US-Umfrage: Evangelikale mögen Juden, aber Juden mögen Evangelikale nicht

Amerikaner empfinden besondere Sympathien für Juden, Katholiken und Evangelikale. Muslime und Atheisten mögen sie dagegen weniger.
Von PRO
Juden zählen zu den beliebten Religionsgruppen in Amerika
„Wie sind Ihre Gefühle gegenüber unterschiedlichen religiösen Gruppen?“, wollte das PEW-Institut von Amerikanern wissen. Juden, Katholiken und evangelikalen Christen kommen laut Umfrage besonders positive Gefühle entgegen. Das „Gefühls-Thermometer“, mit dem das Forschungsinstitut Einstellungen gegenüber einzelnen religiösen Gruppen misst, hat eine Skala von 0 bis 100, auf der 0 so negativ und kalt wie möglich, 100 so warm und positiv wie möglich und 50 neutral ist. Die Durchschnittsbewertung für Juden liegt bei 63, der Katholiken bei 62. Evangelikale kommen auf 61 Punkte. Neutral bewerteten die Probanden Buddhisten (53 Punkte), Hindus (50) und Mormonen (48 Punkte). Gegenüber Muslimen und Atheisten empfindet die amerikanische Öffentlichkeit eher kühl. Die durchschnittliche Bewertung von Nichtgläubigen liegt bei 41 Punkten und von Muslimen bei 40 Punkten. Die Beliebtheit von Katholiken und Evangelikalen erklären die Forscher so: „Der Fakt, dass Katholiken und evangelikale Christen große Gruppen sind, und sie ihren Glaubensgeschwistern warmes Empfinden entgegen bringen, hilft bei der Erklärung, warum die beiden Gruppen unter den Beliebtesten in der Bevölkerung sind.“ 20 Prozent der Umfrage-Teilnehmer sind Katholiken, 32 Prozent der Teilnehmer beschreiben sich als evangelikale oder wiedergeborene Christen. Die anderen Gruppen in der Erhebung bilden einen kleineren Anteil in der Gesamtbevölkerung. Interessanter ist es also darauf zu schauen, wie die verschiedenen Gruppen sich gegenseitig bewertet haben.

Juden und Atheisten bewerten Evangelikale negativ

Katholiken und Evangelikale bewerten sich im Allgemeinen gegenseitig positiv. Evangelikale bewerten Katholiken auf dem „Gefühls-Thermometer“ mit durchschnittlich 63 Punkten, Katholiken geben Evangelikalen immerhin 57 Punkte. Evangelikale haben zudem eine sehr positive Perspektive auf Juden: Evangelikale bewerten Juden mit 69 Punkten. Nur jüdische Gläubige selbst bewerten Juden noch positiver – mit 89 Punkten. Die Liebe der Evangelikalen stößt laut der Umfrage jedoch nicht auf Gegenliebe: Juden bewerten Evangelikale mit durchschnittlich 34 Punkten. Muslime bekommen mit 35 Punkten immerhin einen mehr. Gegenüber Katholiken empfinden Juden neutral bis positiv mit 58 Punkten. Ihre Meinung von Atheisten liegt mit 55 Punkten im mittleren Bereich.

Ältere Amerikaner tendieren zu negativen Gefühlen gegenüber Muslimen

Kaum überrascht die Erkenntnis, dass Angehörige einer religiösen Gruppe diese besonders positiv bewerten. So bewerten Katholiken andere Katholiken im Durchschnitt mit 80 Punkten. Hingegen erhalten sie von Nicht-Katholiken durchschnittlich 58 Punkte. Evangelikale oder wiedergeborene Christen geben der Evangelikalen-Gruppe 79 Punkte. Nicht-Evangelikale bewerten sie durchschnittlich mit neutralen 52 Punkten. Offenbar ist die Beliebtheit dieser Gruppen, die die Gesamtschau auf die Ergebnisse vermuten lässt, lediglich der Größe der einzelnen Gruppen geschuldet. Besonders Amerikaner, die 65 Jahre und älter sind, bewerten christliche Gruppen und Juden besser als dies ihre jüngeren Mitbürger tun. Jüngere Erwachsene unter 30 Jahren empfinden gegenüber Muslimen neutral, wohingegen ältere Amerikaner gegenüber Muslimen zu negativen Gefühlen tendieren. Diese Struktur könnte zeigen, dass es mehr Christen unter den älteren Amerikanern gibt als unter den jungen, schlussfolgern die Forscher. Eine andere PEW-Studie aus dem Jahr 2014 zeige, dass sich 85 Prozent der Amerikaner, die 65 Jahre und älter sind, als Christ beschreiben. Im Vergleich dazu bezeichnen sich nur 59 Prozent der unter 30-Jährigen als Christen. Weniger herzlich empfinden die Evangelikalen gegenüber Nicht-Christen: Sie bewerten Buddhisten mit 39 Punkten, Hindus mit 38 Punkten, Muslime mit 30 Punkten und Atheisten mit 25 Punkten. Die Atheisten und Evangelikalen mögen sich offenbar gegenseitig nicht; Atheisten geben evangelikalen Christen eine Bewertung von durchschnittlich 28 Punkten. Umgekehrt geben Evangelikale Atheisten auch nur 25 Punkte. Bei nicht-christlichen Gruppen sieht es anders aus: Atheisten empfinden positiv gegenüber Buddhisten (69) und Juden (61).

Demokraten wärmer gegenüber Nicht-Christen als Republikaner

Weniger überraschend ist, dass Republikaner mit durchschnittlich 71 Punkten Evangelikale sehr positiv bewerten. Bei den Konservativen sind auch Juden mit 67 Punkten und Katholiken mit 66 Punkten beliebt. Demokraten bewerten Juden mit 62 Punkten und Katholiken mit 61 Punkten. Evangelikale sind bei der liberalen Wählerschaft offenbar nicht sehr beliebt. Demokraten geben Evangelikalen lediglich 53 Punkte. Mit Ausnahme der Juden erhielten alle nicht-christlichen Gruppen von den Demokraten bessere Bewertungen als von den Republikanern. Das PEW-Institut führte die representative Umfrage dieses Jahr zwischen dem 30. Mai und 30. Juni unter zufällig ausgewählten 3.200 erwachsenene US-Bürgern durch. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/weniger-amerikaner-nehmen-bibel-woertlich-88273/
https://www.pro-medienmagazin.de/medien/internet/detailansicht/aktuell/us-studie-internet-vermindert-religioese-zugehoerigkeit-87840/
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