US-Studie: Erst kommt die Gier, dann die Moral

Reiche neigen eher zu unethischem Verhalten als ärmere Menschen. Dies geht aus sieben wissenschaftlichen Experimenten amerikanischer Forscher hervor, die den Zusammenhang zwischen Ethik und dem sozialem Status prüften. Sie untersuchten unter anderem das Verhalten der Menschen im Straßenverkehr, im Gespräch oder in Geschäftssituationen.
Von PRO



"Spiegel Online" beruft sich in einem entsprechenden Bericht auf eine im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" vorgestellte Studie. Demnach verhielten sich in gezielt herbeigeführten Situationen diejenigen weniger anständig, die nach eigener Einschätzung einer höheren sozialen Schicht angehörten. Wie die Forscher herausfanden, agierten die Angehörigen höherer sozialer Schichten unmoralischer, weil Gier in diesem Teil der Gesellschaft in einem positiveren Licht gesehen werde. Dieses Ergebnis sei jedoch nicht zu verallgemeinern.



Zu viel erhaltenes Wechselgeld einbehalten



Laut der Studie bremsten die sozial Bessergestellten weniger oft für Fußgänger an einem Zebrastreifen und würden in hypothetischen Situationen auch eher Kopierpapier aus dem Büro mitnehmen, illegal Software kopieren oder zu viel erhaltenes Wechselgeld einbehalten.



In einem weiteren Experiment forderten die Wissenschaftler die Probanden dazu auf, zunächst drei Vorteile von Gier aufzulisten. Damit sollte die ursprüngliche Einstellung der Teilnehmer zu diesem Wesenszug manipuliert werden. Tatsächlich verhielten sich die Studienteilnehmer anschließend unfairer und eigennütziger als dies in den vorhergehenden Durchgängen der Fall war. Dies lasse vermuten, dass sich die "unterschiedlichen Schichten nicht unbedingt in ihrer Fähigkeit zu unethischem Benehmen unterscheiden, sondern vielmehr in ihrer Tendenz, dies dann auch zu tun", zitiert "Spiegel Online" aus der Studie.



Als Prominenter, der trotz seines Reichtums ethisch handele und sich in den Dienst der guten Sache stelle, wird Microsoft-Gründer Bill Gates genannt. Mit dem Geld seiner Stiftung trägt er zur Aids-Bekämpfung bei. Auch Cynthia Cooper und Sherron Watkins, ehemalige Vizepräsidenten der Unternehmen "Worldcom" und "Enron" werden hervorgehoben. Sie hatten Betrug und Fehlverhalten im eigenen Unternehmen öffentlich gemacht. Dies zeige, dass "soziale Klasse und unethisches Verhalten weder grundsätzlich noch notwendigerweise miteinander gekoppelt" seien, so die Forscher. (pro)

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