Unternehmen Kirche

Die Kirche ist ein ökonomischer Betrieb, findet die Superintendentin im Kirchenkreis Berlin-Schöneberg, Birgit Klostermeier. Für ihre Dissertation zu diesem Thema wurde sie am Mittwoch durch die "Stiftung Sozialer Protestantismus" mit dem "Klaus-von-Bismarck-Preis" ausgezeichnet. Der SPD-Politiker Peer Steinbrück nutzte den Abend, um Kritik am kapitalistischen System zu üben.

Von PRO

In ihrer Dissertation "Das unternehmerische Selbst der Kirchen" analysiert Klostermeier, wie selbst die Kirche ökonomischen Zwängen unterliegt. Sie sei nur ein Anbieter unter vielen auf dem Markt der Religionen, fasste der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, ihre Arbeit am Mittwoch in Berlin zusammen. Auch die Kirche sei somit Sparzwängen unterworfen, müsse versuchen, Mitglieder zu gewinnen und für sich werben – nur mit dem Unterschied, dass sie nicht nur am Markt, sondern auch vor Gott bestehen müsse.

Schneider forderte, dass der Protestantismus auch vor diesem Hintergrund ein "kritisches Korrektiv" in der Gesellschaft bleibe. Sie müsse etwas in die ökonomische Gesellschaft einbringen, was nur die Kirche einbringen könne, auch jenseits von Spardebatten, Umbaumaßnahmen und Reformen.

Mit dem "Klaus-von-Bismarck-Preis" würdigt die "Stiftung Sozialer Protestantismus" wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit den sozialen Prägekräften des deutschen Protestantismus beschäftigen. Erinnert wird mit dem Namen des Preises an den früheren Intendanten des Westdeutschen Rundfunks und ehemaligen Kirchentagspräsidenten Klaus von Bismarck.

"Hunger frisst Demokratie"

Zur Überreichung des mit 10.000 Euro dotierten Stiftungspreises war auch der ehemalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück gekommen. In seiner Festrede kritisierte er die zunehmende ökonomische Steuerung der Gesellschaft. Selbst menschliche Beziehungen seien mittlerweile dem Diktat eines "enthemmten Kapitalismus" unterworfen. Für den Einzelnen zähle, was ihn beruflich voranbringe.

Doch Steinbrück wies auch auf ein Zusammenwirken von Ökonomie und Wohltätigkeit hin. "Erst wenn wir etwas erwirtschaftet haben, können wir es auch verteilen", sagte er und sprach sich gegen eine einseitige Dämonisierung der Marktwirtschaft aus. "Not zerstört sozialen Frieden" oder "Hunger frisst Demokratie" lauteten Steinbrücks kurze Formeln, die er für ein Plädoyer zur "Renaissance der sozialen Marktwirtschaft" und einer Stärkung der Zivilgesellschaft nutzte. (pro)

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