„Verfall guter Sitten“: Proteste gegen „Wetten, dass..?“

Die "Wetten, dass..?"-Sendung von diesem Samstag hat ein politisches Nachspiel. Die CSU protestiert beim ZDF gegen die "Tierkot"-Wette. "TV Widerlich und eine derartige Kulturlosigkeit gehören nicht ins Fernsehen, und gar nicht ins Öffentlich-Rechtliche", heißt es in einem Brief der CSU-Politikerin Angelika Niebler an ZDF-Intendant Markus Schächter.
Von PRO

Niebler ist Mitglied des Europäischen Parlaments und sitzt zudem im Fernsehrat des Zweiten Deutschen Fernsehens. Nach einem Bericht des „Münchner Merkur“ bezeichnet Niebler die Wette, verschiedene Sorten Tierkot am Geruch zu identifizieren, als „ekelerregende Entgleisung“. Das öffentlich-rechtliche, von Gebühren finanzierte Fernsehen dürfe sich trotz Quotenkampf „nicht auf einen solchen Niveauverlust einlassen“. Niebler fordere ZDF-Intendant Schächter auf, „dies zum Thema in den Leitungsgremien des ZDF zu machen“. Dem Verfall der guten Sitten müsse Einhalt geboten werden.

Die CSU-Politikerin ist seit Juni 2000 außerdem stellvertretende Vorsitzende des Programmausschusses Programmdirektion. Die Programmdirektion ist für das Unterhaltungsprogramm zuständig und gestaltet somit etwa 80 Prozent des ZDF-Programmes. Konkret gestaltet die Programmdirektion etwa Shows und Kultur- und Wissenschaftsendungen und ist zudem für Kinder- und Jugendprogramme, Spielfilme oder Vorabendserien verantwortlich.

Gottschalk zu „bild.de“: „Beruflicher Einsatz der Tierpfleger“

Moderator Gottschalk wehrte sich am Montag gegen die Kritik der EU-Politikerin. „Zum ersten ist es sehr erfreulich, dass eine Europaabgeordnete sich die Zeit nimmt, Wetten dass..? zu gucken“, so Gottschalk gegenüber „bild.de“. Ihre Forderungen ans öffentlich-rechtliche Fernsehen deckten sich exakt mit seinen. Nur „im Kot-Bereich“ gingen sie offensichtlich auseinander. „Denn wenn bei zwei Tierpflegern die Liebe zu ihren Schutzbefohlenen soweit geht, dass sie sogar deren Dung am Geruch erkennen können, ist das ein beruflicher Einsatz, den auch eine Europaabgeordnete anerkennend zu Kenntnis nehmen sollten.“ Als Mutter müsse Niebler wissen, „dass auch bei Kindern hinten wieder rauskommt, was man vorne rein steckt. Und noch keine Mutter der Welt hat sich davor geekelt.“

Proteste gegen Cruise-Auftritt

Auch gegen den Auftritt des US-Schauspielers Tom Cruise („Stauffenberg“), Mitglied der vom Verfassungsschutz als extremistisch und menschenverachtend eingestuften Sekte „Scientology“, regte sich Protest. Vor der Halle in Offenburg demonstrierten Mitglieder des Kreisverbandes Ortenau der Jungen Union.

Wegen der Einladung von Cruise zu „Wetten, dass..?“ veröffentlichte die Junge Union Ortenau eine Mitteilung, in der sie den „unkritischen Umgang des ZDF mit Mitgliedern Scientologys“ anprangert. Cruise erhalte durch seinen Auftritt „die Möglichkeit, vor einem Millionenpublikum für sich selbst und damit auch für Scientology zu werben“. Vor der Sendung, die von Offenburg aus ausgestrahlt wurde, verteilten Mitglieder der Jungen Union Informationsflyer. Bereits im Jahr 2007 war es schon zu Protesten der Jungen Union gegen einen Auftritt von John Travolta, der ebenfalls bekennender Scientologe ist, gekommen. ZDF-Programmchef Thomas Bellhut verteidigte damals den Auftritt: Er sei gewiss, dass Travolta nicht vorhabe, „in irgendeiner Form über Scientology zu sprechen“.

In der aktuellen „Wetten, dass..?“-Sendung selbst kam die umstrittene Scientology-Mitgliedschaft des Hollywoodschauspielers Cruise nur an einer Stelle zu Wort, in einem Auftritt des Comedians Michael Mittermeier. Im Zusammenhang mit Äußerungen des Schauspielers, auch er hätte, wie Stauffenberg, versucht, Hitler zu töten, kommentierte Mittermeier: „Mir hätte der Führer von Scientology schon gereicht!“

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