Viele Deutsche haben Zweifel an Meinungsfreiheit

Knapp die Hälfte der Deutschen fühlt sich nicht frei die eigene Meinung zu sagen. Der Wert liegt seit Jahren auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Zugleich würde ebenfalls fast jeder Zweite bestimmte Meinungen gerne verbieten.
Von Christian Biefel
Meinungsfreiheit_Anderson_Santos_Pexels

Fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat nicht das Gefühl, die eigene Meinung frei äußern zu können. Das zeigte die Mitte Oktober erschienene Umfrage zu dem Thema: „Was ist Freiheit?“ des Instituts für Demoskopie Allensbach. Für die Beteiligten sei klar, dass die Meinungsfreiheit im Grundgesetzt verankert sei, schreibt Allensbach-Forscher Thomas Petersen dazu in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es gehe vielmehr darum, ob die eigene Meinung mit Freimut innerhalb der Gesellschaft geäußert werden könne, oder ob Angst bestehe, dass das Gegenüber einen aufgrund der eigenen Meinung verurteile oder gar ausgrenze. Diese Befürchtung ist laut der Studie sehr präsent. Das diesjährige Ergebnis reiht sich damit beinahe nahtlos in die Resultate der vergangenen Jahre ein: Der Wert bewegt sich seit 2021 zwischen 40 und 47 Prozent mit dem Tiefpunkt im Jahr 2023.

Fast jeder Zweite würde gerne bestimmte Meinungen verbieten

Zugleich stellte die Erhebung fest: Fast die Hälfte der Deutschen befürwortet Verbote dafür, bestimmte Meinungen zu äußern. So sprachen sich 49 Prozent der Teilnehmer dafür aus, dass die Äußerung „Homosexualität ist eine Krankheit“ verboten gehöre. Das Verbreiten der Meinung „Frauen gehören an den Herd“ war ebenfalls fast jedem zweiten Deutschen ein Dorn im Auge. 52 Prozent würden die Aussage verbieten, dass Soldaten Mörder seien. Petersen schrieb dazu: „Der Gedanke, dass Meinungsfreiheit ein universelles Grundprinzip ist, das für alle gilt, […] liegt vielen offensichtlich fern. Freiheit ist für sie nicht die Freiheit der Andersdenkenden, sondern vor allem die Freiheit der Gleichgesinnten.“

Die Studie setzte sich auch mit dem Freiheitsverständnis der Deutschen auseinander. Die Befragten konnten angeben, welche von drei Perspektiven auf sie zutrifft. 45 Prozent, und damit mit Abstand der größte Anteil der Befragten, wählten die Option, dass Freiheit bedeute, sein Leben selbstbestimmt leben zu können und selbst verantwortlich zu sein für seine Erfolge sowie Misserfolge. Jeweils ungefähr ein Viertel sprach sich für eines der anderen Verständnisse aus: Freiheit als die Möglichkeit, sein Leben zu leben, ohne Rücksicht auf andere nehmen zu müssen; und Freiheit im Sinne von frei zu sein, von sozialer Not, von Armut, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit.

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