Vom Islamisten zum Jesus-Nachfolger

Der Nordsudanese Yassir Eric war militanter Islamist, wünschte Juden und Christen den Tod. Wie durch ein Wunder kommt er zum Glauben an Jesus – wofür ihn sein Vater für tot erklärt. Auf seiner Flucht erlebte er Höllenqualen. In dem Buch „Hass gelernt, Liebe erfahren“ schildert er ergreifend seinen Lebensweg. Eine Rezension von Martina Blatt
Von PRO
Israel galt im Sudan als absolutes Feindland: Nachdem Yassir Eric zum Glauben an Jesus gekommen ist, besuchte er an Ostern 2014 erstmals Israel

„Zuerst nahmen wir unsere Gewehrkolben und droschen auf seinen Körper [Anm. d. Red.: auf den christlichen Mitschüler] ein. Dann drehten wir die Waffen um und stachen mit den Messerklingen am Lauf der Gewehre in seinen Rücken, seine Beine und Arme. Zakarias dumpfe Schreie wurden immer schwächer, bis sie ganz verstummten.“ Mit dieser brutalen Szene steigt Yassir Eric in seine Biografie „Hass gelernt, Liebe erfahren. Vom Islamisten zum Brückenbauer“ ein. Der im Nordsudan geborene Autor lernte bereits als Kind zu Hause von seinem Vater, aber auch in der Koranschule, alle Andersgläubigen zu hassen. In ihm keimt dieses Gefühl bereits in frühen Jahren. Als Jugendlicher verübt er einen Mordanschlag auf seinen christlichen Mitschüler Zakaria.

Eric wächst in einer angesehenen, wohlhabenden und sehr traditionellen Familie im sudanesischen Khartum auf. Sie war wie ein patriarchalischer Clan, den Erics Großvater leitete, gefolgt von Erics Vater. Ein Verwandter war etwa maßgeblich für die Einführung der Scharia im Sudan verantwortlich. Erics Vater gehörte zu einem der ersten Muslimbrüder im Land. Bereits als Kind reiste Eric durch den Sudan und warb mit Radikalen für den Dschihad. Umso unglaublicher ist Erics Lebenswandel, den der Leser auf ergreifende Weise mitverfolgt.

Möchte Lügen der Bibel entlarven

Zu seinem Onkel Khaled, auch ein radikaler Muslim, hatte Eric eine besonders tiefe Beziehung. Dieser arbeitete für den sudanesischen Geheimdienst. Während seiner Arbeit wollte Khaled gegen eine internationale Pastorenkonferenz vorgehen und einen der Leiter töten. Doch statt ihn zu ermorden, kommt der Onkel mit dem Wort Gottes in Kontakt und wird schließlich Christ. Allein zu dieser Geschichte, die Eric packend schildert, müsste ein ganzes Buch geschrieben werden. Als Khaled dem Clan seine Konversion offenbart, wird er aus der Familie verstoßen und kommt ins Gefängnis. Eric ist entsetzt über den Schritt seines Onkels, gleichzeitig fragt er sich, was am christlichen Glauben dran ist, wenn sich sein geliebter Onkel dafür entschieden hat. So besorgt sich Eric eine Bibel. Nur dadurch könne er die Lügen der Bibel entlarven und seinen Onkel überzeugen, zum Islam zurückzukehren. Doch es kommt anders: Je mehr er in der Bibel liest, desto stärker ergreift ihn das Wort.

Dann erlebt Eric ein Wunder, das sein Leben für immer verändern soll. Sein kleiner Cousin, Onkel Khaleds Sohn, liegt seit vier Wochen im Koma, die Ärzte hatten ihn schon abgeschrieben. Koptische Christen kommen in das Krankenhaus und beten in Anwesenheit Erics für den Jungen. Dieser wacht aus dem Koma auf. Dieses Erlebnis, Gespräche mit einem der Kopten und die Lektüre der Bibel prägen Eric so stark, dass er zum Glauben an Jesus kommt.

Als er seine Konversion nicht mehr verheimlichen will, berichtet er der Familie von seinem neuen Glauben. Die ist entsetzt, will ihn dazu bewegen, zum Islam zurückzukehren. Doch diesen Weg will Eric nicht gehen. So verstößt ihn sein Vater aus der Familie, enterbt ihn. Er sei nicht länger sein Sohn. Damit verliert Eric all die Privilegien seiner wohlhabenden Sippe und noch schlimmer – er verliert seine Familie. In seinem Heimatland wird er verfolgt, ist auf der Flucht, der Geheimdienst nimmt ihn immer wieder fest. Er steckt ihn in ein „Geisterhaus“, wo er sieben Wochen lang Höllenqualen erlebt. Dort stinkt es widerlich nach Leichen, kein Tageslicht dringt in die Zellen, Eric hört qualvolle Schreie anderer Gefangener. Er erleidet viel Misshandlung. Diese Schilderungen gehen beim Lesen durch Mark und Bein. Die Erlebnisse verfolgen Eric bis heute.

