Konkret befasst sich das „Time“-Magazin mit der Frage, ob ein Bibel-Unterricht an amerikanischen Schulen eingeführt werden beziehungsweise weitere Verbreitung finden sollte. „Time“-Autor David van Biema liefert in seiner Titelgeschichte stichhaltige Argumente für einen Unterricht in Bibelkunde – an staatlichen Schulen.
„Warum wir an staatlichen Schulen Bibelkunde unterrichten sollten (aber sehr, sehr vorsichtig)“, lautet die Titelschlagzeile der US-Ausgabe des „Time“-Magazins. Autor ist der leitende „Time“-Redakteur für das Ressort Religion, David van Biema. Er führt für seine Forderung gewichtige Argumente ins Feld, ohne freilich die Skeptiker und Kritiker eines Bibelunterrichtes zu ignorieren.
Bibel und die Werke Shakespeares
Grundsätzlich, schreibt der Autor, sei die Bibel „das einflussreichste jemals geschriebene Buch“. „Die Bibel ist nicht nur das am meisten verkaufte Buch aller Zeiten, es ist jedes Jahr der Bestseller des Jahres.“ Eine Umfrage habe 1992 ergeben, dass unter den Büchern, die in Schulen im Unterricht verwendet würden, gleich drei Werke von Shakespeare, aber nie die Bibel genannt wurden. Dabei sei die Bibel doch in Kategorien wie „Themenumfang“, „Verbreitung“ oder „Trost und Hoffnung geben“ den Werken des englischen Dichters klar überlegen.
Ohne Bibel kein Verständnis der Geschichte
Schülern müssten sich zudem in der Bibel auskennen, um die Entwicklungen der Geschichte der Vereinigten Staaten einordnen zu können. In Reden von Abraham Lincoln bis Martin Luther King jr. habe die Bibel als sprachliche Grundlage Einfluss gehabt und so zu Veränderungen geführt. „Und dann ist da noch die heutige Sprache der Politik. Für eine gewisse Zeit haben sich säkulare, liberale Politiker über die biblischen Bezüge in Reden von George W. Bush beschwert. Jetzt aber scheint auch die Demokratische Partei erkannt zu haben, dass ihre Anhänger die biblischen Bezüge in der Politik durchaus befürworten“, so der „Time“-Autor. Ohne die Bibel sehe sich der Bürger einer „betäubenden Flachheit“ in der Gesellschaft gegenüber, etwa in Blogs, politischen Verlautbarungen oder der Werbung. „Die Welt ist flach, sicher. Aber die Bibel gehört zu den wenigen Mitteln, um ihr Tiefe zu geben.“
„Über Religion lehren“
Aus diesen Gründen sei es richtig und wichtig, dass Schülern im Unterricht die Bibel nahegebracht werde. Jedoch solle dies „verfassungskonform“ geschehen. Denn nicht zuletzt seit dem Urteil des Supreme Court, des Obersten Gerichts der USA, im Jahr 1963, in dem das Gebet und Andachten in den Klassenräumen von staatlichen Schulen verboten wurden, fragten Kritiker immer wieder, ob es richtig sei, Bibelkunde zu unterrichten. Befürworter hielten dem entgegen, dass doch kaum ein Mensch als „gebildet“ zu bezeichnen sei, der nicht wenigstens die Kernaussagen der Bibel kennengelernt habe.
An staatlichen Schulen und außerhalb des Religionsunterrichtes aber sei es wichtig, zwischen „Religion lehren“ und „über Religion lehren“ zu unterscheiden. Das Schulfach Bibelkunde sei eben nicht Religionsunterricht, sondern bringe Schülern die Grundlagen, Entstehungsgeschichte und Einfluss der Bibel bis in die Gegenwart bei. Wichtig seien daher offene Diskussionen über einzelne Aussagen, die in der Klasse besprochen würden.
Erstellt und verbreitet werden die Unterrichtseinheiten für Bibelkunde von dem Verein „Nationaler Rat für Bibelunterricht an öffentlichen Schulen“ mit Sitz um US-Bundesstaat North Carolina. Deren und weiteres Unterrichtsmaterial wird laut „Time“ bereits an Schulen in mindestens 37 Staaten verwendet. Tendenz steigend.
Den gesamten Artikel aus dem „Time“-Magazin lesen Sie hier: www.time.com