Ursula Cabertas Esoterikbuch: Psyche ebenso schützen wie den Körper

Die ehemalige Leiterin der Hamburger Arbeitsgruppe Scientology, Ursula Caberta, rechnet in einem Buch mit den Vertretern der Esoterikszene ab. Auch Christen geht sie in ihrem "Schwarzbuch Esoterik" an.
Von PRO

Die Autorin beleuchtet kritisch verschiedene Gruppierungen und Vereine, die die Ängste und Wünsche von Menschen missbrauchen, um hieraus Profit zu schlagen. So unterschiedlich die Gruppierungen und Angebote auch seien: "Eines haben sie alle gemeinsam: Sie können Menschen schädigen, gesundheitlich oder ’nur‘ finanziell."

Als Anlass, dieses Buch zu schreiben, nennt die Autorin den wachsenden Markt an Esoterikangeboten und die ihrer Ansicht nach zu wenigen kritischen Betrachtungen. "Sicherlich ist hin und wieder etwas Kritisches zu lesen, aber im Vergleich zu den inzwischen sehr umfangreichen und undurchsichtigen Angeboten fällt die kritische Auseinandersetzung eher bescheiden aus." Der jährliche Umsatz von esoterischen Angeboten in Deutschland habe vor wenigen Jahren noch bei etwa 7 Milliarden Euro gelegen, heute seien es nach aktuellen Schätzungen bereits 20 Milliarden Euro. Als Gründe für den Einstieg in esoterische Organisationen nennt sie Orientierungslosigkeit, Angst vor sozialer Verantwortung und Selbstzweifel bis hin zu mangelndem oder fehlendem Selbstbewusstsein.

Als eine der ersten Überschriften findet sich in dem Buch: "Christliche Lehre und ihre Folgen". "Dass die christlichen Gemeinschaften selbstverständlich an staatlichen Autoritäten vorbei ihr eigenes Rechtssystem für völlig legitim halten, zeigt die immer noch anhaltende Diskussion um Opfer in katholischen und evangelischen Einrichtungen", heißt es in dem Kapitel. Die katholische Kirche nehme für sich das Recht in Anspruch, zu entscheiden, wann und bei welchen Straftaten die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werde. Diese für die Kirche selbstverständliche Denkweise, solche Fälle intern zu regeln, mache allzu deutlich, dass die Abstimmung zwischen Staats- und Kirchenrecht in Deutschland noch nicht vollständig sei. "Wie viele Straftäter in den Reihen der katholischen, aber auch der evangelischen Kirche sind bisher ungestraft davongekommen?", fragt die Autorin. Die Bibel liefere nicht nur die Interpretation eines liebenden, vergebenden Gottes. Sie könne auch Vorlagen für die "scheinbare Begründung von Ausgrenzung und kriegerischen Auseinandersetzungen" sein. "Das  Christentum nur als friedliche Religion zu sehen, ist leider irreführend."

Im Kapitel "Medien und Prominente" behandelt Ursula Caberta das Thema Esoterik in den Medien und nennt einige Prominente, die mit "spiritueller Offenheit durch die Medien geisterten". Besonders kritisiert sie hierbei den ehemaligen TV-Pfarrer Jürgen Fliege. "Hat der Mann denn alles vergessen, was er als christlicher Pastor mal gelernt hat?" Jürgen Fliege verkauft auf seiner Homepage die sogenannte "Fliege-Essenz“, eine Flüssigkeit, auf die er seine Hände auflege und der angeblich heilende Kräfte innewohnen. Begründet hatte Fliege sein Tun damit, dass während des Abendmahls ja nichts anderes geschehe, wenn Wein in das Blut Christi "verwandelt" werde.  "Er setzt sein besprochenes Wässerchen gleich mit einer christlichen Tradition", so die Autorin.

"Verbraucherschutz" gefordert

Auch Hape Kerkeling kritisiert sie. Der Showmaster und Schauspieler wurde 2006 in der Wochenzeitung "Die Zeit" mit den Worten zitiert: "Ich bin eine Art Buddhist mit christlichem Überbau". Mit diesem Ausspruch lebe Kerkeling vor, dass man sich seine "Patchwork-Religion" selber basteln könne. "Ihm wird nicht klar gewesen sein, dass er für viele Mischangebote auf dem Esoterik-Markt exakt die Vorgaben geliefert hat, sich ihren Weg zu suchen. Ihren Weg bei dem entsprechenden Anbieter auf dem Markt."

Die Popmusikerin Nena sieht sie als "sehr gute Werbung für ein individuelles spirituelles Leben". Gerade dadurch, dass sich die Musikerin von den Aussagen, sie sei Mitglied einer Sekte, differenzierte, mache sie Werbung für Esoterik. "Nena hat Recht, sie ist wahrscheinlich nirgends Mitglied, aber sie ist sympathisch und aufgeschlossen und – sehr bekannt." Die Anbieter der Esoterikangebote wehrten sich gegen das Stigma Sekte. "Wie schön, dass die prominente Nena Klarheit schafft: Spiritualität ist individuell und positiv, eine Sekte ist schlecht. Unbewusste Werbung für die Szene, besser kann es gar nicht laufen", schreibt Caberta.

Die Forderungen der Autorin sind eindeutig: Sie verlangt ein Gesetz, das den Markt der Esoterikangebote regelt. "Verbraucherschutz ist auch hier geboten. Die Psyche gehört genauso geschützt wie der Körper." Wenn man wolle, könne man schon lange etwas tun, um Menschen zu schützen und ihnen zu helfen, wenn sie Leid erfahren haben. Auch Christen sieht sie in der Pflicht, Stellung zu beziehen. "Man kommt nicht mehr umhin, gerade von kritischen Christen und aufgeschlossenen Würdeträgern einzufordern, sich auch mit den Entwicklungen im eigenen religiösen Bereich auseinander zu setzen." (pro)

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