USA: Anschlag auf christliche Lobby-Gruppe

Bei einem bewaffneten Angriff auf die Büros des christlich-konservativen "Family Research Council" (FRC) in Washington D.C. wurde am Mittwoch ein Wachmann angeschossen. Der Täter soll bei dem Überfall die politischen Überzeugungen der Organisation kritisiert haben.
Von PRO

Der Täter, der 28-jährige Floyd Lee Corkins, betrat den Eingangsbereich der FRC-Büros kurz vor 11 Uhr vormittags, berichtet der Nachrichtensender CNN. Er habe verbal seinen Ärger über die konservativen politischen Positionen der Gruppe geäußert. Als der Wachmann Leo Johnson ihn dann gefragt habe, wohin er wolle, habe er diesem in den Arm geschossen. "Der Sicherheitsmann ist ein Held", so die Washingtoner Polizeichefin Cathy Lanier. "Er hat seinen Job getan: Der Täter kam nicht über den Eingangsbereich hinaus." Trotz seiner Verletzung konnte der Sicherheitsmann den Angreifer überwältigen. Nach seiner Entwaffnung soll der Täter zu Johnson gesagt haben: "Es ging nicht um dich, es geht um das, wofür dieser Ort steht".

Der "Family Research Council" ist eine der einflussreichsten christlichen Lobbygruppen in den USA und setzt sich bei Abgeordneten unter anderem für weltweite Religionsfreiheit, gegen Abtreibungen und gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ein. Wie die "Associated Press" berichtet, war der Täter in den vergangenen sechs Monaten ehrenamtlicher Mitarbeiter in einem Washingtoner Zentrum für Lesben, Schwule, bi- und transsexuelle Menschen. Der Leiter des Zentrums, David Mariner, beschrieb ihn als freundlich und unauffällig: "Ich bin sehr überrascht, dass er nun in eine solche Tat involviert ist".

Wie der Nachrichtensender "Fox News" berichtet, habe Corkins bei seinem Angriff auf den FRC eine Tüte der Imbisskette "Chick-Fil-A" bei sich getragen. Deren Gründer hatte sich kürzlich gegen die so genannte "Homo-Ehe" ausgesprochen und damit eine Kontroverse ausgelöst. Die Tüte könne Teil einer Tarnung gewesen sein: Corkins habe sich beim Betreten des Gebäudes als Praktikant ausgegeben.

FBI spricht von "Inlandsterrorismus"

Die US-Behörden behandeln den Fall als "Inlandsterrorismus", können aber noch keine Aussage über die Motivation des Täters machen: "Wir wissen noch nicht genug über ihn, die genauen Umstände, seine Beziehung zum FRC und seinen Geisteszustand", erklärte James McJunkin, Direktor des für Washington zuständigen FBI-Büros.

FRC-Chef Tony Perkins wollte sich zu den Ermittlungen nicht äußern: "Die Polizei wird den Fall aufklären. Unsere erste Sorge gilt jetzt unserem verletzten Kollegen und seiner Familie." Perkins ist der bekannteste Repräsentant des FRC und wird regelmäßig auch von säkularen Fernseh- und Radiostationen eingeladen, um in Talkshows konservativ-christliche Positionen einzunehmen.

Führte aufgeheizte Rhetorik zu Angriff?

Interessenverbände von beiden Seiten des politischen Spektrums verurteilten die Gewalttat. "Der Angriff ist ein deutliches Zeichen dafür, dass endlich damit Schluss sein muss, Gruppen als hasserfüllt zu brandmarken, weil sie die traditionelle Ehe unterstützen", erklärte Brian Brown, Präsident der "National Organization for Marriage". Menschen und Organisationen, die die gleichgeschlechtliche Ehe nicht unterstützten, würden oft diffamiert. Der Verband "Southern Poverty Law Center" zeigt auf seiner Internetseite eine "Landkarte des Hasses", auf der der FRC mit der Begründung "gegen Schwule" gelistet ist. Der linke Online-Dienst "Daily Kos" kritisierte kürzlich die Unterstützung des FRC für "Chick-Fil-A", und schrieb: "FRC ist nicht nur gegen die Gleichstellung der Ehe, sie HASSEN Schwule wirklich!"

US-Präsident Barack Obama ließ über einen Sprecher mitteilen, dass Gewalt keinen Platz in der Gesellschaft habe. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney erklärte: "Ich denke an den Verletzten und seine Familie im Gebet. Und an alle Mitarbeiter des FRC, deren Sicherheit bei diesem schrecklichen Ereignis erschüttert wurde". (pro)

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