Vermittler zwischen Tradition und Innovation

Für die Basis war Johannes Friedrich ein Mann des Ausgleichs, der zwischen Tradition und Innovation vermitteln konnte. Seine engsten Vertrauten schätzten sein Managementtalent und seine Kontaktfreude. Das Bayerische Fernsehen hat den bayerischen Landesbischof, dessen Amtszeit nach 12 Jahren endet, in einem Fernsehbeitrag portraitiert.
Von PRO

Der 45-minütige Film "Der Herr ist mein Hirte" von Klaus Wölfle zeigt den Alltag des bayerischen Landesbischofs: sowohl auf seinen Auslandsreisen wie etwa nach Israel als auch seine Besuche an der Basis in den Dekanaten der bayerischen Landeskirche. Wölfles Dokumentation zeigt, wie stark Friedrich durch Israel, wo er selbst sechs Jahre lang Pfarrer war, geprägt wurde.

"Vielleicht war der Krieg doch vermeidbar"

Nicht nur in Bezug auf den Holocaust und die Gedenkstätte Yad Vashem bekennt Friedrich: "Als Mensch könnte ich gar nicht mit dieser Schuld leben, wenn ich nicht an die Vergebung der Sünden glauben könnte." Auch zum Krieg in der Golfregion 1991, den er hautnah miterlebt hat, habe er mittlerweile seine Meinung geändert: "Vielleicht war er ja doch vermeidbar."

Der Film zeigt, wie Friedrich nach seiner Rückkehr als Dekan in Nürnberg ungewohnte Wege geht, um dem Schrumpfen der Gemeinden entgegen zu wirken. Auch Fortschritte in der Ökumene hatte sich der Theologe in seiner Amtszeit auf die Fahne geschrieben: Die Abendmahlsgemeinschaft zwischen Katholiken und Protestanten ist ihm dabei besonders wichtig. "Aber in vielen zentralen Punkten braucht es noch 10, 20 oder 30 Jahre." Kritik erntete Friedrich, als er 2001 vorschlug, den Papst als gemeinsamen Sprecher aller Christen zu installieren.

Politik theologische Kriterien zur Verfügung stellen

Nachgesagt wird dem scheidenden Landesbischof auch ein Geschick, gegenüber der Politik Standpunkte zu vertreten: "Es geht nicht darum, sich ins politische Tagesgeschäft einzumischen, sondern der Politik für die Entscheidungsfindung theologische Kriterien zur Verfügung zu stellen", erklärt Friedrich. Dass Gott ihn dabei unterstützt, erfülle ihn mit Freude und Ehrlichkeit.

Am Nachmittag wird Friedrich in einem Gottesdienst in der Münchner St. Matthäus-Kirche verabschiedet. Sein designierter Nachfolger, dessen Amtszeit am 1. November beginnt, ist Heinrich Bedford-Strohm. Der Professor für Systematische Theologie mit dem Schwerpunkt Sozialethik wurde am 4. April von der Landessynode in diese Position gewählt. Friedrich wird noch einmal in eine Landgemeinde nach Bertoldsdorf im Kirchenkreis Anspach zurückkehren und dort "den schönsten Beruf der Welt" in einer 720-Seelen-Gemeinde ausüben. (pro)

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