Brückenbauer zwischen Religionen und Kulturen

Irgendwann kommt Eric frei. Er flieht und verlässt sein Heimatland. Über unterschiedliche Stationen und Hürden in Afrika lernt er seine spätere Frau aus Deutschland kennen. Die nicht ganz einfache Liebesgeschichte gibt dem Buch weitere, ganz andere Akzente.

Er beginnt ein neues Leben in Deutschland. Anfänglich muss er sich in der völlig anderen Gesellschaft zurechtfinden. Er entwickelt sich jedoch zu einem Brückenbauer zwischen den Religionen und Kulturen. Heute ruft er als evangelischer Theologe zu einem respektvollen Umgang mit Muslimen auf. Kulturelle und religiöse Verständigung sind sein Lebensprojekt. Als Leiter des Europäischen Instituts für Migration, Integration und Islamthemen an der Akademie für Weltmission in Korntal hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und bildet in Deutschland sowie anderen europäischen Ländern Integrationsbegleiter aus. Mit seinen Erfahrungen kann er hier in Deutschland zu einer wichtigen Stimme beim Thema Integration werden.

Yassir Eric ist heute evangelischer Theologe, setzt sich für einen respektvollen Umgang mit Muslimen ein und sagt, dass Christen Flüchtlingen ihren Glauben authentisch vorleben sollen Foto: © Adrián Butcher
Yassir Eric ist heute evangelischer Theologe, setzt sich für einen respektvollen Umgang mit Muslimen ein und sagt, dass Christen Flüchtlingen ihren Glauben authentisch vorleben sollen

Warnung vor falsch verstandener Toleranz

Eric weiß genau zu differenzieren: „Ein Islam, der Andersgläubige abwertet und Gewalt legitimiert, darf keinen Platz in Deutschland haben“, ist eine seiner Kernthesen. Er warnt auch vor falsch verstandener Toleranz. So schreibt er in seinem Buch: „Die wahre Islamisierung beginnt da, wo wir nicht zu unseren eigenen Werten stehen, wo Journalisten vermeiden, Missstände anzusprechen, aus Angst, als ,islamophob‘ zu gelten. Wenn aus falscher Rücksicht vor Muslimen in Kindergärten die Weihnachtsfeier abgeschafft wird, wenn Kirchenvertreter aus einem falschen Harmoniebedürfnis heraus die Probleme eines konservativen Islamverständnisses für unsere Gesellschaft nicht ansprechen.“ Diese „Form der Islamisierung“ sei derzeit das zentrale Problem, nicht die muslimischen Nachbarn. Deutschen rät er eine gesunde Form Patriotismus. Wenn die Einheimischen ihr Land nicht mögen, von wem sollten es dann Migranten lernen? Am Ende seines Buchs listet Eric neun wegweisende Thesen zur Diskussion über den Islam und Integration auf.

Er ist ein Gegner von aggressiver Mission. Gleichzeitig sagt er, dass Muslimen, die nach Deutschland kommen, vom christlichen Glauben berichtet werden soll. Eric sieht es problematisch, dass in den Landeskirchen eine neue Diskussion aufkomme, „die Mission unter Muslimen gänzlich in Frage stellt mit der Begründung, dass Muslime und Christen ja ohnehin an denselben Gott glaubten“. Dies würde Eric fast als „eine Einschränkung der Religionsfreiheit sehen, wenn man sich dazu entscheidet, Muslimen das Recht vorzuenthalten, von der christlichen Botschaft zu erfahren“. Er ermutigt, Flüchtlingen einen authetisch Glauben vorzuleben und diesen zu erklären.

„Hass gelernt, Liebe erfahren“ ist ein bemerkenswertes Buch eines bemerkenswerten Mannes. In dieser lesenswerten Biografie steckt so viel Emotion und Leid, aber auch Liebe und Kraft. Diese Geschichte zeigt, dass Gottes Wirken unfassbare Wege kennt; und aus einem Islamisten ein Jesus-Nachfolger werden kann. Dieses Lebensbild kann Menschen in ihrem Glauben ermutigen. Die Hintergrundinformationen und Thesen sind aber auch für alle richtungsweisend, die an einem kritischen und respektvollen Dialog mit dem Islam interessiert sind. (pro)

Foto: adeo

Yassir Eric: „Hass gelernt, Liebe erfahren. Vom Islamisten zum Brückenbauer“, adeo, 224 Seiten, 18 Euro, ISBN: 9783863341770

Von: mab

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