Unerbittlicher Sinnsucher

Am heutigen Donnerstag ist die Biographie über den verstorbenen Apple-Chef Steve Jobs erschienen. Darin zeichnet der Verfasser Walter Isaacson die vielschichtige Persönlichkeit Jobs' nach. Die Biographie gibt auch Auskunft über die religiösen Wegmarken seines Lebens.
Von PRO

Wenige Wochen nach dem Tod eines der erfolgreichsten Unternehmer der letzten Jahrzehnte erscheint nun die Biographie über Steve Jobs, der am 5. Oktober 2011 aufgrund einer Krebserkrankung gestorben war. Wie die Wochenzeitschrift "Die Zeit" in einer Rezension betont, ist kein Biograph Steve Jobs so nah gekommen wie Isaacson. Zugleich würden die negativen Aspekte seiner Person und seines Unternehmens verschwiegen. Insgesamt sei es ein "hübsch arrangiertes Bild des Heroen".

Der Biograph Isaacson sprach laut der Nachrichten-Webseite "Focus.de" mit etwa 100 Personen aus dem persönlichen und professionellen Umfeld von Jobs und führte mit ihm selbst etwa 40 Gespräche. Wie aus einem Interview der Wochenzeitschrift "Stern" mit Isaacson hervorgeht, war er Jobs‘ Wunschbiograph. Bereits 2004 sei Jobs an ihn herangetreten mit der Bitte, ein Buch über sein Leben zu schreiben. Damals sei Isaacson jedoch mit der Biographie über den Physiker Albert Einstein beschäftigt gewesen und habe abgelehnt. Unter dem Eindruck der Krebserkrankung habe Jobs‘ Frau Laurene Powell ihn 2009 nochmals gebeten, mit der Biographie zu beginnen, was er dann getan habe.

Wie "Focus.de" berichtet, finden sich in der Autobiographie einige Anekdoten, die Aufschluss über die religiöse Entwicklung Jobs‘ geben. Seine Adoptiveltern seien nicht religiös gewesen, hätten mit ihm aber regelmäßig die Kirche besucht. Im Alter von 13 Jahren sei Jobs mit einer Zeitschrift, deren Titel ein hungerndes Kind in Birma zeigte, zum Pastor der Gemeinde gegangen. Zunächst habe er ihn gefragt, ob Gott wisse, welchen Finger er heben würde, bevor er es tue. Dies habe der Pastor bejaht, Gott sei allwissend. Dann habe Jobs die Zeitschrift aus seiner Tasche gezogen, das Bild gezeigt und den Pastor gefragt, ob Gott auch über das Leid in Asien Bescheid wisse. Auch dies habe der Pastor bejaht, zugleich aber zugestanden, dass dies schwierig zu erklären sei. Daraufhin habe Jobs beschlossen, nie wieder in eine Kirche zu gehen.

Dies bedeutete laut "Focus.de" aber nicht das Ende seiner Sinnsuche. In den folgenden Jahren habe Jobs sich vor allem dem Zen-Buddhismus zugewandt. Dieser Religion hing er bis zum Ende seines Lebens an, wie Isaacson in dem Gespräch mit dem "Stern" andeutet: "In unseren Unterhaltungen sprach er viel davon, dass das ganze Leben ein Streben nach Erleuchtung sei – doch auch, dass der Weg selbst das Ziel ist, die Suche als ähnlich wichtig wie das Finden einer Antwort."

Die Biographie zeichnet laut "Zeit" das Bild eines sensiblen Menschen. Zahlreiche kleine Geschichten "führen vor, wie sehr Jobs geliebt und gebraucht werden wollte". Zugleich zeigen die Geschichten in der Biographie die unerbittliche Konsequenz seiner Persönlichkeit. Nach einer Lebertransplantation im Jahr 2009 habe er sich, nur halb bei Bewusstsein, geweigert, eine Atemmaske zu tragen, nur weil ihm deren Design nicht gefiel. Den Ärzten habe er nahegelegt, drei neue Modelle zu entwerfen, berichtet "Focus.de".

Isaacson führt die außergewöhnliche Persönlichkeit Jobs‘ auf dessen Familienumstände zurück. Als Adoptivkind habe er sich unabhängig gefühlt, als ob er nicht wirklich dazugehören würde. "Er wusste, dass er intelligenter war als seine Adoptiveltern. Für ihn, so meinte er, galten immer etwas andere Regeln als für die übrige Welt", sagte Isaacson gegenüber dem "Stern". (pro)

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