Verfassungsschutz untersucht Texte von Abou Maleeq

Der Ex-Rapper "Deso Dogg" galt als einflussreicher Musiker seines Genres. Heute verherrlicht er in seiner Musik den Heiligen Krieg und den Märtyrertod. Dadurch ist er ins Visier des Verfassungsschutzes in Berlin geraten. Wie die "Berliner Morgenpost" meldet, soll eine Broschüre über seine islamistischen Texte aufklären.


Von PRO

Vor einem Jahr kehrte "Deso Dogg" der Musikszene den Rücken. Er nennt
sich seitdem Abou Maleeq und produziert heute sogenannte Kampf-Nashids.
Dies sind Hymnen in denen zum Hass auf alle Ungläubigen und zur
Teilnahme am Heiligen Krieg aufgerufen wird. "Aufgrund seiner
Popularität bei jungen Leuten erscheint er besonders geeignet, diese
Altersgruppe für die Sache der Salafiten zu werben und zu
radikalisieren", sagte Behörden-Chefin Claudia Schmidt am Dienstag der
"Berliner Morgenpost".



Maleeq, der mit bürgerlichem Namen Dennis Cusbert heißt, ist in den Berliner Stadtteilen Moabit und Schöneberg aufgewachsen. Seine "Hymnen" und Texte verbreitet er über das Internet. Von Seiten des Verfassungsschutzes heißt es, dass er bei seinen Veranstaltungen vor allem den Kontakt zu Jugendlichen sucht. Diese würden gerade durch sein salafitisches Gedankengut oft in sehr kurzer Zeit radikalisiert.



"Neugeburt" vor einem Jahr

Wie die "Morgenpost" schreibt, hat Cusbert seit seiner – von ihm selbst so bezeichneten – "Neugeburt" als Salafist sechs dieser Kampf-Nashids veröffentlicht. Darin hetzt er gegen Nicht-Muslime ebenso wie gegen Vertreter eines gemäßigten Islam. Erstere nennt er "dreckige Diener des Satans", letztere sind für ihn "Angsthasenprediger". Er propagiert, dass jeder Muslim geradezu verpflichtet sei, in den Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen zu ziehen. Darüber hinaus singt er Lobeshymnen auf bei Terroranschlägen ums Leben gekommene Märtyrer und aufOsama Bin-Laden.



Bei dem Versuch, dem Einfluss Cusberts entgegenzuwirken, setzt die Berliner Behörde auf die Unterstützung gemäßigter islamischer Gemeinden und Einrichtungen. Welchen Einfluss sein Liedgut hat, wird daran deutlich, dass der Flughafenattentäter von Frankfurt, Arid Uka, vor Gericht zugegeben hat, dass Cusberts Texte, Videos und Lieder ihn inspiriert hätten. Einer amerikanischen Sicherheitsbehörde zufolge würden Männer wie Maleeq ihr Publikum zunächst mit ihren Liedern an sich binden.



Er preist das Martyrium und ruft zum Dschihad auf



Aus Sicht von Friedmann Eißler von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen sind hierzulande hundert bis zweihundert Salafiten  missionarisch tätig und im Visier des Verfassungsschutzes, "weil in ihrem Umfeld Radikalisierungsprozesse gefördert werden". Gegenüber pro sagte er, dass vor allem die islamistische Ausprägung "Die wahre Religion" gefährlich sei: Zu ihr gehören der Prediger Ibrahim Abou-Nagie oder der ehemalige Rapper Deso-Dogg.



"Die Salafiten polarisieren. Sie predigen, dass die Gesellschaft verdorben ist. Die frühzeitlichen islamischen Bräuche sollen eins zu eins eingehalten werden. Das kann problematisch werden, denn wenn der so verstandene Islam die reine Lehre ist, müssen sich Muslime nicht mit den Ansichten und Inhalten einer westlichen Gesellschaft auseinander setzen. So kann eine parlamentarische Demokratie für sie nur eine Vorstufe zu einer guten Gesellschaftsform sein, weil sie durch menschliche Gesetze funktioniert und somit nicht Gottes Willen entspricht", erklärte Eißler im pro-Gespräch. (pro)

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