Die Polizistin Tania Kambouri hat in ihrem Buch „Deutschland im Blaulicht“ erschütternde Beispiele von Gewalt gegen die Polizei zusammengetragen. Sie erklärt: Besonders junge Muslime werden zu Tätern. Eine Rezension von Moritz Breckner
Von PRO
Foto: Piper-Verlag
Tania Kambouri hat selbst einen Migrationshintergrund – ihre Familie stammt aus Griechenland
Einzelfall. Schon auf der ersten Seite des Buches „Deutschland im Blaulicht – Notruf einer Polizistin“ von Tania Kamborio fällt der Begriff, der laut der Autorin früher noch zu Recht für Fälle von straffällig gewordenen Bürgern mit Migrationshintergrund verwendet wurde. Heute stimme diese Bezeichnung nicht mehr: „Die Zunahme von Respektlosigkeit und Aggressivität in unseren Städten ist mehr als auffällig“, schreibt sie. „Und man kommt nicht um die Feststellung herum, dass sich straffällige Personen mit Migrationshintergrund, vor allem junge Männer aus muslimisch geprägten Ländern, dabei besonders hervortun.“ Die Demonstration von Stärke und Gewalt werde in deren Umfeld belohnt: „Unsere Angst ist ihre Währung.“
Die Autorin arbeitet als Polizeikommissarin in Bochum und betont immer wieder, keine Vorurteile gegen Migranten schüren zu wollen. Schweigen will sie aber auch nicht über das, was sie täglich erlebt. Und so berichtet sie von muslimischen Kindern, die der Polizei auf der Nase herumtanzen, von Familien, die bei „Friedensrichtern“ Schlichtung suchen und von Flüchtlingsheimen, die „innerhalb kürzester Zeit regelrecht kaputtgewohnt werden“. Von Schlägern, die sich nicht um ihr Opfer, aber um ihre Ehre sorgen, wenn sie von einer Frau festgenommen werden.
Ihre beste Freundin sei Türkin, schreibt Kambouri. Beruflich macht sie mit dem Islam negative Erfahrungen: „Es gibt sicher Muslime, die zu unrecht verdächtigt werden. Aber viele begeben sich auch freiwillig in eine Opferrolle, aus der heraus sie dann genauso vorurteilsbeladen ihr Gegenüber attackieren, sei es die Polizei, der Staat oder Andersgläubige.“ Dies sei eine ermüdende Form der Doppelmoral. Gleichwohl beschreibe sie muslimische Täter als „muslimisch geprägt“, da unerheblich sei, ob sie nun wirklich gläubig seien oder nicht.
Warum der Migrationshintergrund von Tätern wichtig ist
Kambouri beschreibt hautnah, welchen Verhältnissen sie und ihre Kollegen tagtäglich begegnen. Hierin liegt eine Stärke des Buches. Zuweilen bleibt sie vage und spekulativ, etwa dann, wenn sie über Erziehungsmethoden in muslimischen Familien schreibt – ihre Vermutungen liegen nahe, mehr Belege oder Expertenmeinungen wären hier hilfreich gewesen. Warum nicht mehr Statistiken oder Fußnoten, die dem Buch mehr Gewicht verliehen hätten? Die Autorin ist glaubwürdig, ihre Ausführungen klingen oftmals aber zu sehr nach „Bauchgefühl“.
Bedenkenswert ist, was die Beamtin über die Polizeiliche Kriminalstatistik zu sagen hat. „Erst die Erfassung des Migrationshintergrundes macht Rückschlüsse auf Herkunft, Kultur, Tradition, Wertvorstellungen, Religion, patriarchalische Familienstrukturen, Integrationsprobleme etc. möglich.“ Oft werde erst dadurch das Motiv des Täters sichtbar, damit sei der Migrationshintergrund für das Strafverfahren von größter Bedeutung. Statistisch aber werde der Migrationshintergrund oft nicht erfasst, da jeder mit deutschem Pass für die Auswertung als Deutscher gerechnet würde.
Kambouris Buch ist eine wichtige, aufrüttelnde Analyse dessen, was vom deutschen Rechtsstaat dieser Tage übrig ist. Angesichts von Zahlen, wonach beispielsweise 80 Prozent der jugendlichen Gewalttäter Berlins türkischer oder arabischer Herkunft sind, erklärt die Polizistin: „Für ein Opfer ist es am Ende vielleicht egal, ob es von deutschen Neonazis oder Migranten verdroschen wurde – für die Ursachenforschung kann uns das nicht egal sein, wenn wir das Integrationsproblem in den Griff bekommen möchten.“ (pro)
Tania Kambouri: „Deutschland im Blaulicht – Notruf einer Polizistin“, Piper, 220 Seiten, 14,99 Euro. ISBN 9783492060240
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