USA: Lug und Trug bei christlichem TV-Imperium

Finanzbetrug und sexuelle Bedrohung: Das christliche Mediennetzwerk "Trinity Broadcasting Network" steht derzeit in keinem guten Licht. Die Enkelin des Gründerehepaares Peter und Janice Crouch, Brittany Koper, hat gegen die Anwälte des Familienunternehmens geklagt und auf millionenschweren Finanzbetrug hingewiesen.
Von PRO

Koper war zuletzt als Leiterin der Finanzabteilung von TBN angestellt. In dieser Position will sie finanzielle Unregelmäßigkeiten entdeckt haben. Vor Gericht klagt die 26-Jährige nun jedoch nicht gegen ihre Großeltern oder gegen TBN, sondern gegen die Anwälte des Medienimperiums, an die sie sich mit ihrem Verdacht ursprünglich wandte.

Vielfältige Bedrohungen

Die Anwälte hätten sie jedoch angewiesen, Stillschweigen zu bewahren. Als Koper dieser Aufforderung nicht nachkam, verlangten die Anwälte von ihr, ihren gesamten Lohn, den sie von TBN erhalten hatte, sowie alle Güter TBN zu überlassen und sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen. Ende September 2011 wurde Koper entlassen. Sie wirft einem der Anwälte zudem vor, sie sexuell belästigt zu haben.

Laut der offiziellen Anklageschrift soll sich der Finanzbetrug bei TBN auf über 50 Millionen US-Dollar belaufen. Vor allem ihr Onkel, Matthew Crouch, Vizepräsident von TBN und Sohn von Peter und Janice, habe das Geld bekommen, um Filmprojekte zu finanzieren. Der Verbleib des Geldes sei aber nicht weiter kontrolliert worden. Als Koper ihn in seinem Büro mit den Vorwürfen konfrontierte, habe er sie mit einer Waffe bedroht.

Präventivschlag gegen Anklage?

"Ihre Beschuldigungen sind reine Phantasie und entbehren jeglicher Substanz", sagte Douglass S. Davert, einer der angeklagten Anwälte, laut der amerikanischen Zeitung "Orange County Register". "Die Anschuldigen sind verleumderisch. In dem Ausmaß, wie sie verbreitet werden, werden wir uns energisch verteidigen."

Der "Orange County Register" weist darauf hin, dass die Anwälte schon im Oktober 2011 gegen Koper und ihren Mann geklagt hatten. Der Vorwurf lautete demnach auf Finanzbetrug in Höhe von 400.000 Dollar. Im Januar sei der Prozess jedoch ohne Ergebnis beendet worden. Der Anwalt der Kopers sage, bei dieser Anklage habe es sich um einen Präventivschlag gehandelt, um die Kopers zu verunglimpfen, bevor sie ihren Verdacht öffentlich machten.

Schwerwiegende Vorwürfe hatte auch Joseph McVeigh, der Onkel des Mannes von Brittany Koper, gegen TBN erhoben, seine Anklage unterdessen aber wieder zurückgezogen. Peter und Janice Crouch hätten sich einen Privatjet für 50 Millionen Dollar von Spendengeldern gekauft, hieß es darin. Auch von sexuellen Affären und einem verschwenderischen Lebensstil auf Kosten der Spendengelder war dort die Rede.

Mit dem Wohlstandsevangelium zum Wohlstand

Das christliche Mediennetzwerk TBN entstand 1973. Peter Crouch und seine Frau Janice gründeten es zusammen mit Jim und Tammy Faye Bakker. Die Bakkers begannen 1975 jedoch mit ihrem eigenen Fernsehprogramm PTL. Zunächst war das Programm von TBN nur lokal zu sehen, wurde dann aber für nahezu alle amerikanischen Haushalte empfangbar. Heute sendet TBN in alle Welt und nennt sich den "weltweit größten Glaubenskanal".

Das Ehepaar Crouch hat von dem Erfolg immens profitiert. Die amerikanische Zeitung "New York Times" zählt die Güter auf, die das Ehepaar besitzt, zu denen einige luxuriöse Anwesen zählen. Die Spendeneinnahmen von TBN hätten sich 2010 auf 93 Millionen US-Dollar belaufen. Hinzu kämen 64 Millionen Dollar vom Verkauf von Sendungszeit und 17 Millionen Dollar von Investment-Erlösen. Laut "Times" wurde dem Ehepaar seit den Anfängen ihres Werkes vorgeworden, ein Geheimnis daraus zu machen, wofür sie die Spendengelder tatsächlich verwendeten.

In ihren Sendungen redet das Ehepaar Crouch einem Wohlstandsevangelium das Wort. Dem liegt der Gedanke zugrunde, finanzieller und persönlicher Erfolg seien sichtbare Zeichen für Gottes Zuwendung. In ihren Sendungen ermuntert das Ehepaar Crouch sein Publikum regelmäßig, Gott beziehungsweise TBN Geld in Form einer Spende zu geben, um dafür Gottes Segen zu empfangen. (pro)

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