Viele Deutsche fühlen sich in ihrer Meinungsäußerung eingeschränkt

Fast die Hälfte der Deutschen hat das Gefühl, Ansichten in öffentlichen Debatten nicht frei äußern zu können. Das gilt laut einer Studie besonders bei Themen wie Migration, Gender und dem Gaza-Konflikt.
Von Norbert Schäfer
Online-Umfrage

Fast die Hälfte der Deutschen hat das Gefühl, die eigene Meinung nicht frei äußern zu können. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Magazinplattform Readly gaben 49,7 Prozent der Befragten an, sie fühlten sich häufig oder eher häufig in ihrer Meinungsäußerung eingeschränkt. In Ostdeutschland geben das besonders viele Menschen an – insbesondere in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen, dort liegt der Anteil laut Studie bei 82,2 Prozent. Insgesamt gab ein Drittel der Befragten an, nie das Gefühl zu haben, die eigene Meinung in politischen oder gesellschaftlichen Debatten nicht frei äußern zu können.

Die repräsentative Erhebung wurde laut einer Pressemitteilung vom Montag im Juli 2025 vom Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von Readly durchgeführt. Dabei wurden 2.500 Personen in Deutschland online befragt.

Die Studie zeigt: Die Wahrnehmung von Meinungsfreiheit schwankt erheblich nach Parteibindung. Bei Anhängern der AfD haben 85,5 Prozent der Befragten den Eindruck, ihre Meinung nicht frei sagen zu können. Auch bei Wählen des BSW liegt der Wert mit 77,7 Prozent hoch. Unter den Anhängern von CDU/CSU äußerten 41,4 Prozent, dass sie sich in ihrer Meinungsäußerung eingeschränkt fühlen, bei der Linken sind es 38,2 Prozent. Am niedrigsten ist der Wert bei der SPD: Dort gab nicht einmal jeder Fünfte (18,7 Prozent) an, das Gefühl zu haben, in seiner Meinungsfreiheit beschränkt zu werden.

Heikle Themen: Asyl, Gaza, Gender

Eingeschränkte Meinungsfreiheit nehmen viele vor allem dann wahr, wenn es um gesellschaftlich kontroverse Themen geht. An erster Stelle steht die Migrations- und Asylpolitik. Fast die Hälfte der Studienteilnehmer gab an, sich bei diesem Thema nicht frei äußern zu können. Sensibel wird auch der Diskurs rund um den Israel-Gaza-Konflikt und Antisemitismus wahrgenommen. Etwa jeder Dritte hatte bei dem Thema eher Bedenken, offen seine Meinung zu sagen. Fragen zur Geschlechtsidentität und zur gendergerechten Sprache hielten rund ein Fünftel der Befragten für sensible Themen. Ähnlich äußerten sich die Befragten beim Ukraine-Krieg sowie beim Thema Klima.

Ein deutlicher Ost-West-Unterschied wird beim Thema Ukraine-Krieg sichtbar: Während im Westen 18,5 Prozent der Befragten von Hemmungen bei der Meinungsäußerung dazu spricht, liegt der Anteil im Osten bei 26,3 Prozent.

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