Und für das Kind eine Religion, bitte

Ein ungläubiger Vater sucht die richtige Religion für seine Kinder. In der MDR-Dokumentation „Welcher Glaube für mein Kind?“ besucht er Vertreter einer Reihe von Glaubensgruppen, um Rat und Eindrücke zu sammeln. Das Profil des Christentums kommt in der Sendung jedoch nicht zur Geltung. Eine TV-Kritik von Daniel Frick
Von PRO

Dass Kinder das Leben der Eltern umkrempeln, ist eine Binsenweisheit. Für Marc Burth, junger Vater zweier Kinder, stellt sich durch den Nachwuchs auch die Frage aller Fragen neu: Wie hältst du‘s mit der Religion? Oder besser: Wie sollen es die Kinder mit ihr halten? Denn Burth selbst hängt keinem Glauben an, möchte aber prüfen, ob es sinnvoll ist, Kinder religiös zu erziehen. Doch welche Religion ist geeignet?

Die Frage wird umso schwieriger, als in Burths Familie eine kunterbunte Ansammlung von Glaubensrichtungen vertreten ist: Die Mutter Jüdin, Vater und Tante Protestanten, die Schwiegermutter Altkatholikin, die Frau und der Schwiegervater muslimischen Glaubens, die Schwester gar Schamanin, eine „naturreligiöse Medizinfrau“.

Religiöser Tourismus

In der etwa 50-minütigen Dokumentation begleitet der Zuschauer Burth, der auch Regie führte,  auf der existenziellen Suche nach der „richtigen“ Religion. Für den Vater spielen sowohl pragmatische wie auch ideelle Überlegungen eine Rolle. Die katholische Schwiegermutter rät etwa, die Kinder christlich zu erziehen, weil es schlicht die Mehrheitskultur im Abendland ist und die Kinder es dann leichter hätten, weil sie dann zur Mehrheit gehörten. Ansprechend findet Burth aber auch Religionen wie den Hinduismus, da dieser Glaube ohne Konzept auskomme.

Burth wird auch in Kindergärten verschiedener Glaubensrichtungen und Geistesströmungen vorstellig, darunter der humanistische Kindergarten, der den Kindern den Glauben an die eigene Kraft vermittelt. Burth besucht einen protestantischen Pfarrer, für den die Pointe des Christentums nicht in der Auferstehung Jesu Christi liegt, sondern in der Frage des am Kreuz sterbenden Christus nach seinem Gott.

Es muss offen bleiben

An dieser Stelle stellt sich die Frage, worin der Wert solcher Sendungen liegt. Es mag dem Gedanken der Ausgewogenheit gerecht werden, alle Religionen zu Wort kommen zu lassen. Dann kann das Publikum entscheiden, ob für Kinder die Gotteserfahrung beim Yoga mittels eines „Schwenks des Bewussteins“ ansprechend ist oder doch die „Erfahrung von Gott, von der Ganzheit“ bei der Meditation die richtige Wahl.

Im Markt der Religionen sollte dann aber auch das Christentum profiliert wiedergegeben werden. Wenn davon die Rede ist, dass der Hinduismus von einem Kreislauf von Tod und Leben spricht, darf erwähnt werden, dass der christliche Glaube davon ausgeht, dass dieser Kreislauf durchbrochen ist.

Darüber hinaus drängt sich der Eindruck auf, dass die Suche von Anfang an darauf ausgelegt war, am Ende nichts zu finden. Nicht anders ist es zu erklären, dass Burth „irritiert“ ist, als er einer Gruppe von jungen Baptisten begegnet, die von ihrem Glauben „durchdrungen“ scheinen und er dann Abstand nimmt, weil nach seinem Eindruck kein Raum für Zweifel bleibt – obwohl genau dies die Baptisten betonen.

Für Burth jedenfalls steht am Ende ein Gewinn: Eine angemessene Religion hat er zwar nicht gefunden. Aber nun weiß er, was er tun soll: Er wird die „Gretchenfrage“ seinen Kindern überlassen. Und schließt nicht aus, dass er sich einst von ihnen in religiösen Fragen belehren lässt. (pro)

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