Die militärischen Erfolge des Islamischen Staates (IS) hätten zu einer „neuen Dimension terroristischer Bedrohung“ geführt, heißt es im aktuellen Bericht des Verfassungsschutzes, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Üblicherweise nutzten Terrorgruppen instabile Staaten als Rückzugsort. Der IS jedoch versuche, eigene staatliche Strukturen aufzubauen und gehe damit über das Stadium einer Organisation hinaus. Die Landgewinne des IS im Nahen Osten und die Ausrufung des „Kalifats“ begeisterten auch Dschihadisten in Europa.
Sollte der IS längerfristig größere Gebiete kontrollieren, würde dies den „transnationalen Dschihad“ fördern: Es gäbe mehr Raum und bessere Möglichkeiten, um Kämpfer auszubilden und komplexe Attentate logistisch zu koordinieren. Der Erfolg des IS könnte, so befürchtet der Verfassungsschutz, auch andere Terrorgruppen wie Al-Kaida herausfordern, mit spektakulären Anschlägen ihren Ruf wiederherzustellen.
Bis Januar 2015 seien mehr als 600 Deutsche nach Syrien oder in den Irak gereist, um für islamistische Ziele zu kämpfen oder entsprechende Gruppen auf andere Weise zu unterstützen. Anfang 2014 seien es erst 270 gewesen. Der IS sei die wichtigste Anlaufstation für Dschihadwillige aus Deutschland geworden. Wer von einer Ausbildung oder einem Kampfeinsatz zurückkehre, stelle „ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar“. Die meisten derjenigen, die sich aus Deutschland dem Dschihad anschließen, hätten Kontakt zur salafistischen Szene. Diese sei dafür ein „wesentliches Rekrutierungsfeld“.