US-Evangelikale müssen mehr über Jesus lernen

Die Autoren einer Studie zum theologischen Wissen in den USA sorgen sich um das Jesus-Bild der Evangelikalen. Die hatten in einer Befragung widersprüchliche Aussagen zu seiner Person gemacht. Die Forscher sehen daher Bedarf, mehr über Christus zu lehren.
Von Jonathan Steinert
Ist Jesus ein Geschöpf oder selbst Gott? Darüber sind sich die Evangelikalen in den USA nicht einig.

Wer oder was ist Jesus? Darüber scheinen sich die Evangelikalen in den USA nicht ganz im Klaren zu sein. So interpretieren zumindest die Autoren einer Studie zum theologischen Wissen in Amerika ihre Ergebnisse. In der Online-Befragung von insgesamt 3.200 US-Bürgern fragten sie, ob diese Jesus als Teil des Dreieinigen Gottes sehen. Das bejahten fast alle der als evangelikal eingestuften Christen.

Gleichzeitig, und das irritierte die Forscher, fanden auch drei Viertel der Evangelikalen, dass Jesus ein Geschöpf Gottes ist, nur 18 Prozent stimmten dieser Aussage nicht zu. „Diese Ergebnisse zeigen die dringende Notwendigkeit für Christen, zum Thema Christologie unterrichtet zu werden“, resümieren die Studienautoren. Es gibt heute einen generellen Mangel an Lehre über die Person Christi, eine Doktrin, für die die frühe Kirche so hart gekämpft hat.“

Hinter der Studie „The State of Theology“ (Der Zustand der Theologie), die in dieser Woche veröffentlicht wurde, stehen die Ligonier Ministries. Diese christliche Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, Christen für ihren Glauben sprachfähig zu machen und theologisches Wissen zu vermitteln. Dafür betreibt sie unter anderem eine Bibelschule und bietet Schulungsmaterial, Bücher und christliche Radioprogramme an. Gegründet hat sie 1971 der reformierte Theologe Robert Charles Sproul, einer der führenden Unterzeichner der Chicagoer Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel.

Mehrheit findet biblische Aussagen über Homosexualität veraltet

Noch an weiteren Punkten stellen die Autoren der Studie „Verwirrung“ unter den Evangelikalen fest. So findet mehr als jeder zweite von ihnen, dass die meisten Menschen von Natur aus gut sind. Eine Vorstellung, die den Ligonier Ministries zufolge der Bibel vollkommen widerspricht, denn diese lehre, dass der Mensch von Natur aus verdorben und deshalb auf Erlösung durch Jesus angewiesen sei. Auch kann sich ebenfalls etwa die Hälfte vorstellen, dass Gott auch Anbetung durch alle andere Religionen akzeptiere. In dieser Frage sei die Bibel jedoch eindeutig: Nur durch Jesus und den Heiligen Geist könne Gott angebetet werden.

Mit Blick auf alle Befragten zeigt die Studie, die dieses Jahr zum dritten Mal durchgeführt wurde, dass erstmals mehr Amerikaner die biblischen Aussagen für nicht mehr zeitgemäß halten, die Homosexualität negativ bewerten: 44 Prozent, während 41 Prozent diese Bibelstellen noch aktuell finden. Hingegen hält eine Mehrheit von 52 Prozent Abtreibung für Sünde, während dies 38 Prozent der Befragten ablehnen.

Junge Erwachsene halten sexuelle Identität für wählbar

Erfreut zeigten sich die Autoren über die Ergebnisse bei den Millenials, den 18- bis 34-Jährigen. Von ihnen gaben 62 Prozent an, dass es nur bei Jesus Christus ewiges Heil gebe. Bei der vorigen Befragung 2016 waren es noch 53 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung gibt es unter den jungen Erwachsenen zur Ansicht, dass Jesus einmal für alle Menschen sichtbar wiederkommen wird. Dem stimmten in diesem Jahr 64 Prozent dieser Generation zu, neun Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren. Jedoch habe sich diese Altersgruppe am liberalsten hinsichtlich Homosexualität und sexueller Identität gezeigt. Knapp jeder dritte Millenial ist etwa der Ansicht, dass man sich sexuelle Identität auswählen könne.

Es gibt viel zu tun, um biblische Inhalte zu predigen und theologisches Wissen zu vermitteln, resümieren die Autoren der Studie. Sie hofften, dass die Ergebnisse den Kirchen eine Hilfe sein können, um mehr Menschen mit der Verkündigung des christlichen Glaubens zu erreichen.

Von: Jonathan Steinert

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