VfB-Profi Silas: Erpresst und betrogen, heute befreit

Der gläubige Fußballspieler Silas Katompa Mvumpa vom VfB Stuttgart hat eine schwere Zeit hinter sich. Er wurde von einem Spielervermittler ausgenutzt und nahm eine fremde Identität an. Heute sagt er: „Jetzt bin ich frei.“
Von Jörn Schumacher
Silas

Wenn der VfB-Profi Silas heute von der schweren Zeit spricht, in der er von einem anderen Mann erpresst und ausgenutzt wurde, spürt man große Erleichterung bei ihm. Darüber, dass die Zeit vorbei ist und dass er die Kraft hatte, alle dunklen Machenschaften ans Licht zu bringen und aufzuklären. Der Glaube gebe ihm große Kraft, sagte Silas in einem Interview mit dem SWR.

Der 24-Jährige, der mit vollem Namen Silas Katompa Mvumpa heißt, wuchs in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, auf. Schon 2012 begann er dort in einer Jugendakademie von La Grace mit dem Fußballspielen. Er spielte dann in der Jugend des damaligen französischen Fünftligisten Olympique Alès und beim Zweitligisten Paris FC.

2017 bekam der damals 19-Jährige vom RSC Anderlecht eine Einladung zum Probetraining. Dafür erhielt er ein Visum für Belgien. Weil der Verein an einer Verpflichtung des Spielers interessiert war, bat man ihn, zunächst noch einmal in den Kongo zurückzureisen, um mit einem neuen Visum zurückzukehren, um dann den Vertrag abschließen zu können. In dieser Situation soll ein Spielervermittler Silas in Belgien unter massivem Druck gesetzt und davon überzeugt haben, dass er nicht mehr nach Europa zurückkehren dürfe, wenn er Belgien einmal verlässt und in den Kongo abreist.

Erpressung mit einer falschen Identität?

Der VfB Stuttgart, der den Sachverhalt später aufklären konnte, teilte 2021 mit: „Da Silas sehr jung, völlig unerfahren und allein war, fasste er Vertrauen zu dem Vermittler. Er geriet in der Folge in ein komplettes Abhängigkeitsverhältnis.“ Der Spieler wohnte demnach bei dem Vermittler in Paris. Doch der schottete ihn von der Umwelt ab, zahlte ihm kein Gehalt aus und überließ ihm nicht seine Dokumente. Der Vermittler änderte Silas‘ Identitätsangaben und gab ihm gefälschte Papiere, ausgestellt auf den Namen Silas Wamangituka und mit einem falschen Geburtsdatum versehen. Offensichtlich ging es dem Betrüger darum, den Spieler fortan zu erpressen. Silas‘ Kontakt zu seiner Familie im Kongo riss ab, seine Mutter machte sich große Sorgen.

Zur Saison 2019/20 wechselte Silas zum VfB Stuttgart. Bald tauchten in französischen Presseberichten Zweifel an der Identität des Spielers auf. Wie der VfB Stuttgart öffentlich machte, setzten Silas und sein neuer Verein alles daran, die Betrügereien aufzuklären. Silas teilte mit: „Ich habe in den letzten Jahren in ständiger Angst gelebt und mir auch um meine Familie im Kongo große Sorgen gemacht. Es war ein schwerer Schritt für mich, meine Geschichte zu offenbaren.“

Seine neuen Berater hätten ihn darin unterstützt, die Sache aufzuklären. „Ich hätte diesen Schritt nicht gewagt, wenn Stuttgart, mein Team und der Verein für mich nicht eine zweite Heimat geworden wären, in der ich mich sicher fühle“, sagte Silas. Thomas Hitzlsperger vom Sportvorstand des VfB teilte mit: „Wir machen diesen ungewöhnlichen Fall ganz bewusst von uns aus öffentlich, um zu unterstreichen, dass wir so transparent vorgehen wollen, wie es mit Rücksicht auf den Schutz unseres Spielers möglich ist.“

„Jesus Christus ist kein Gott der Begrenzung“

Heute ist die wahre Identität des VfB-Stürmers geklärt: Sein richtiger Name ist Silas Katompa Mvumpa, er wurde am 6. Oktober 1998 in Kinshasa geboren. In dem Interview mit dem SWR sagte Silas vor kurzem, wie froh er sei, dass der Betrug aufgeklärt wurde. Er habe völlig seiner christlichen Überzeugung widersprochen. „Ich habe in der Zeit zuvor sehr gelitten. Jetzt fühle ich mich richtig frei.“

Der Spieler wurde im Februar 2023 vom Amtsgericht Stuttgart wegen Urkundenfälschung verurteilt, der Fall ist damit juristisch abgeschlossen. Die Strafe von 50.000 Euro geht an karitative Organisationen. Es habe wie eine große Befreiung gewirkt, als Silas Mitte April in einem Spiel gegen Borussia Dortmund in der 97. Minute einen Treffer zum 3:3 schoss, schreibt der SWR. Er sei freudestrahlend in die Fankurve gerannt und habe sich sein Trikot vom Leib gerissen; darunter sei eine vorbereitete Botschaft zu sehen gewesen, auf seinem weißen Unterhemd stand handgeschrieben auf Französisch. „Jesus Christus kann mehr tun als alle anderen, weil er kein Gott der Begrenzung ist. Ich liebe dich, Gott.“

Gegenüber dem SWR sagte Silas: „Seit meiner Kindheit prägt der Glaube an Gott mein Leben. Meine Eltern haben mir die wichtigsten christlichen Werte vermittelt und vorgelebt. Sie sind mir wichtig. Sie begleiten mich schon mein ganzes Leben, und ich möchte sie auch als Fußballprofi leben.“ Seine Familie gehöre zu den Katholiken, der größten Religionsgemeinschaft im Kongo. Vor dem Zubettgehen beteten die Eltern mit ihren Kindern, am Wochenende gehe die Familie gemeinsam zum Gottesdienst in die Kirche. Er selbst bete regelmäßig zu Hause und lese in der Bibel.

Über die Aufklärung der Erpressung sagte der VfB-Profi: „Der VfB ist für mich wie eine Familie. Der Verein hat mir sehr geholfen in dieser schwierigen Zeit, die ganze Mannschaft stand hinter mir. Möge Gott sie für alles segnen, was sie für mich getan haben.“ Einen großen Teil seines Gehaltes spendet er regelmäßig an Projekte in seiner Heimat Kongo, einem der ärmsten Länder der Welt. Das monatliche Durchschnittseinkommen lieg dort laut dem SWR bei 67 Euro. Zu seinem Glück fehle jetzt nur noch der sportliche Klassenverbleib mit dem VfB Stuttgart. „Mit Gottes Hilfe ist es möglich, es auch im letzten Moment zu schaffen“, sagt Silas.

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