Union will Kopten helfen: Ägypten-Reise geplant

Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte christliche Minderheiten weltweit künftig besser schützen, Innenminister de Maizière will sich um die Sicherheit der Kopten in Deutschland kümmern und der Unions-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder besucht noch in dieser Woche bedrängte Gläubige in Ägypten. Derweil hieß es aus der ägyptischen Botschaft, dem Staat am Nil liege es fern, Christen zu diskriminieren.

Von PRO

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich zum Schutz christlicher Minderheiten in der ganzen Welt bekannt. Glaubens- und Religionsfreiheit seien essenzielle Werte, "ein Kernwert der deutschen Außenpolitik", sagte die CDU-Vorsitzende am Mittwoch der "Passauer Neuen Presse". "Dass Leib und Leben von Minderheiten weltweit geschützt werden, auch der christlichen Minderheiten in zahlreichen Ländern, ist für uns ein zentrales Anliegen." Merkel erklärte weiter: "Es ist keine kulturelle, westliche, europäische, christliche Anmaßung, dass wir unsere Werte und Freiheitsrechte für universal gültig halten." Fast alle Staaten seien Mitglied der Vereinten Nationen und hätten die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte anerkannt. Kein kultureller Unterschied könne die Missachtung dieser Rechte rechtfertigen. "Wenn wir selbstbewusst zu unseren Werten stehen, verschafft uns das weltweit mehr Respekt und Anerkennung, als wenn wir es nur verschämt tun", sagte Merkel. Auch Bundespräsident Christian Wulff hat am Donnerstag seine Solidarität mit den koptischen Christen erklärt: "Ich finde, dass wir daran denken müssen, dass viele Christen in der Welt auch verfolgt sind. Heute denke ich vor allem an die koptischen Brüder und Schwestern", sagte er laut "Deutscher Presse-Agentur" (dpa) bei einem Empfang von Sternsingern in Berlin.

Kauder reist nach Ägypten

Volker Kauder (CDU) reist am Samstag nach Ägypten, um sich über die Lage der Kopten zu informieren, kündigte die Unions-Fraktion am Donnerstag auf Nachfrage von pro an. Gemeinsam mit der Kirchenbeauftragten der Fraktion, Maria Flachsbarth (CDU), und der stellvertretenden Vorsitzenden des Menschenrechtsausschusses des Bundestages, Ute Granold (CDU), wird der Fraktionsvorsitzende Gespräche mit der ägyptischen Regierung und muslimischen Vertretern führen, teilte die Fraktion weiter mit. "Die Zeichen der Solidarität vieler Muslime in Ägypten mit den Christen in den vergangenen Tagen waren für mich sehr beeindruckend", erklärte Kauder in einem schriftlichen Statement und weiter: "Die Attentäter von Alexandria hatten das Kalkül, religiösen Hass zu erzeugen. Das darf nicht geschehen. Nicht in Ägypten und an keinem anderen Ort der Welt."

Ägyptens Botschafter in Deutschland, Ramzy Ezzeldin Ramzy, erklärte derweil gegenüber "Spiegel Online", Kopten in seiner Heimat genössen genau wie Muslime den vollen Schutz des ägyptischen Staates. "Sie sind gleichgestellt in der Verfassung und haben die gleichen Rechte", sagte Ramzy, und weiter: "Es gibt absolut keine Benachteiligung der Kopten durch ägyptische Gesetze." Extremisten gebe es nicht nur in Ägypten, sondern auch in Deutschland, in den Vereinigten Staaten oder in Israel. "Die ägyptische Regierung ist in ihrem politischen Bestreben jedwede Form des Terrorismus zu bekämpfen vereint – wie alle anderen Regierungen auch, inklusive der deutschen", erklärte der Botschafter.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die koptischen Christen in Deutschland ermuntert, "selbstbewusst und wie immer" ihr Weihnachtsfest zu feiern. Der entsprechende Schutz der koptischen Gemeinden hierzulande sei veranlasst, sagte de Maizière laut der Tageszeitung "Die Welt". Konkrete Anschlagsdrohungen gegen Kopten in Deutschland gebe es nicht. De Maizière bezeichnete es als "traurig und beschämend", dass es erforderlich sei, "in Deutschland die Religionsausübung von der Polizei beschützen zu lassen". Insbesondere gelte dies, wenn es "um eine Christengemeinde geht, die dem Gebot der Nächstenliebe folgt und mit offenem Herzen und dem Willen zum Zusammenleben mit anderen Religionen den Menschen gegenübertritt". Der Minister zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass die Schutzmaßnahmen für die Kopten-Gemeinden "kein Dauerzustand" würden.

