser Religion aber auch zum Heilen verwendet. Auch die rituelle Schlachtung von Tieren und ihre Darbringung als Opfer gehört zu den Praktiken des Geisterglaubens, ebenso wie das Anrufen der Ahnen.

"Die von uns verschickten Puppen sollen an Voodoo-Puppen erinnern, sie haben aber mit dem Kult nichts zu tun", erklärte Florian von Hennet, Sprecher der wirtschaftsliberalen "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" am Dienstag auf Anfrage von pro. Eine Verharmlosung okkulter Praktiken liege seiner Organisation völlig fern. Vielmehr habe man bei politischen Entscheidungsträgern Aufmerksamkeit erregen wollen. "Wenn sich jemand von den Woll-Puppen in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlt, bedauern wir das sehr. Wir gingen davon aus, dass unsere Puppen hierzulande ähnlich scherzhaft verstanden werden wie Kino-Zombies, Karnevals-Vampire oder Silvester-Glücksschweine", sagte er. (pro)

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