Vandalismus wegen Comic: Strafanzeige gegen muslimische Studentin

Bizarrer Streit an der Uni Duisburg-Essen: Eine muslimische Studentin hat bei einer Kunstausstellung ein Plakat zerstört, weil sie ihre religiösen Gefühle verletzt sah. Die Ausstellung wurde aus Sicherheitsgründen vorzeitig beendet. Gegen die Studentin liegt eine Anzeige vor.
Von PRO

Auslöser des Streits war eine Kunstausstellung im Foyer der Uni-Bibliothek, berichtet das Portal Der Westen. Die Ausstellung sei bereits am 23. Mai eröffnet worden, es handele sich um Bilder und Plakate zum Thema „Graphic Novel“, einer künstlerisch hochwertigen Comic-Gattung. Anglistik-Studenten hätten Collagen zu gesellschaftlichen Problemen entworfen.

Dabei wurden auch Bilder aus dem bekannten Comic „Habibi“ des amerikanischen Künstlers Craig Thompson verwendet. Obwohl das Buch laut dem Zeitungsbericht „weder bei Experten noch bei Laien“ im Verdacht stehe, orientfeindlich zu sein, habe sich eine muslimische Studentin mehrfach beschwert. Der Grund: Abgebildet waren hier Sexszenen in unmittelbarer Nähe des in kalligraphischen Schriftzeichen geschriebenen Wortes „Allah“.

Als die Beschwerden der Studentin nicht das gewünschte Resultat erbrachten, habe sie Anfang vergangene Woche das Bild eigenhändig abgenommen und die Teile, die sie als anstößig empfand, mit einem Messer herausgeschnitten. Die Universitätsleitung habe daraufhin beschlossen, die sowieso in einigen Tagen endende Ausstellung vorzeitig abzubauen. „Als Schutz für die Angestellten der Bibliothek, es war zwischenzeitlich eine sehr erhitzte Stimmung“, zitiert Der Westen die Verantwortlichen. Von einer Anzeige gegen die Studentin wegen Sachbeschädigung sah die Unileitung ausdrücklich ab.

Strafanzeige kommt von Privatperson

Die nun vorliegende Strafanzeige gegen die namentlich nicht genannte Studentin kommt von dem Essener Rechtsanwalt Marc Grünbaum, laut der Homepage seiner Kanzlei FDP-Mitglied und Experte für Ausländerrecht. Er begründete die Anzeige damit, dass es sich bei der Täterin um eine religiöse Eiferin handle, die einen Angriff auf die Kunst- und Meinungsfreiheit begangen habe. Besagte Freiheiten seien bedeutende verfassungsrechtliche Schutzgüter – „umso mehr als dieses an einer öffentlich-rechtlichen Hochschule erfolgte“, so der Anwalt in seinem Schreiben an die Staatsanwaltschaft.

RTL-Journalist klagt über „political Correctness“

Von den großen Medien weitgehend ignoriert, fand der Vorgang bei RTL West, dem RTL-Fenster für Lokalnachrichten aus NRW, Beachtung. Senderchef Jörg Zajonc wählte in einem Kommentar klare Worte: „Niemand regt sich über diese unglaubliche Art der Selbstjustiz auf“, sagte er. „Niemand bestraft die Frau. Stattdessen ducken sich alle weg. Bloß nicht Stellung beziehen, religiöse Gefühle sind schließlich Tabu für harte Diskussionen. Warum eigentlich?“ Jahrhundertelang hätten die Menschen in Europa für Freiheit und Aufklärung gekämpft, nun würden diese Werte schleichend wieder verabschiedet: „Unter dem Deckmantel der political Correctness werden wir träge, faul und feige.“

Zajoncs Video-Kommentar wurde im sozialen Netzwerk Facebook fast 3.400 mal geteilt – ein Rekordwert für den Lokalsender, dessen Beiträge dort in der Regel Reaktionen im einstelligen Bereich hervorrufen. (pro)

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