EKD: "Wir stehen an der Seite der Kopten"

Wie die Evangelische Kirche in Deutschland mitteilte, nimmt der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider am Weihnachtsgottesdienst der koptischen Christen in Düsseldorf teil. "Wir stehen an der Seite unserer bedrängten und verfolgten Glaubensgeschwister in aller Welt. Mit meinem Besuch in der St. Maria Kirche will ich dies deutlich zeigen. Ich teile die Trauer der koptischen Christen nach dem Anschlag in Alexandria", erklärte Schneider am Donnerstag. In einem Kondolenzbrief an das Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, Bischof Anba Damian, schreibt der Ratsvorsitzende: "Wir als Glieder der Evangelischen Kirche in Deutschland leiden mit den Gliedern der Koptisch-Orthodoxen Kirche, denn wir bekennen mit dem Apostel: Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder!"

So verständlich nun der Zorn der koptischen Christen sei, der sich in wütenden Demonstrationen in Ägypten Bahn breche, so wenig biete die Spirale der Gewalt eine Lösung, sagte Schneider weiter. Christen wie Muslime könnten den Willen Gottes nur erfüllen, wenn sie gemeinsam für den Frieden in der Welt wirkten. "Die Jahreslosung für 2011 ‚Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem‘ aus dem Römerbrief kann dafür eine verlässliche Richtschnur sein", so der 63-jährige Theologe. Der Anschlag von Alexandria ist nach Meinung Schneiders nur ein schreckliches Beispiel dafür, dass weltweit immer mehr Christinnen und Christen verfolgt und bedrängt werden.

Özdemir, Gröhe, Schneider: Sie alle besuchen koptische Gottesdienste

Die Christen sind nach Ansicht der früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, weltweit am stärksten von Verfolgung betroffen. "Man kann nur hoffen, dass die Kopten ihr Christfest in Deutschland in Frieden begehen können und in anderen Ländern der Welt natürlich auch", sagte Käßmann laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) am Mittwoch bei einem Besuch der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth.

Im ägyptischen Alexandria waren in der Neujahrsnacht bei einem Anschlag vor einer koptischen Kirche 23 Menschen getötet worden. Im Internet gab es auch Drohungen gegen Gotteshäuser in Deutschland. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen feiern die koptischen Christen am Donnerstag Weihnachten. Laut dpa wollen in Berlin auch der Grünen-Chef Cem Özdemir und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe die koptische Gemeinde in Lichtenberg besuchen. Auch der türkisch-islamische Verband "Ditib" in Köln hat sich laut "Welt" bestürzt über den Anschlag auf koptische Christen in der ägyptischen Stadt Alexandria geäußert. "Der feige, hinterhältige und menschenverachtende Anschlag zur Neujahrsnacht vor einem Gotteshaus ist in keiner Weise zu tolerieren und aufs Schärfste zu verurteilen", erklärte der Vorstand von Ditib am Mittwoch. Vertreter des Verbandes wollen an einem Gedenk- und Trauergottesdienst der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Frankfurt teilnehmen. Zum Festgottesdienst der koptischen Gemeinde in Düsseldorf hat sich zudem der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, angekündigt. (pro)

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