Der Streit ist alt. Das katholische Wochenmagazin „Herald – The Catholic Weekly“, das in Malaysia in einer Auflage von 12.000 und in vier Sprachen erscheint, hatte seit langem das Wort „Allah“ benutzt, wenn es den christlichen Gott meinte. Der Grund: in der malaiischen/indonesischen Sprache steht das Wort „Allah“ für „Gott“. Die „Bahasa Indonesia“ genannte Sprache gehört mit etwa 200 Millionen Sprechern zu den meistgesprochenen Sprachen der Erde.
Der 28-seitige „Herald“ ist in den Sprachen Englisch, Malaiisch, Mandarin und Tamil erhältlich. In Malaysia leben etwa 900.000 Katholiken, rund 60 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Das Kabinett in Kuala Lumpur hatte bereits am 18. Oktober und am 1. November 2006 festgesetzt, dass das Wort „Allah“ allein für den Gott der Muslime stehe und in der Zeitung nicht für den Gott der Christen verwendet werden dürfe.
Der Herausgeber der Wochenzeitung „Herald“, Pater Lawrence Andrew, hatte am Montag erklärt, er habe nun doch von höchster Stelle die Erlaubnis erhalten, in der Ausgabe seiner Zeitung in der Sprache Bahasa Indonesia (Indonesisch) „Allah“ statt „Gott“ zu schreiben. Er zeigte sich überrascht von dieser „Geste des guten Willens“ vonseiten seiner Regierung, zumal die Erlaubnis an keinerlei Bedingungen gebunden sei. Das Ministerium für Innere Sicherheit habe ihm am 28. Dezember einen entsprechenden Brief geschrieben, erklärte Pater Andrew.
Regierung: Christen sollen „Gott“ sagen
Der Religionsminister von Malaysia, Abdullah Zin, reagierte darauf am Donnerstag mit einem Dementi. Seine Regierung habe niemals eine solche Erlaubnis erteilt, sagte er laut der Nachrichtenagentur Reuters. Der Premierminister habe ihn beauftragt, dies unmissverständlich klar zu machen. „Einer der Gründe dafür, das Verbot aufrecht zu erhalten, ist, dass dies in diesem Land seit langem so praktiziert wird, und der Name Allah ausschließlich den Gott des muslimischen Glaubens bezeichnet.“ Es sei nur rechtmäßig, wenn andere Religionen für ihren Gott das Wort „Gott“ benutzten und nicht „Allah“. Die Verwendung des Wortes „Allah“ sollte nicht zu einem politischen Streitfall gemacht werden, der den Eindruck erwecken könnte, es gebe in Malaysia keine Religionsfreiheit, fügte er laut einem Bericht der Nachrichtenagentur „Asian News International“ (ANI) hinzu. „Das Benutzen des Wortes ‚Allah‘ durch Nicht-Moslems könnte Empfindlichkeiten berühren und Verwirrung unter den Moslems im Land stiften“, sagte Abdullah laut einem Bericht von „Associated Press“.
Der malaiische Minister für Innere Sicherheit hatte vergangenen Monat mit einem Verbot der Zeitung gedroht, sollte sie das Wort „Allah“ weiter als Synonym für Gott verwenden. Pater Lawrence Andrew erklärte jedoch, auch die erste Ausgabe im neuen Jahr, die am 6. Januar erscheinen wird, verwende weiterhin das Wort „Allah“. Er könne zudem noch nicht sagen, ob zukünftige Ausgaben den Namen weiterhin benutzten oder nicht. „Wir werden dies mit unseren Rechtsanwälten und Verlegern besprechen müssen“, sagte Pater Andrew gegenüber AP. Andrew selbst will sich dem Verbot nicht beugen. Der Pater erklärte, Christen in Malaysia hätten sich schon seit jeher mit diesem Wort auch auf den christlichen Gott bezogen. „Unsere Zeitung erwähnt Allah in Zitaten aus der (malaiischsprachigen) Bibel. Keiner kann uns verbieten, aus der Bibel zu zitieren. Das wäre eine grobe Verletzung unserer Rechte.“